Der geplante Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung in Deutschland bis Ende der 2030er Jahre stellt die Landes- und Regionalgeschichte sowie die entsprechenden Kulturinstitutionen vor große Herausforderungen. Zum einen haben Montan-, Wirtschafts-, Sozial-, Landes- und Umweltgeschichte den Braunkohlenbergbau lange vernachlässigt. Während Branchen und Regionen des Steinkohlenbergbaus und der Stahlindustrie gut erforscht und museal erschlossen sind, steckt die Erforschung der Geschichte des Braunkohlenbergbaus noch in den Kinderschuhen. Zum anderen wurde auch die Verteilung dieser Form des Bergbaus auf mehrere Reviere – vor allem das Mitteldeutsche, das Lausitzer sowie das Rheinische Revier – noch nicht hinreichend reflektiert.
Wie kann der Braunkohlenbergbau historisiert werden? Eignen sich dazu gängige Narrative der Wirtschafts- und Sozialgeschichte schwerindustrieller Ballungsräume? Oder erfordern die lange Geschichte des Ausstiegs aus der Braunkohlenförderung und -verstromung sowie der im Gegensatz zu üblichen Fällen der Deindustrialisierung völlig andere Kontext neue Erzählweisen und Fokusse? Auf dem Workshop sollen zunächst der bisherige Stand der Geschichtsschreibung zu dieser Branche bilanziert und neuere Ansätze zur Erforschung der Geschichte des Braunkohlenbergbaus diskutiert werden. Darüber hinaus dient der Austausch dazu, die Potentiale des Paradigmas der Industriekultur für die anstehende Transformationsphase auszuloten. Zudem steht der Mehrwert transregionaler Perspektiven für die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Braunkohlenreviere im Mittelpunkt.
PROGRAMM:
Donnerstag, 2. Dezember 2021
9.30 bis 10.00 Uhr – Ankommen.
10.00 bis 10.30 Uhr
Jan Kellershohn: Begrüßung und Einführung.
Panel I: Montanreviere als Raumkonfigurationen – Moderation: Maik Netzband (DOKMitt e. V.).
10.30 bis 12.00 Uhr
Felicitas Kahle (Thurnau): Potentiale des Raums – raumtheoretische Überlegungen zu Bergbaugebieten in transregionaler Perspektive.
Martin Baumert (Bochum): ›Eine Synthese aus Natur und Technik‹? Braunkohlenbergbau und Rekultivierungsforschung in der DDR 1949 bis 1972.
12.00 bis 13.00 Uhr – Mittagessen.
Panel II: Die Geschichte des Braunkohlenbergbaus zwischen Umwelt-, Demokratie-, Wirtschaftsgeschichte – Moderation: Martin Baumert (Bochum).
13.00 bis 14.30 Uhr
Christian Möller (Düsseldorf): ›Landschaft in Not‹. Braunkohletagebau, Umweltfolgen und demokratischer Wandel im Rheinischen Revier.
Benedikt Ertl (Thurnau): Auf Braunkohle gebaut. Die Bedeutung des Wackersdorfer Tagebergbaus für Bayerns Energiepolitik in den ersten Nachkriegsjahren.
14.30 bis 15.00 – Kaffeepause.
Panel III: Geschichtslandschaften der Braunkohle – Moderation: Felicitas Kahle (Thurnau).
15.00 bis 17.00 Uhr
Jenny Hagemann (Cottbus): Von der Industrie zur Industriekultur und zum kulturellen Erbe: der Lausitzer Tagebau und seine Folgelandschaften.
Danny Könnicke (Museumsverband Sachsen-Anhalt): Digitalisierung der Technik – Perspektiven für Industrie- und Technikmuseen (Arbeitstitel).
Alrun Berger (Bonn): Leben mit Umbrüchen. Laufende Überlegungen zur übergreifenden Vermittlung des kulturellen Erbes im Rheinischen Revier.
17.00 bis 17.30 Uhr – Kaffeepause.
Abendvortrag – Moderation: Jan Kellershohn (Halle [Saale]).
17.30 bis 19.30 Uhr
Helen Wagner (Erlangen/Nürnberg): Die Zeit der Industriekultur. Vergangenheit als Zukunft im Ruhrgebiet.
Im Anschluss: gemeinsames Abendessen.
Freitag, 3. Dezember 2021
Panel IV: Schwerindustrie als Wissensgenerator – Moderation: Alrun Berger (Bonn).
9.00 bis 11.00 Uhr
Susanne Friederich/Petra Schug/Manfred Böhme/Andreas Ohse/Martin Schneider/Elisabeth Rüber-Schütte (Halle [Saale]): Das Geiseltal – 45 Millionen Jahre Braunkohlegeschichte.
Sabine Breer (Erlebniswelt Museen e. V.): Auf Halde. Die Kunstsammlung des Bergbaukonzerns Mansfeld.
Jan Kellershohn (Halle [Saale]): Von Urpferdchen und Wünschelruten. Der mitteldeutsche Braunkohlenbergbau und das Wissen von der Erde (1920er bis 1940er Jahre).
11.00 bis 11.15 Uhr – Kaffeepause.
Panel V: Die Erinnerungs- und Erfahrungsgeschichte der Braunkohle – Moderation: Sabine Breer (Erlebniswelt Museen e. V.).
11.15 bis 13.15 Uhr
Valeska Flor (Bonn): Abgetragene Erinnerungen und Erfahrungen. Die Aushandlung von Vergangenheit, Gegenwart und antizipierter Zukunft in tagebaubedingten Umsiedlungsmaßnahmen.
Katharina Schuchardt (Dresden): ›Aber ändern sich die Menschen, ändert sich auch die Umgebung.‹ Kulturanthropologische Perspektiven auf die Lausitz.
Maik Netzband (DOKMitt e. V.): Die Menschen des Mitteldeutschen Reviers als Akteure des Strukturwandels.
13.15 bis 14.00 Uhr – Mittagessen.
Abschlussdiskussion
14.00 bis 15.00 Uhr
Hinweise zur Teilnahme:
Eine kostenfreie Teilnahme ist im Rahmen des aufgrund der geltenden Schutzbestimmungen begrenzten Platzkontingents möglich. Wir bitten um eine Anmeldung per E-Mail an jkellershohn@lda.stk.sachsen-anhalt.de bis zum 21. November 2021. Die Teilnahme ist an die Vorlage eines tagesaktuellen negativen Testergebnisses oder einen Nachweis des vollständigen Impfschutzes beziehungsweise einer Genesung gebunden (3G-Regelung). Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt behält sich in Abhängigkeit der Entwicklung des Infektionsgeschehens vor, die Teilnahmemöglichkeiten von Gästen auch kurzfristig einzuschränken beziehungsweise die Tagung teilweise oder insgesamt digital durchzuführen.
Termin:
02.12.2021 ab 09:30 - 03.12.2021 15:00
Anmeldeschluss:
21.11.2021
Veranstaltungsort:
Hörsaal des Landesmuseums für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Straße 9
06114 Halle (Saale)
Sachsen-Anhalt
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Energie, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Umwelt / Ökologie
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
19.10.2021
Absender:
Alfred Reichenberger
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event69923
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