Nach den Recherchen des Historikers Gunnar Take für seine Dissertation war Andreas Predöhl, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft von 1934 bis 1945, funktionaler Teil des Nationalsozialismus. Unter ihm habe das Institut zur Effizienzsteigerung der NS-Herrschaft beigetragen. Auf Grundlage seiner Länderanalysen zu Rohstoffvorkommen oder Versorgungswegen hätten die Nazis ihre Angriffskriege geplant. Take forschte vier Jahre lang zum Thema und wurde vom IfW Kiel unter anderem durch den Zugang zu seinen Archiven und mit einer Beteiligung an den Druckkosten für die Forschungsarbeit unterstützt.
Das IfW Kiel hat sich in der Vergangenheit immer wieder mit seiner Geschichte auseinandergesetzt. Zuletzt wurden unter der Präsidentschaft Dennis Snowers (2004–2019) zum 100. Gründungsjubiläum im Jahr 2014 die Arbeit des Instituts während der Nazi-Herrschaft und die damaligen Vorgänge innerhalb des Hauses publizistisch beleuchtet. Eine tiefgreifende Erforschung der Themen und Arbeitsweisen des Instituts während der NS-Jahre und auf Basis von internationalen Primärquellen gab es bisher aber nicht.
„Wir sind sehr froh, dass sich mit Gunnar Take ein Historiker aus eigenem Antrieb der Institutsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus angenommen hat. Diese unabhängige Forschungsarbeit ist für uns wichtig und wertvoll. Die Geschehnisse am Institut während der NS-Zeit sind beschämend und verstörend“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.
„Die Aufarbeitung der Geschichte des Instituts ist damit nicht abgeschlossen. Wir laden ein zur Forschung und unterstützen sie, unsere Archive stehen offen. Dabei geht es nicht darum, über Menschen zu richten, sondern aus der Vergangenheit zu lernen und die Wachsamkeit gegenüber der politischen Beeinflussung von Wissenschaft zu erhöhen. Versuche, Forschung zu instrumentalisieren, sind kein Alleinstellungsmerkmal der Nazi-Zeit.“
Die Dissertation von Gunnar Take „Forschen für den Wirtschaftskrieg – Das Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus“ wird heute Abend vorgestellt. Anschließend diskutieren Take und Felbermayr unter anderem mit FAZ-Herausgeber Gerald Braunberger und dem Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl zum Thema „Das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik am Beispiel des IfW Kiel“.
Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: https://www.ifw-kiel.de/de/institut/veranstaltungen/other-events/2020/forschen-f....
Die Dissertation von Dr. Gunnar Take ist über den Buchhandel zu beziehen: https://www.degruyter.com/view/product/529393.
Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D.
Präsident
T +49 0431 8814-235
felbermayr@ifw-kiel.de
Medienansprechpartner:
Mathias Rauck
Pressesprecher
T +49 431 8814-411
mathias.rauck@ifw-kiel.de
Institut für Weltwirtschaft
Kiellinie 66 | 24105 Kiel
T +49 (431) 8814-774
F +49 (431) 8814-500
www.ifw-kiel.de
Hinweise zur Teilnahme:
Bitte melden Sie sich zur Veranstaltung per E-Mail an unter: events@ifw-kiel.de.
Termin:
20.02.2020 ab 18:00
Anmeldeschluss:
20.02.2020
Veranstaltungsort:
Düsternbrooker Weg 120
Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW), Großer Lesesaal
24105 Kiel
Schleswig-Holstein
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
Arten:
Pressetermine, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
20.02.2020
Absender:
Mathias Rauck
Abteilung:
Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event65970
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