Neben Typhus und Cholera hat im 18. Jahrhundert bekanntlich auch die sogenannte Schweizerkrankheit etliche Heere dezimiert. Uner-trägliches Heimweh machte aber nicht nur abgehärtete Söldner zu wehleidigen Deserteuren, sondern auch junge, gutmütige Dienst-mädchen zu grausamen und rücksichtslosen Brandstifterinnen und Kindesmörderinnen. Besonders mit letzteren hat sich 1909 der angehende Arzt Karl Jaspers in seiner Dissertation „Heimweh und Verbrechen“ auseinandergesetzt. In dieser von der Jaspers-For¬schung meist als rein akademische Pflichtübung vernachlässigten Arbeit hat Jaspers nicht nur ein scheinbar bereits erledigtes Thema auf den neuesten Stand der Psychiatrie gebracht, sondern vor allem neue Diskursregeln für die Psychopathologie etabliert. Durch seine räsonierte Aufmerksamkeit auf das Archiv und auf ausführliche Krankengeschichten hat Jaspers hier – wenn auch erst ansatzweise – jene neue biographische Methode skizziert, die unentbehrlich für die verstehende Psychologie werden sollte.
Karl Jaspers (1883–1969) zählt zu den bedeutendsten deutsch-sprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Promoviert in Medizin, habilitiert für Psychologie, war er bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime 1937 Ordinarius für Philosophie in Heidelberg. 1948 folgte Jaspers einem Ruf an die Universität Basel, wo er bis zu seiner Emeritierung 1961 lehrte.
Hinweise zur Teilnahme:
Der Vortrag ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.
Termin:
25.07.2018 18:15 - 20:00
Veranstaltungsort:
Karlstraße 4, Akademie der Wissenschaften, Vortragssaal
69117 Heidelberg
Baden-Württemberg
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Psychologie
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
19.07.2018
Absender:
Dr. Herbert von Bose
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event61065
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