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Wissenschaft
04.10.2018 - 05.10.2018 | Mainz
Die genaue Betrachtung dschihadistischer Bilder und Videos offenbart eine große Vielfalt unterschiedlicher textlicher, verbaler und visueller Gestaltungsmittel und Zeichen. Gruppen und Bewegungen wie der ‚Islamische Staat‘ artikulieren ihren Anspruch auf Hegemonie auch über eine Vereinnahmung und Aneignung bekannter Codes und Symbole, Darstellungsmuster und Medienformate. Trotz der prinzipiellen Mehrdeutigkeit weisen sie den Symbolen eindeutige und ihrer Ideologie entsprechende Interpretationen zu. Eine solche Aneignung lässt sich in bewegten und unbewegten Bildern ebenso nachweisen wie in der Verwendung von Poesie und Gesang. Dschihadisten kreieren so nicht nur eine mediale Erlebniswelt im Internet, sondern konstruieren eine spezifische Realität, die weit über das World Wide Web hinaus wirkt.
In der vielgestalten Kultur des Web 2.0 stellen das extremistische Angebot und seine Verbreitung nicht bloß eine politische und gesellschaftliche Herausforderung dar. Dschihadistische Werbung und Imagination zirkulieren im Internet in sozialen Medien und Messengerdiensten und werden keinesfalls passiv rezipiert, sondern sind selbst Gegenstand der Aneignung. Sympathisierende schließen ebenso wie Kritikern*innen, Künstler*innen, muslimische Laien und Geistliche im Rahmen eines komplexen Kommunikationsprozesses aktiv an diese kommunikativen Angebote an. Sie greifen selbst Teile davon auf, transformieren diese oder setzen dschihadistischen Versuchen der Vereinnahmung und Vereindeutigung eigene Interpretationen entgegen.
Die erste internationale Konferenz der Nachwuchsforschergruppe "Dschihadismus im Internet: Die Gestaltung von Bildern und Videos, ihre Aneignung und Verbreitung" am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nimmt dies zum Anlass, das Spannungsfeld zwischen extremistischen Angeboten, ihren Darstellungsformen und Ästhetiken sowie den unterschiedlichen Formen der Aneignung ins Zentrum zu rücken. Wir möchten Expert*innen und Interessierte aus unterschiedlichen Fachbereichen für einen facettenreichen Austausch zusammenzubringen, um das Phänomen des audiovisuellen Dschihadismus in seiner Komplexität umfassend einzuordnen. Wir werden dabei die akustische Dimension dschihadistischer Videos in den Blick nehmen, die filmischen Mittel, ihre gestalterischen Momente und rhetorischen Potenziale fokussieren und künstlerische Auseinandersetzungen mit diesen Kommunikaten vorstellen. Zudem werden theoretische und methodische Zugänge zur Erforschung der dschihadistischen Erlebniswelt im Internet diskutiert.
Die Konferenz wird von der BMBF-Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet: Die Gestaltung von Bildern und Videos, ihre Aneignung und Verbreitung“ in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz veranstaltet. Die Tagung wird freundlich unterstützt von der Fritz-Thyssen-Stiftung und dem Zentrum für Interkulturelle Studien der JGU.
Die Nachwuchsforschergruppe wird im Zuge der Bekanntmachung „Zivile Sicherheit – Nachwuchsförderung durch interdisziplinären Kompetenzaufbau“ des BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung seit Juli 2017 über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 2,7 Mio. Euro gefördert.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
04.10.2018 ab 14:00 - 05.10.2018 17:00
Anmeldeschluss:
26.09.2018
Veranstaltungsort:
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Alte Mensa
Johann-Joachim-Becher-Weg 5
55128 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Religion
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
10.07.2018
Absender:
Petra Giegerich
Abteilung:
Kommunikation und Presse
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event61023
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