idw - Informationsdienst
Wissenschaft
08.01.2015 - 08.01.2015 | Hamburg
In Deutschland wird illegale Migration gegenwärtig überwiegend als gesellschaftliches Problem und politische Herausforderung Europas wahrgenommen. Der politischen Legitimation und der verwaltungstechnischen Etablierung der Festung Europa stehen die medialen Bilder abgewehrter Illegaler an den Rändern Europas gegenüber. Schon diese kursorische Gegenwartsbeobachtung deutet darauf hin, dass migratorische und aufenthaltsrechtliche Illegalitäten in den Wechselverhältnissen zwischen Wanderungen und deren staatlichen Verwaltung konstruiert werden – ein spezifisches Regime illegaler Migration entsteht.
Die geschichtswissenschaftliche Beschreibung und Erklärung der Ursachen, Folgen und Formen illegaler Migration in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert kann zeigen, dass illegale Migration zugleich ein veränderliches Resultat und eine Herausforderung der Wahrnehmung von Migration und der damit zusammenhängenden Einflussnahme auf Migrations- und Aufenthaltsverhältnisse ist. Migration folgt eigenen, als subsistence oder betterment migration bezeichneten ökonomischen Kriterien. Doch institutionelle Akteure, z.B. Innenministerien, Gerichte, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften, versuchen Migration auf Basis ihrer jeweiligen Vorstellungen über Wanderung und Sesshaftigkeit wie auch über die gewünschte Beschaffenheit von Bevölkerungen zu regulieren. Hierbei kommen unterschiedliche Instrumente und Maßnahmen, wie Gesetze, Verordnungen, Pässe oder Ausweisungen, zum Einsatz. So werden zeitspezifisch unterschiedliche Regime illegaler Migration ausgebildet, die auf den jeweiligen Zustand des Staates verweisen.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kann von einer systematischen Illegalisierung der Migration gesprochen werden, weil die deutschen Territorialstaaten ein migratorisches und aufenthaltsrechtliches Regime etabliert haben. Im Zentrum dieses Regimes wurden Fragen zur staatlichen Wohlfahrt und Sicherheit mit den sozialen und kulturellen Eigenschaften ihrer Bevölkerungen verknüpft. Der Vortrag wird anhand verschiedener Beispiele in der Geschichte Deutschlands des 19. und 20. Jahrhunderts und vor dem Hintergrund der Entwicklung von Staatlichkeit auf die Konstruktion illegaler Migration blicken.
Dr. Michael Schubert (Universität Paderborn)
Kommentar: Prof. Dr. Marianne Pieper (Universität Hamburg)
Moderation: Dr. Claudia Weber (HIS)
Eine Kooperation des Hamburger Instituts für Sozialforschung mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg
Ort: Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg
Beginn: 18.30 Uhr
Eintritt: frei
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
08.01.2015 18:30 - 20:00
Veranstaltungsort:
Beim Schlump 83
20144 Hamburg
Hamburg
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Recht, Wirtschaft
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
06.10.2014
Absender:
Dr. Regine Klose-Wolf
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event48568
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).