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Wissenschaft
07.11.2013 - 07.11.2013 | Berlin
Die umfassende Verwendung eines neuartigen Konzepts von Wissenschaft ist eines der wichtigsten Kennzeichen des chinesischen Denkens im 20. Jahrhundert. Die Macht von Wissenschaft liegt in der Tatsache begründet, dass mit ihr eine intime Beziehung hergestellt werden kann zwischen einer universalen Weltsicht und der Besonderheit der national bestimmten sozialen Ordnung. Hier wirken eine rationale Ordnung des Wissens und die sozial bedingte Aufteilung der Arbeit zusammen: in einer weit angelegten Genealogie des menschlichen Lebens, in all seinen Formen und Tendenzen. Der Prozess, in dem eine wissenschaftliche »Weltsicht, basierend auf universalistischen säkularen Prinzipien« (gongli shijie guan) die auf »religiöse Werte zurückgehende Weltanschauung« (tianli shijie guan) reformieren und schließlich ersetzen kann, ist konstitutiv für die Transformation des modernen Denkens in China. Die überkommenen Werte (Moral, Bildung usw.) sind jetzt nicht mehr allgemein gültig, sondern nur noch ein Element im neuen Wissenssystem. Seit der in den 1910er Jahren ausgetragenen Kontroverse über östliche und westliche Kultur und der Debatte über den Vorrang von Wissenschaft oder Metaphysik in den 1920er Jahren gilt »Kultur« in China als solider Bestandteil einer streng rationalisierten Ordnung des Wissens. Im Reich der Wissenschaften hat die Kultur – ihre Autonomie, Moralphilosophie, Ästhetik und Gefühlswelt – nicht nur ihre Position verteidigen und sichern können. In Rahmen dieser Taxonomie des Wissens ist auch der Gegensatz von Ost und West neu zu bedenken und anders zu organisieren.
Wang Hui, Forschungen zur modernen chinesischen Philosophie, Politik und Gesellschaft; zahlreiche Gastprofessuren, v.a. in den USA; von 2004 bis 2009 erschien sein vierbändiges Werk The Rise of Modern Chinese Thought; im Westen veröffentlicht u.a. China’s New Order. Society, Politics, and Economy in Transition (2003), Modern China as a Space for Thinking (2006), The Politics of Imagining Asia (2011), The End of Revolution. China and the Limits of Modernity (2011), auf Deutsch ist erschienen: Die Gleichheit neu denken. Der Verlust des Repräsentativen (hg. v. Julian Nida-Rümelin und Wolfgang Thierse, 2012)
Über die Mosse Lectures im Wintersemester 2013/2014:
In Zeiten der Krise verändern sich die Selbstdarstellungen und die Fremdbeschreibungen von Europa. Die Errungenschaften von Modernisierung und Fortschritt, von Zivilgesellschaft, universalen Menschenrechten, von staatlicher und überstaatlicher Ordnung werden in anderen Ländern und Kulturen sehr unterschiedlich gesehen und beurteilt. In der Vortragsreihe der Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität sprechen renommierte Wissenschaftler und Künstler aus China, Indien, Israel, Südafrika und den USA über ihre Sicht auf Europa und den Westen.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
07.11.2013 19:00 - 21:00
Veranstaltungsort:
Senatssaal, Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
Relevanz:
lokal
Sachgebiete:
Gesellschaft, Sprache / Literatur
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
18.10.2013
Absender:
Susanne Cholodnicki
Abteilung:
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event45201
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