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Wissenschaft
31.01.2010 - 02.05.2010 | Kiel
Der Maler und Kunsttheoretiker Cennino Cennini wies um 1390 in seinem Libro dell' arte der bildenden Kunst die Aufgabe zu, das zu zeigen, was nicht ist, so als ob es sei, und thematisierte damit den wirkungsmächtigen und zugleich fiktionalen Charakter von Bildern. Nicht nur die Bildkünste folgten dieser Bestimmung, sondern auch die wissenschaftliche Erkenntnis war zunehmend vom Bild abhängig, um komplexe Sachverhalte und Theorien zu visualisieren. Heute wird häufig zwischen dem subjektiven Kunstwerk und dem objektiven wissenschaftlichen Bild unterschieden. Dennoch gleichen sich Bilder in Kunst und Wissenschaft. Historisch betrachtet, eigneten sich die Künstler der Renaissance wissenschaftliche Kenntnisse an, um das Herstellen von Bildern als intellektuelle Leistung zu definieren. Kunst und Wissenschaften gingen eine enge Bindung ein. Erst durch die Systematisierung der Welt in der Aufklärung wurde der heute vorherrschende Dualismus von objektivem wissenschaftlichen und subjektivem künstlerischen Bild begründet.
Mit dem "iconic turn" setzte in den 1990er Jahren ein Paradigmenwechsel in den Geisteswissenschaften ein, bei dem sich das Augenmerk vom schriftlichen hin zum bildlichen Zeugnis als Leitmedium der Forschung etablierte. Jüngst haben zudem Lorraine Daston und Peter Galison in einer umfassenden Studie die Objektivität wissenschaftlicher Bilder widerlegt. Sowohl Bild- als auch Naturwissenschaftler beschäftigen sich zunehmend mit bildgebenden Verfahren, vom mikroskopischen Bild bis hin zur Nanotechnologie, von mechanischer Aufzeichnung bis hin zum virtuellen Konstrukt. Hat in der frühen Neuzeit die Wissenschaft die Kunst vorangetrieben, so muss man sich heute die Frage stellen, inwieweit die Denkweisen der bildenden Kunst die wissenschaftliche Erkenntnis beflügeln können. Eine Bildsprache auszubilden, mit der sich die Medialität und die Subjektivität des Bildes dem Betrachter mitteilen, ist bislang den bildenden Künsten vorbehalten, doch gerät eine kritische Analyse des Bildes zunehmend in den Fokus der Naturwissenschaften.
Mit der Ausstellung Dopplereffekt greift die Kunsthalle zu Kiel in den aktuellen Bilddiskurs ein und erforscht die Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft in den vergangenen sechs Jahrhunderten aus der Sicht des Kunstwerks. Die ausgewählten Werke bezeugen die kontinuierliche Nähe zwischen Kunst und Wissenschaft, die sich zwischen objektiver Wahrheit und subjektiver Interpretation manifestiert. In der Physik bezeichnet der "Dopplereffekt" ein Wahrnehmungsphänomen, das den Betrachter und das von ihm beobachtete Objekt in ein Abhängigkeitsverhältnis setzt. Daher eignet sich der Begriff als Metapher, um das hybride Rollenspiel des Bildes zwischen subjektiven und objektiven Sichtweisen zu beschreiben und das sich gegenseitig inspirierende Abhängigkeitsverhältnis von Kunst und Wissenschaft zu hinterfragen. Zwischen früher Neuzeit und der Gegenwart verankert, spiegeln die Werke in der Ausstellung Dopplereffekt die Spannung zwischen Materialität, sichtbarer Verweiskraft und der Möglichkeit zur Theoriebildung wider. Ausgehend von der Erforschung des menschlichen Körpers und seines Lebensbereichs über das Eindringen in den Makro- und Mikrokosmos führt der Ausstellungsparcours in vier Kapiteln hin zu den Visualisierungen abstrakt logischer Konstrukte, wie sie die Beschäftigung mit Mathematik hervorbringt.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
31.01.2010 - 02.05.2010
Veranstaltungsort:
Düsternbrooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel der Christian-Albrechts-Universität
24105 Kiel
Schleswig-Holstein
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Kunst / Design
Arten:
Eintrag:
25.01.2010
Absender:
Susanne Schuck
Abteilung:
Presse und Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event30090
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