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Wissenschaft
04.02.2016 - 04.02.2016 | Berlin
Wie das Gedenken an den Ersten Weltkrieg im Jahre 2014 gezeigt hat, spielt das Lager Bandō in der deutsch-japanischen Erinnerungskultur immer noch eine wichtige Rolle. Es steht für die humane Behandlung, welche die rund 4.700 Deutschen nach der Kapitulation Qingdaos im November 1914 in japanischer Kriegsgefangenschaft erfuhren. Allzu leicht werden die Verhältnisse in diesem Lager jedoch verallgemeinert, um die Bedingungen in den Kriegsgefangenenlagern grundsätzlich zu charakterisieren. Dabei wird oftmals übersehen, dass Bandô erst 1917 entstand und nur eines von insgesamt ursprünglich 18 Lagern war, die dezentral verwaltet wurden. Die Führung der jeweiligen Einrichtung unterschied sich erheblich und wurde maßgeblich vom jeweiligen Kommandanten geprägt. Das Lager Bandô stellte insofern eine Ausnahme dar, als der zuständige Kommandant Matsue Toyohisa aus persönlichen Beweggründen für humane Verhältnisse sorgte. Bandô muss somit als „Mythos“ (Gerhard Krebs) bezeichnet werden, der im Kontext der deutsch-japanischen Erinnerungskultur entstanden ist. Die japanologische und die historische Forschung sind inzwischen über dieses vereinfachte Bild hinausgekommen und zu einem differenzierteren Narrativ gelangt. Dabei wurden beispielsweise der globale Vergleich der Situation Kriegs-gefangener im Ersten Weltkrieg einbezogen und die kulturellen Differenzen betont.
Vor diesem Hintergrund wird Dr. Frank Käser in seinem Vortrag Selbstzeugnisse deutscher Kriegsgefangener vorstellen. Diese Quellen belegen, dass die Insassen der Lager in verschiedenen Formen „Gewalt“ erfuhren. Zwar gab die japanische Seite auf rechtlicher Ebene kaum Anlass zu Beanstandungen, doch lässt sich Briefen und privaten Mitteilungen entnehmen, dass Repressalien wie Schreibverbot, Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die Begrenzung kultureller Praktiken erhebliche Auswirkungen auf das psychische Befinden der Kriegsgefangenen hatten. Zudem erlauben die Selbstzeugnisse Einblicke in die Organisation der Austauschbeziehungen und der Hilfstätigkeit, welche bislang weder in der historischen Forschung noch in der populären Erinnerung ausreichend beachtet wurden.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
04.02.2016 18:00 - 20:00
Veranstaltungsort:
Mori-Ogai-Gedenkstätte
Luisenstraße 39 Raum 2
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
25.01.2016
Absender:
Ibou Diop
Abteilung:
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event53137
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