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Wissenschaft
04.11.2019 - 02.12.2019 | Darmstadt
Skandale im Sport haben eine lange Tradition. Der erste folgenschwere Wettskandal ereignete sich genau vor 100 Jahren im amerikanischen Baseball. Er führte zu einer lebenslangen Sperre mehrerer Spieler. Im Zuge des so genannten Bundesligaskandals konnten die Fernsehzuschauer 1971 anhand einer Tonbandaufnahme mithören, wie über den geplanten Ausgang zahlreicher Spiele geheime Absprachen getroffen wurden. Bei den Olympischen Spielen in Seoul wurde die herausragende Rekordzeit im 100 Meter Finale der Männer nach nur zwei Tagen annulliert, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der bejubelte Sieger, Ben Johnson, positiv auf Doping getestet worden war. Auch die Leichtathletik hatte damit ihren ersten großen Skandal. Die deutsche Sprinterin Katrin Krabbe, die 1992 ebenfalls der Einnahme einer unerlaubten Dopingsubstanz überführt und vom Weltverband IAAF für zwei Jahre gesperrt worden war, klagte anschließend erfolgreich und erhielt einen Schadensersatzanspruch in Höhe von mehr als einer Millionen DM. Nach Ansicht des Gerichts sei ihr aufgrund der Sperre das Grundrecht auf freie Berufsausübung verwehrt worden. Diese Liste ließe sich nahezu beliebig verlängern: Wettskandale, Razzien, verdächtige Blutwerte, Designerdrogen, Medikamentenabhängigkeiten, gewalttätige Übergriffe, sexuelle Vergehen, obszöne Jubelposen, Zuschauerausschreitungen, Spielerrevolten etc. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Während Skandale in anderen Lebensbereichen – etwa der Politik, dem Rechtswesen und den Massenmedien – relativ gut erforscht sind, steht eine gründliche Analyse ihrer sozialen Bedeutung und Wirkung im Sport noch aus. Auch hier werden Skandale regelmäßig aufgedeckt und öffentlich gemacht. Ihr Auftreten wird jedoch häufig unter der Rubrik „individueller Verfehlungen“ bzw. „charakterlicher Schwächen“ verhandelt.
Wichtig zu wissen wäre, welche Ereignisse und Praktiken im Sport als skandalös gelten bzw. als skandalträchtig erscheinen. Gibt es spezifische Skandalsensibilitäten in Bezug auf den Sport, die den Veränderungen im öffentlichen „Erregungsniveau“ entsprechen? Welche Skandalisierungsdynamiken lassen sich im Sport beobachten? Gibt es Skandalroutinen bzw. Skandalisierungsrituale? Welche Merkmale kennzeichnen die Skandalkommunikation im und über den Sport? Wem schaden bzw. nützen Sportskandale? Was lässt sich aus Skandalen im Sport und ihrer Veröffentlichung lernen?
Aus wissenschaftlicher Sicht wären derartige Fragen zu stellen, bevor über einzelne Akteure geurteilt und gerichtet wird. Dies soll im Rahmen des diesjährigen Sport-Forums geschehen. Anhand ausgewählter Beispiele wird aufgezeigt, wie mediale Sportskandale entstehen (Dr. Mark Ludwig, Deutsche Sporthochschule Köln), auf welche investigativen Methoden zu ihrer Aufdeckung der Sportjournalismus zurückgreifen kann (Jens Weinreich, Sport & Politics), welche Rolle elektronische Medien für die Kommunikation über Skandale spielen (Prof. Dr. Christian von Sikorski, Universität Koblenz/Landau), welche Möglichkeiten Sportorganisationen und ihre Vertreter haben, um Skandalen entgegenzuwirken (Sylvia Schenk, Transparency International) und welche Umgangsformen mit sexualisierter Gewalt im Sport sinnvoll erscheinen (Dr. Bettina Rulofs, Deutsche Sporthochschule Köln).
Das Sport-Forum wird unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Bockrath vom Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Sportkreis Darmstadt-Dieburg ausgerichtet.
Veranstaltungsprogramm:
04.11. Dr. Mark Ludwig
Mediale Sportskandale: Gründe, Entwicklungen und Folgeeffekte
11.11. Jens Weinreich
Recherche im kriminellen (olympischen) Geschäft
18.11. Prof. Dr. Christian von Sikorski
Skandale in der Onlinewelt: Neue Dynamiken aufgezeigt an Beispielen aus
Politik und Sport
25.11. Sylvia Schenk
Vom Skandal zu Good Governance im Sport
02.12. Dr. Bettina Rulofs
Sexualisierte Gewalt im Sport – von der Tabuisierung zur Skandalisierung?
Hinweise zur Teilnahme:
Kontakt
TU Darmstadt
Institut für Sportwissenschaft
Prof. Dr. Franz Bockrath
Tel.: 06151-16-24111 (Sekr.)
bockrath@ifs-tud.de
Termin:
04.11.2019 - 02.12.2019
Veranstaltungsort:
TU Darmstadt
Gebäude S1 – 05, Raum 122
Altes Maschinenhaus
Magdalenenstr. 12
Beginn jeweils 18:15 Uhr
64289 Darmstadt
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Sportwissenschaft
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
24.10.2019
Absender:
Mareike Hochschild
Abteilung:
Stabsstelle Kommunikation und Medien
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event65057
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