Reinhart Kosellecks Zeitschichten‐Metapher hat vielfältige Inspirationen für eine in Räumen zu denkende Theorie Historischer Zeiten geliefert. Im Zuge einer florierenden Erinnerungskultur seit den 2000er Jahren hat sie darüber hinaus eine erstaunliche öffentliche Karriere hingelegt und verschiedene praktische Umsetzungen gefunden. Zunehmend finden sich archäologische Fenster in Innenstädten und Gedenkstätten, zeithistorische Archäologie verwandelt die jüngste Zeitgeschichte in einen Ausgrabungsort und verortet Erinnerungen und Ereignisse in tieferliegenden, verschütteten Schichten. In der Denkmalpflege präpariert man Zeitschichten heraus, um unterschiedliche Bau‐ und Nutzungsphasen sichtbar zu machen und zu erhalten. Historisierende Neubauten erhalten ihre Patina durch Spolien. Städte, Landschaften und Erinnerungsorte werden als pluri‐temporale Gefüge begriffen, in denen anhand verschiedener Zeitschichten unterschiedliche Epochen und politische Regime abgelesen werden.
Die Tagung thematisiert einerseits eine kritische Historisierung der Zeitschichten‐Metapher und die mit ihr verbundenen praktischen Umsetzungen in der Public History. Gefragt werden soll, welche Rolle die Visualisierung und Ästhetisierung von Zeitschichten und multiplen Temporalitäten in früheren Epochen gespielt hat. Zu denken ist an Zeit‐Raumdarstellungen in den Künsten, die Tradition der Spolienarchitektur, ebenso wie an Museumsbauten, die etwa im Bereich der Naturkundemuseen des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Zeiten und Zeittheoreme veranschaulicht haben. Ein zentrales Anliegen ist es zudem, das geschichtskulturelle Selbstverständnis und die politischen Konsequenzen aufzuzeigen und zu hinterfragen, die mit der zeiträumlichen „Tiefenhistorisierung“ des öffentlichen Raums einhergehen. Damit verbunden ist auch die Frage, ob die Sedimente‐Metapher der Überlagerung, des Bruchs und des Auseinanderklaffens von Zeitschichten heute bereits durch Konzepte wie „Chronoferenzen“, „Polychronien“ oder „Pluritemporalität“ abgelöst wurde – oder welches Potential diese Begriffe haben, Geschichte im öffentlichen Raum neu zu denken und neu zu zeigen.
Konzeption der Tagung: Achim Saupe, Koordinator des Leibniz Forschungsverbunds (LFV) „Wert der Vergangenheit“ am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)
Zum Programm der Tagung:
Auf der Website des ZZF Potsdam unter dem Link:
https://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/zeitschichten-pluritemporalitat-der-ge...
oder im Pdf-Flyer im Anhang
Mehr zum LFV "Wert der Vergangenheit":
https://zzf-potsdam.de/de/forschung/linien/leibniz-forschungsverbund-wert-der-ve...
Hinweise zur Teilnahme:
Die Tagung findet ausschließlich in Präsenz mit eingeschränkter Teilnehmer*innenzahl statt.
Anmeldung bitte online bis zum 10.10.2022 unter: https://eveeno.com/594217971
Termin:
13.10.2022 ab 13:00 - 14.10.2022 16:00
Anmeldeschluss:
10.10.2022
Veranstaltungsort:
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Großer Seminarraum
Am Neuen Markt 9d
14467 Potsdam
Brandenburg
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
28.09.2022
Absender:
Marion Schlöttke
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event72581
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