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Veranstaltung


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16.03.2022 - 17.03.2022 | Mainz

Wissen ordnen und entgrenzen – vom analogen zum digitalen Europa?

4. und letzter Teil der Konferenzserie »Ein Europa der Differenzen« (2020–2022)
In den Jahren 2020 bis 2022 veranstaltet das IEG eine Konferenzreihe, mit der wesentliche Ergebnisse des laufenden Forschungsprogramms zum Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit mit internationalen Expertinnen und Experten diskutiert und so neue Forschungsperspektiven aufgezeigt werden sollen.

Der vierte Teil der Konferenzserie »Ein Europa der Differenzen« fragt danach, wie Wissensordnungen gesellschaftliche Differenzierungen bestätigen, verstärken, infrage stellen oder neu schaffen, und inwiefern die Digitalisierung solche Differenzierungsprozesse graduell oder prinzipiell verändert. Als Ordnungsprinzipien werden hier intentional konstruierte und medial vermittelte Ordnungen verstanden, die Wissensbestände eingrenzen, systematisieren, klassifizieren und kategorisieren. An das IEG-Forschungsprogramm »Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit« anknüpfend, will die Konferenz die Entstehung, Etablierung und Infragestellung solcher Wissensordnungen auf drei Ebenen untersuchen: ihrer handlungspraktischen gesellschaftlichen Relevanz, ihrer Veränderung durch digitale Repräsentation und ihrer europäischen Dimension.
(I.) Wissen ist das, was als Wissen deklariert und als solches rezipiert wird. Ordnungen des Wissens wiederum spiegeln Ordnungsstreben, Machtverhältnisse und Hierarchien wider. Mit Blick auf ihre handlungspraktische gesellschaftliche Relevanz gilt es zu fragen, inwieweit Wissensordnungen nicht nur ein als gegeben angesehenes System von Differenzierungen abbilden, sondern – beabsichtigt oder nicht – neue Hierarchien mit konkreten gesellschaftlichen Folgen etablieren. Ebenso sind solche Strategien und Verfahren von Akteur:innen zu beachten, die Wissensordnungen delegitimieren sollen (etwa durch Entkanonisierungen), oder die (etwa durch Zensur oder Zugangskontrollen) verhindern sollen, dass Wissensordnungen überschritten, durchkreuzt oder nicht beachtet werden.
(II.) Die Digitalisierung von Wissensressourcen erlaubt die Transformation und Pluralisierung von vorgegebenen Ordnungsschemata; zugleich ermöglicht und erfordert sie neue Erschließungen und Strukturierungen, um aus Daten Wissen zu gewinnen. Wie wirkt sich die Digitalisierung analoger Wissensbestände und -systeme auf deren ursprüngliche Ordnungsprinzipien und ihre praktische Anwendung aus? Welche Kanonbildungen und Hierarchien werden durch die von Algorithmen gesteuerte, automatisierte Ordnung von Daten bestätigt, auflöst oder neu geschaffen? Stellt sie die manuelle Ordnung des Wissens in-frage, oder lässt sich beides in Mensch-Maschine-Interaktionen aufeinander abstimmen? Welche Wissensordnungen verändern sich im Zug ihrer digitalen Erschließung und Repräsentation nur graduell, welche prinzipiell?
(III.) Wissensordnungen, die im neuzeitlichen Europa (seit etwa 1500) entstanden, strukturieren europäisches Wissen, auch wenn dieses nicht notwendigerweise Wissen über Europa darstellt. Im Zug der globalen Digitalisierung stellt sich die Frage nach der räumlichen Ein- und Entgrenzung von Wissensbeständen neu, mithin auch das Verhältnis (von Wissen über und für) Europa und der (restlichen) Welt. Die Konferenz will daher verfolgen, in welchem Spannungsverhältnis Ordnungen mit einem systematisch-allumfassenden Anspruch zu räumlich eingegrenzten Ordnungen stehen, die explizit auf »Europa« und die ihm zugeschriebenen Wissensbestände bezogen sind. Dabei ist zu fragen, wo und inwieweit universale Ansprüche mit ihrer eurozentrischen Füllung kollidieren.
Im Rahmen der Konferenz sollen diese drei Ebenen aufeinander bezogen und miteinander verschränkt werden. Dazu werden »Tandems« aus je einem historisch und einem systematisch-gegenwartsbezogen ausgerichteten Vortrag sich dem Gegenstand über sechs Zugänge nähern.


Mittwoch, 16.3.2022

14:00 Uhr Irene Dingel, IEG Mainz
Begrüßung

14:10 Uhr Joachim Berger, Thorsten Wübbena, IEG Mainz
Einführung

14:30 Uhr I. Sprache, Lernen und Hierarchisierung: von Esperanto bis DeepL
Moderation: Joachim Berger, IEG Mainz

Markus Krajewski, Basel
Sprache nach Plan, verfahren. Die Welthilfssprachbewegung um 1900

Jürgen Hermes, Köln
Durch neuronale Netze zur lingua franca: wie Algorithmen unsere Kommunikation bestimmen

15:30 Uhr Pause

15:45 Uhr II. Räume, Bewegung und Wissensimagination: von der Apodemik zu google-maps
Moderation: Fabian Cremer, IEG Mainz

Monika Barget, IEG Mainz/Maastricht
Raumwissen konstruieren, konservieren und kommunizieren: die Vermessung Europas in der Frühen Neuzeit

René Westerholt, Dortmund
Geographische Räume, neu konstruiert: zur Konstruktion, Kuratierung und Analyse digitaler Geographien

16:45 Uhr III. Wissensräume: Objektsammlungen und ihre digitale Repräsentation
Moderation: Constanze Buyken, IEG Mainz

Joëlle Weis, Trier
Von kosmisch-göttlicher Ordnung zur Museumssammlung? Eine Meistererzählung als Wissensordnung

Thorsten Wübbena, IEG Mainz
Algorithmus statt Denkmälerkenntnis? Zur Wissensrepräsentation im Knowledge Graph

17:45 Uhr Pause

18:00 Uhr Zwischenfazit
Impuls: John C. Wood, IEG Mainz
Ende des ersten Tages
Donnerstag, 17.3.2022

09:00 Uhr IV. Diskurse, Netzwerke, Argumente: Ausgrenzungen und Hierarchisierungen von der europäischen Res publica literaria zur globalen Netzgemeinde
Moderation: Cindarella Petz, IEG Mainz

Aline Deicke, Henning P. Jürgens, Demival Vasques Filho, AdWL und IEG Mainz
Streit – Konsens – Dissens: theologische Kontroversen als Netzwerkdynamiken

Simon Meier-Vieracker, Dresden
Kommentar – Replik – Mediengewitter? Expertentum in der digitalen Welt

10:00 Uhr Pause

10:15 Uhr V. Spaltung der Gemeinde: Wem gehört das Wissen nach der Trennung?
Moderation: Thorsten Wübbena, IEG Mainz

Jaap Geraerts, IEG Mainz
Frühneuzeitliche Schismen und Informationskulturen: Kontinuität und Wandel

Kathrin Passig, Berlin
Das Teilbare und das Unteilbare: Schismen in digitalen Projekten

11:15 Uhr VI. Europa als Wissensordnung: Ein- und Entgrenzungen von der »Cosmographia« zur europäischen Dateninfrastruktur
Moderation: Markus Müller, IEG Mainz

Joachim Berger, IEG Mainz
Europa in der Welt: historiographische Ordnungsversuche

Mirjam Blümm, Köln
Das Europa der Daten: Forschungsinfrastrukturen als europäische Wissensordnungen?

12:15 Uhr Schlussdiskussion
Moderation: Johannes Paulmann, IEG Mainz

13:00 Uhr Ende der Tagung

Hinweise zur Teilnahme:
Anmeldungen zur digitalen Teilnahme richten Sie bitte an info@ieg-mainz.de.

Termin:

16.03.2022 ab 14:00 - 17.03.2022 13:00

Anmeldeschluss:

16.03.2022

Veranstaltungsort:

Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz
Alte Universitätsstr. 19
55116 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland

Zielgruppe:

Wissenschaftler

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Religion

Arten:

Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung

Eintrag:

22.02.2022

Absender:

Stefanie Mainz

Abteilung:

Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event70865

Anhang
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