idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store

Veranstaltung


institutionlogo

23.01.2009 - 24.01.2009 | Berlin

Kleider und Affekte. Ungleichzeitigkeiten der europäischen Moderne

Symposium des Projekts "Topographien pluraler Kulturen Europas, in Rücksicht auf die >Verschiebung Europas nach Osten<"

Aktuelle Debatten zu Konflikten im Prozess der 'Europäisierung' nehmen vielfach Bezug auf Kleider- und Affektordnungen, deren kulturelle Semantiken sich erst vor dem Hintergrund einer vermeintlichen Ost-West-Differenz entfalten. Kleidung kann dabei zu einer Chiffre für Modernisierung oder Rückständigkeit, Säkularisierung oder Religiosität, Provinzialität oder Urbanität werden. Der vielzitierte Kopftuchstreit stellt nur ein Beispiel dieser brisanten Gemengelage dar. Solche Chiffrierungen sind zumeist weniger Resultate bewusster diskursiver Vermittlung als Effekte emotionaler Schematisierung. So werden unterschiedliche Manifestationen von Affekten wie etwa pathosgeladene Rituale öffentlicher Trauer und Inszenierungen von (männlicher) Ehre wechselseitig entweder als rückständig oder aber als fortschrittsbedingtes kulturelles Defizit bewertet.
Vor diesem Hintergrund untersucht das Symposium einige signifikante Praktiken im Umgang mit Kleidern und Affekten - insbesondere in osteuropäischen Kulturen - als Indikatoren von aktuellen wie historischen Bruchstellen in der europäischen Geschichte mit ihren verschiedenen Modernen. Kleider- und Affektordnungen bzw. deren Rhetoriken werden dabei als kulturell spezifische Modi verstanden. Deren Analyse schärft somit den Blick nicht nur für inter- und transkulturelle Entwicklungen, sondern auch für die Wahrnehmung von Ungleichzeitigkeiten innerhalb von Kulturen.
Das Symposium untersucht die kulturelle Semantik von Kleidern (wie z.B. Fez, Schleier, Bart) und Affekten (Angst, Ehre, Feindschaft, Melancholie, Trauer) und bietet damit die Gelegenheit, auch den Zusammenhang und die Wechselbeziehung zwischen Dresscodes und Gefühlsgeboten und -verboten zu thematisieren. Es wird u.a. um folgende Fragen gehen: Können Kleiderordnungen - wie z.B. die Petrinische oder die Atatürksche Kleiderreform - als verordnete Modernisierungsinstrumente gedeutet werden? Lassen sich Affektordnungen als Indikatoren von Resistenz gegen forcierte Transformation verstehen? Wie gestaltet sich der reziproke Zusammenhang zwischen Kleidern und Affekten? In welcher Weise können Kleider der Affektunterdrückung bzw. -verstärkung dienen?

Programm

Freitag, 23.1.2009

11.00
Sigrid Weigel (Berlin)
Begrüßung und Einführung

I. Topographie und Ökonomie der Affekte
Moderation: Esther Kilchmann (Berlin)

11.30 Uhr
Kader Konuk (Univ. of Michigan)
Melancholie/Hüzün in Orhan Pamuks Erinnerungen an Istanbul

Janis Augsburger (ZfL)
Historische Melancholie. Das Nicht-Mehr des Noch-Nicht

I. Topographie und Ökonomie der Affekte (Fortsetzung)
Moderation: Zaal Andronikashvili (ZfL)

14.00 Uhr
Esther Kilchmann (ZfL)
Landschaften und Affekte. Reisen von West nach Ost

Ines Weinrich (Beirut)
Wiener Blut und Arabische Nächte. Kulturelle Chiffren in der ägyptischen Musikkultur im frühen 20. Jahrhundert

16.00 Uhr
Andreas Pflitsch (ZfL/Bamberg)
Zum Teufel mit Meryl Streep! Zu Scham und Mannesehre im Libanon

Miranda Jakiša (HU Berlin)
Hysteroide Stressgemeinschaften. Emir Kusturicas Serbien

19.00 Filmvorführung
Nino Kirtadze (Paris): "Dites à mes amis que je suis mort" (F 2004, 86 min.)
In Anwesenheit der Regisseurin

Samstag, 24.1.2009

II. Trauerrituale
Moderation: Martin Treml (ZfL)

10.00 Uhr
Sigrid Weigel (ZfL)
Polis und Trauer

Franziska Thun-Hohenstein (ZfL)
Russische Trauerszenen

12.00 Uhr
Zaal Andronikashvili (ZfL)
Trauer feiern: Öffentliche Beerdigungen in Georgien zwischen Ritual und Farce

Thomas Macho (HU Berlin)
Mit oder ohne Schuhe? Konventionen der Totenkleidung

III. Körpermarkierungen
Moderation: Franziska Thun-Hohenstein (ZfL)

14.30 Uhr
Tatjana Petzer (ZfL): Kreuztätowierungen in Bosnien. Vom Ritus des Bekenntnisses zum Signum der Bestrafung

Thomas Lentes (Münster)
Markieren des Körpers - Markieren des Gewandes. Religionsgeschichtliche Bemerkungen im Anschluss an Erik Petersons "Theologie des Gewandes"

IV. Kleiderpraktiken
Moderation: Zaal Andronikashvili (ZfL)

16.30 Uhr
Janis Augsburger/Tatjana Petzer/Helen Przibilla (ZfL)
Codierungen des Antlitzes. Präsentation zu Schleier, Bart, Fez

Elke Hartmann (FU Berlin)
Kleiderordnungen in Räumen multipler Identitäten: Ostanatolien im 19. Jahrhundert

18.30 Uhr
Dagmar Burkhart (Mannheim)
Vestimentärer Code und Ehre: Signalements gesellschaftlicher Skalierung in der russischen Literatur

Dmitri Zakharine (Konstanz)
Affektierte Männlichkeit. Maskuline Kleidercodes im Osten Europas

Hinweise zur Teilnahme:

Termin:

23.01.2009 ab 11:00 - 24.01.2009 20:00

Veranstaltungsort:

Zentrum f. Literatur- u. Kulturforschung
Schützenstr. 18
3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308
10117 Berlin
Berlin
Deutschland

Zielgruppe:

Studierende, Wissenschaftler

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

lokal

Sachgebiete:

Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Psychologie, Sprache / Literatur

Arten:

Eintrag:

09.01.2009

Absender:

Sabine Zimmermann

Abteilung:

Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event25865


Hilfe

Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
Verknüpfungen

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

Klammern

Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

Wortgruppen

Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

Auswahlkriterien

Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).