Konzeption: Achim Saupe (ZZF Potsdam/Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität)
Die Panels entstanden in Zusammenarbeit mit Katja Stopka, Bodo Mrozek und Annelie Ramsbrock (alle ZZF Potsdam)
Das zentrale Anliegen der Konferenz ist es, die Semantik des Authentischen (Konzeptionen von Ursprung und Originalität, von Unverstelltheit, der Treue zu sich selbst etc.) über zwei Jahrhunderte exemplarisch aufzuschließen und dabei die Bedeutung von personalen und gruppenbezogenen Authentizitätskonzeptionen nicht nur für das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft zu hinterfragen, sondern zugleich das Augenmerk darauf zu richten, welche Konzeptionen von Geschichte mit unterschiedlichen Authentizitätskonzepten in der Moderne verbunden sind.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gewinnen sowohl die Vorstellung eines authentischen, expressiven Selbst als auch die Idee vermeintlich authentischer Kollektive – insbesondere im Zuge des Nationalismus und Kolonialismus – an gesellschaftlicher und politischer Überzeugungskraft. Spätestens seit den 1970er Jahren sind Authentizitätsideale (und der Ruf nach dem autonomen Subjekt) fester Bestandteil von Praktiken und Politiken des Selbst. Während der Diskurs über personale, subjektive Authentizität zutiefst mit Prozessen der Individualisierung verknüpft ist, sind Vorstellungen kollektiver oder gruppenbezogener Authentizitäten zunehmend in die Kritik geraten, auch wenn sie im Zuge der Dekolonisierung, den Neuen Sozialen Bewegungen, des Kommunitarismus oder heute in der sichtbaren Re-Nationalisierung immer wieder eine wichtige Rolle spielen.
Traditionell sind Authentizitätsdiskurse in verschiedene Entfremdungserzählungen eingebunden: Das Selbst entfremdet sich von der Natur, von der Arbeit oder von der Gemeinschaft; es gilt vor der Folie der Massengesellschaft als beliebig und austauschbar, um im Informations- und Medienzeitalter vor den Herausforderungen der Medialisierung und Virtualisierung seiner Lebenswelt zu stehen. Authentizitätskonzepte werden insofern häufig als Antagonisten aufgerufen, um das Partikulare gegenüber dem Allgemeinen zu betonen, und sie verbinden dabei identitätsstiftende Prozesse der Individualisierung, Subjektivierung und Vergemeinschaftung.
PROGRAMM
Donnerstag, 13. September 2018
13.00 Uhr
Martin Sabrow (Potsdam/Berlin) Begrüßung
Achim Saupe (Potsdam) Einführung
Philipp Sarasin (Zürich) Keynote:
'Knowledge of the self' und das Problem der Authentizität in den 1970er Jahren
Panel I: Intellektuelle und gesellschaftliche Projektionen des „authentischen“ Selbst
14.30 - 16.45 Uhr
Achim Saupe (Potsdam) Einleitung/Moderation
Dirk Rose (Innsbruck)
Recht und Gesang. Zum medialen Ort des Authentischen bei Johann Gottfried Herder
Günter Leypoldt (Heidelberg)
Das tiefe Selbst: romantische Innerlichkeit und die Entstehung nationaler Identität
15.15 - 15.30 Uhr Pause
Christian Geulen (Koblenz)
Die versiegende Quelle des Authentischen: Über Natur im 20. Jahrhundert
Tilmann Siebeneichner (Berlin)
Auf der Suche nach dem „echten Kollektiv“: Gemeinschaft und Gewalt in der Weimarer Republik
16.45 - 17.15 Uhr Pause
Panel II: Authentizitätskonstruktionen in der Literatur
17.15 - 19.00 Uhr
Katja Stopka (Potsdam) Einleitung/Moderation
Christoph Zeller (Nashville)
Der Dichtung heiligster Bezirk: Wie Hugo Ball durch Laute seine Ruhe fand
Jörg Döring (Siegen)
Authentisierung in westdeutschen Kriegserzählungen um 1950
Claus Pias (Lüneburg)
Creative Computing, Uncreative Writing, 1970/2010
19.30 Uhr Abendessen
Freitag, 14. September 2018
Panel III: Das authentische Selbst in der populären Musik
9.00 - 10.45 Uhr
Bodo Mrozek (Berlin/Potsdam) Einführung/Moderation
Steffen Just (Berlin)
Figur vs. Authentizität. Theatrale Inszenierungen im populären Musiktheater, 1890-1930
Dietmar Elflein (Braunschweig)
What’s going on? Soul und Authentizität. Spuren einer problematischen Beziehung
Fabian Holt (Roskilde)
Lost in the crowd? Music festivals in late modernity
10.45 - 11.15 Uhr Pause
Panel IV: Konzepte des Authentischen bei der physischen und psychischen Konstituierung des Selbst
11.15 - 13.00 Uhr
Annelie Ramsbrock (Potsdam) Einleitung/Moderation
Nina Mackert (Erfurt)
How to train the appetite into natural paths. Zur Ambivalenz des Authentischen in
US-amerikanischen Ernährungsdiskursen des frühen 20. Jahrhunderts
Maik Tändler (Jena)
Aporien therapeutischer Authentizität in den 1970er Jahren
Barbara Orland (Basel)
Das Drama des Lebens. Authentizität und Fiktion der pränatalen Bildgebung
13.00 - 14.00 Uhr Mittagsimbiss
Abschlussdiskussion
14.00 - 15.00 Uhr
Moderation: Achim Saupe (Potsdam)
Martin Sabrow (Potsdam), Philipp Sarasin (Zürich), Katja Stopka (Potsdam)
Hinweise zur Teilnahme:
Anmeldungen nimmt bis zum 9. September 2018
Anna Kleuser entgegen: kleuser@zzf-potsdam.de
Termin:
13.09.2018 ab 13:00 - 14.09.2018 15:00
Anmeldeschluss:
09.09.2018
Veranstaltungsort:
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Großer Seminarraum
Am Neuen Markt 9d
14467 Potsdam
Brandenburg
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
30.08.2018
Absender:
Marion Schlöttke
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event61394
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