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Wissenschaft
02.02.2016 - 02.02.2016 | Mainz
Nach langen Jahren des Schweigens über die Medizinverbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus begann ab den 1980er Jahren die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Es galt und gilt dabei zu erfassen, wie aus der Medizin mehr als nur eine Erfüllungsgehil n des diktatorischen Gewaltregimes wurde, sondern wie sie sich vielmehr mit Überzeugung in den Dienst einer brutalen, bis dahin undenkbaren Politik der ›Reinigung des Volkskörpers‹ stellte.
Der Vortrag widmet sich der nationalsozialistischen Praxis der Zwangssterilisierung. Das am 14. Juli 1933 erlassene ›Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses‹ bildete die Grundlage für eine straff organisierte, zwangsweise Sterilisierung von über 360 000 Menschen. Wie aber sah der Zwang zur Sterilisierung in der Lebenswirklichkeit der Opfer aus? Auf welchen Kriterien basierte die ärztliche Entscheidung zum Vollzug der Zwangsmaßnahme? Mit welchen Argumenten wurde der offensichtliche Verstoß gegen die Prinzipien ärztlicher Fürsorge gerechtfertigt? Wie gestalteten sich der Eingriff und die anschließende medizinische Versorgung?
Anhand der aus dieser Zeit erhaltenen Krankenakten aus Mainz werden die Mechanismen der Rechtfertigung untersucht und vor dem Hintergrund der Ideologie der NS-Gesetzgebung kritisch analysiert. Die in den Akten gefundenen Zusatzdokumente wie Patienten briefe, Tagebucheinträge und Beschwerden erlauben neben der Beleuchtung der Täterperspektive auch eine detaillierte Sicht auf die Opfer.
In Kooperation mit der UNIVERSITÄTSMEDIZIN der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Hinweise zur Teilnahme:
Eintritt frei
Termin:
02.02.2016 19:00 - 21:00
Veranstaltungsort:
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Plenarsaal, Geschwister-Scholl-Str. 2
55131 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Medizin
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
13.01.2016
Absender:
Friederike Mangelsen
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event53033
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