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Wissenschaft
09.05.2006 - 10.05.2006 | Göttingen
Zentrale Veränderungen in der Gesellschaft stehen in engem Zusammenhang mit dem Strukturwandel von Arbeit. Und der Ort, an dem dieser Strukturwandel für die Beschäftigten unmittelbar wirksam wird, ist der Betrieb. Für die sozioökonomische Berichterstattung ergibt sich hier eine bedeutsame Forschungsperspektive, nämlich Gesellschaft "im Betrieb" zu beobachten. Hier werden ökonomische Strategien konkret und fassbar, hier können ihre Konsequenzen für Arbeit und Lebensweise der Beschäftigten untersucht werden. Im Mittelpunkt des Werkstattgesprächs steht die Frage, wie diese Perspektive für die regelmäßige Erfassung und Bewertung des sozialen und ökonomischen Wandels genutzt werden kann.
So entscheidet sich beispielsweise im Betrieb, ob und in welcher Form Beschäftigte eingestellt werden. Im Betrieb werden Aufstiegs- undQualifizierungschancen angeboten oder verwehrt. Betriebliche Entlohnungspraktiken sind entscheidend für den individuellen und familiären Wohlstand. Die konkrete Ausgestaltung von Arbeitszeiten im Betrieb beeinflusst die individuellen Möglichkeiten, Familie, Freizeit und Arbeit in Balance zu halten. Der Betrieb ist zugleich ein sozialer Ort: Das Klima zwischen Kollegen, Vorgesetzten und Kunden kann entscheidend zur Zufriedenheit beitragen oder, wenn es durch starke Konkurrenz und gestörte Kommunikation geprägt ist, zum Belastungsfaktor in der täglichen Arbeit werden.
Betriebe sind eben nicht nur Produzenten von Waren und Dienstleistungen - sie stellen auch den elementaren gesellschaftlichen Ort dar, an dem Erwerbsarbeit organisiert wird und Beschäftigte in ein Sozialgefüge integriert werden. Sie sind für Individuen die zentrale Vermittlungsinstanz zum Arbeitsmarkt und zu den Systemen der sozialen Sicherung. Gesellschaft wird insofern auch - und ganz wesentlich - im Betrieb gemacht.
Doch der Betrieb ist selbst keine überhistorische Größe, er ist weit reichenden Veränderungen unterworfen: Betriebe sind heute eingebunden in komplexe Konzernstrategien und Wertschöpfungsketten, die einer beständigen Reorganisation unterliegen. Netzwerkbildung, Offshoring und Outsourcing, fortschreitende Internationalisierung und Informatisierung verändern die Charakteristik, aber auch die Handlungsmöglichkeiten und die "Strategiefähigkeit" der Betriebe. Als zentrale Merkmale des fordistischen Betriebes galten Stabilität und Berechenbarkeit, heute dagegen scheint der permanente Wandel zur neuen Stellgröße der betrieblichen Lebenswelt zu werden.
Damit ist das Thema der Arbeit am Begriff im Spiel: Kann man heute noch im selben Sinn von "Betrieb" sprechen, wie das in den 60er Jahren der Fall war? Thema des Werkstattgesprächs werden daher auch Möglichkeiten einer theoretischen Reformulierung des Betriebskonzepts selbst sein.
Aus dem Programm:
Der Betrieb im Umbruch - Forschungsperspektive in der Sozioökonomischen Berichterstattung?
Reorganisation von Arbeit und Beschäftigung I - Steuerung, Arbeitspolitik, Beschäftigungssicherheit
Reorganisation von Arbeit und Beschäftigung II - Zeit, Leistung, Entlohnung, Belastungen
Betrieb und Wandel der Arbeitsbeziehungen
Arbeit und Lernen zwischen Beruf und Betrieb
Betrieb zwischen Verortung und Verlagerung
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahme für Interessierte aus Wissenschaft und Politik möglich. Anmeldung erforderlich bei Natalie Grimm, SOFI, Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen, Tel. 0551/52205-49, Fax 0551/52205-88, ngrimm@gwdg.de
Termin:
09.05.2006 ab 11:30 - 10.05.2006 16:00
Veranstaltungsort:
Papendiek 14, Paulinerkirche
37073 Göttingen
Niedersachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Wirtschaft
Arten:
Eintrag:
11.04.2006
Absender:
Frank Seiß
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit: ISF München
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event16852
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