Schon in der Weimarer Republik wurde Berlin oft als Babylon bezeichnet. Babylon Berlin diente als Sinnbild der rasant wachsenden Metropole, die hoch hinaus wollte und Menschen aus aller Welt anzog. Es stand für das Sündenbabel der Reichshauptstadt, die sich von den gesellschaftlichen Zwängen des Kaiserreichs verabschiedete und Freiheit und Freizügigkeit gewährte. Doch Babylon wäre nicht Babylon, wenn darauf nicht der jähe Absturz in die Diktatur gefolgt wäre. So steht die Chiffre gleichermaßen für den Mythos der Freiheit als auch für die Ambivalenz der Moderne. Genau das macht den Reiz von Babylon Berlin aus und erklärt, warum der Topos seit nunmehr fast einem Jahrhundert einen festen Bestandteil der Berliner Stadterzählung bildet. Mit den erfolgreichen Kriminalromanen von Volker Kutscher und ihrer aufwändigen Verfilmung durch Tom Tykwer hat der Mythos Babylon Berlin einen weiteren Schub erhalten. Dabei beruht der Erfolg der Bücher und der Serie zu einem großen Teil auf der wachsenden Anziehungskraft Berlins, das geschickt als „Stadt der Freiheit“ inszeniert und vermarktet wird. In seinem Vortrag nähert sich Hanno Hochmuth dem Mythos anhand ausgewählter populärer Auseinandersetzungen mit dem Berlin der Weimarer Republik: angefangen bei den zeitgenössischen Filmen Fritz Langs über Bob Fosses „Cabaret“ bis hin zur Serie „Babylon Berlin“.
Der Referent:
Hanno Hochmuth, 1977 geboren, ist wissenschaftlicher Referent am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte Berlins, DDR-Geschichte, Public History und Geschichtstourismus. Zu seinen Publikationen zählt Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin (2017).
Die Vortragsreihe:
Fast drei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Vereinigung verdient die Weimarer Republik zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Entstehung neue Aufmerksamkeit. Die Vorlesungsreihe diskutiert die verpassten Chancen und die strukturellen Defizite, fragt aber auch nach langfristigen und womöglich bis heute anhaltenden Wirkungen der ersten deutschen Republik. Sie widmet sich der Eigenart und dem Stellenwert der ersten deutschen Republik innerhalb der längeren Geschichte und diskutiert zudem die Bedeutung der mit „Weimar“ verbundenen Kultur des Politischen für ihre Nachgeschichte bis in die Gegenwart.
Die Veranstalter:
- Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
- Stiftung Topographie des Terrors Berlin
- Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
in Kooperation mit:
- Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Deutsches Historisches Museum Berlin
Weitere Informationen zur Ringvorlesung:
http://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/offentliche-ringvorlesung-weimars-wirku...
Hinweise zur Teilnahme:
Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Termin:
12.11.2018 18:00 - 20:00
Veranstaltungsort:
Deutsches Historisches Museum Berlin
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Brandenburg
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
05.11.2018
Absender:
Stefanie Eisenhuth
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event62050
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