Wir leben in einem ›Zeitalter der Inseln‹ – einer Ära, die sowohl durch ihr Verschwinden als auch durch einen beispiellosen Boom neu geschaffener künstlicher Inseln gekennzeichnet ist. Der Vortrag befasst sich mit schwimmenden Städten als einem besonderen Fall solcher Inseln, der ihre politischen, sozioökonomischen, ökologischen und zukunftsbezogenen Potenziale verdichtet. Aus medien-, wissens- und technikgeschichtlicher Perspektive werden schwimmende Städte als ›spekulative Objekte‹ in einer dreifachen Perspektive untersucht:
- Erstens materialisieren sich in ihnen beispielhaft die medialen Aspekte von Architektur, denn ihre Konstruktion und Infrastruktur muss sich an die Dynamik des sie umgebenden Meeres anpassen.
- Zweitens folgen schwimmende Städte oft explizit einer öko-utopischen Denkweise und dienen als heterotopische Projektionsflächen für autarke und ›klimaneutrale‹ Kreislaufsysteme.
- Drittens bergen schwimmende Städte auch in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht besondere Reize. So transportieren Bewegungen wie Seasteading den technologischen Solutionismus des Silicon Valley und die libertäre Ideologie Kaliforniens in internationale Gewässer.
Der Vortrag verbindet einige beispielhafte Entwürfe aktueller ozeanischer Siedlungsprojekt mit einer architektonischen ›vergangenen Zukunft‹ schwimmender Stadtentwürfe aus ihrer Blütezeit in den 1960er und 1970er Jahren und diskutiert das anhaltende spekulative Potenzial einer urbanistischen Hinwendung zum Meeresraum für ökologische, wirtschaftliche und soziale Ordnungsvorstellungen.
Sebastian Vehlken ist Professor für Wissensprozesse und Digitale Medien am Deutschen Schiffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) in Bremerhaven und an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Er promovierte 2010 am Kulturwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zur Mediengeschichte der Schwarmforschung. Von 2013–2022 war er Juniordirektor und später Senior Researcher in der DFG-Kolleg–Forschungsgruppe Medienkulturen der Computersimulation und von 2017–2021 Professor im Bereich Medientheorie und Mediengeschichte an der Leuphana Universität Lüneburg.
Hinweise zur Teilnahme:
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.
Termin:
05.02.2025 ab 18:30
Veranstaltungsort:
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8
10719 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
06.01.2025
Absender:
Georgia Lummert
Abteilung:
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL)
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event78415
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