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Wissenschaft
25.11.2007 - 25.11.2007 | Berlin
Seit den Anschlägen auf die Twin Towers in New York und der Geiselnahme im Moskauer Theater durch tschetschenische Terroristen sind Bilder von Anschlägen mit 'lebenden Bomben' zum regelmäßigen Bestandteil der Nachrichten geworden. Sie sind eines der beunruhigenden Zeichen der unübersehbaren Rückkehr der Religionen in die Politik. Denn viele dieser Attentäter begreifen sich selbst als Märtyrer oder werden von ihrer Gemeinschaft als solche verehrt.
Für die meisten Menschen hierzulande ist nicht verständlich, was diese Form der politischen Gewalt mit der Tradition religiöser Märtyrer zu tun hat. Denn unsere Vorstellung von Märtyrern ist weitgehend durch das Bild von Verfolgten oder Opfern geprägt, die für ihren Glauben, eine Idee oder 'gute Sache' den eigenen Tod hingenommen haben. Darüber hinaus schienen Märtyrer einer längst vergangenen Zeit anzugehören, die mit Säkularisierung und Modernisierung überwunden ist.
Tatsächlich war schon vor den Selbstmordattentätern das Deutungsmuster der Märtyrer in die Gegenwart zurückgekehrt: vor allem im Gedenken an die Opfer des Holocaust, aber auch in den Ehrungen von Widerstandskämpfern und Gefallenen.
Doch die Wiederkehr der Märtyrer auf die politische Bühne verbindet noch mehr mit der europäischen Kulturgeschichte. Denn die (Selbst-) Darstellungen von Selbstmordattentätern und die Propaganda der Terroristen ist voller starker Bilder und religiöser Symbole. Teils sind dies Zitate aus der vielfältigen Tradition verschiedener Religionen, teils auch Chiffren aus der Popkultur.
Die Veranstaltung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung geht Fragen nach wie: Auf welche Quellen berufen sich gegenwärtige Selbstmordattentäter? Welche Bilder und Symbole werden dabei aktualisiert? Welchen Anteil hat dabei die Politik, welchen Anteil die Religion, und welche Rolle spielen die Bilder? Was macht die anhaltende Faszination der Märtyrer aus? Und was ihre Gefahr?
PROGRAMM
17.00 Uhr Bilder von Märtyrern in der Kulturgeschichte
Bildervortrag von Sigrid Weigel (ZfL) und anderen
18.00 Uhr Selbstmordattentäter in Filmen und Videos
Silvia Horsch (ZfL): Ritter, Schwert und Kreuzzug. Politische Theologie und mediale Strategien in den Märtyrervideos der al-Qaida
Liza Franke (Leipzig): "Märtyrerinnen im palästinensischen Widerstand"
Friederike Pannewick (Berlin/Oslo): Choreographie des inszenierten Märtyrertums im Nahostkonflikt
20.00 Uhr Selbstmordattentäter: Politik und Religion
Podiumsdiskussion mit Thomas Hauschild (Ethnologe, Tübingen), Thomas Scheffler (Politologe, Berlin/Kopenhagen), Michail Ryklin (Philosoph, Moskau), Sigrid Weigel (Kulturwissenschaftlerin, Berlin)
Moderation: Sonja Zekri (Süddeutsche Zeitung)
Das ZfL unterstützt mit dieser Veranstaltung das Jahresthema 2007/2008 "Europa im Nahen Osten - Der Nahe Osten in Europa" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Hinweise zur Teilnahme:
Kontakt:
Dirk Naguschewski
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung
Schützenstr. 18
10117 Berlin
nagu@zfl.gwz-berlin.de
Tel: 030/20192-180
Fax: 030/20192-154
Termin:
25.11.2007 17:00 - 22:00
Veranstaltungsort:
Akademie der Künste, Plenarsaal, Pariser Platz 4
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
Arten:
Eintrag:
22.01.2007
Absender:
Susanne Hetzer
Abteilung:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event19239
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