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Während der frühe Nietzsche (zumal die "Geburt der Tragödie") von Schiller bedeutend beeinflusst ist, setzt mit "Menschliches, Allzumenschliches" ein radikaler Wertungswandel ihm gegenüber ein, indem sich Nietzsches eigener Wandel nach der "Loslösung" von Richard Wagner spiegelt. Nun erscheint Schiller als poetischer Vorläufer Wagners in gänzlich fragwürdigem Licht, und Goethe wird als eine Art Anti-Wagner auch zu seinem Antipoden stilisiert. War Goethe im Umfeld der Revolution von 1848 zunehmend in den Schatten Schillers geraten, auf den die bald enttäuschten Freiheitsillusionen des Bürgertums projiziert wurden, so kehrt Nietzsche die bildungsbürgerliche Wertung radikal um und versetzt dem Monument Schillers einen Stoß, von dem er sich bis heute nie mehr ganz erholen sollte. Durch ihren Rekurs auf Nietzsche verstellte sich die ästhetische Moderne vielfach selber das Bild Schillers, ohne zu ahnen, dass dieser hinter dem Rücken seines Zerrbilds in manchen Positionen Nietzsche durchaus nahe und ein geheimer Wegweiser in die Moderne gewesen ist.
Herr Prof. Dr. Dieter Borchmeyer ist Ordinarius für Neuere deutsche Literatur und Theaterwissenschaft an der Universität Heidelberg. Im Oktober 2000 Bayerischer Literaturpreis (Karl-Vossler-Preis)
Hinweise zur Teilnahme:
Unkostenbeitrag: Euro 6.--/4.--
Voranmeldung nicht erforderlich
Termin:
30.06.2003 19:00 - 22:00
Veranstaltungsort:
Seidlvilla, München-Schwabing, Nikolaiplatz 1b, Zenzl-Mühsam-Saal
80802 München
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
Arten:
Eintrag:
05.06.2003
Absender:
Dr. Beatrix Vogel
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
unbekannt
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event8684
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