idw - Informationsdienst
Wissenschaft
10.07.2024 - 13.07.2024 | Innsbruck
„Selbst ein Eremit hat einmal andere Menschen gebraucht, um Eremit werden zu können. Wir brauchen immer andere Menschen, um zu dem zu werden, wer wir sind.“ Das sagt Stefan Höfer, Mitorganisator der Europäischen Konferenz für Positive Psychologie, die vom 10. bis 13. Juli 2024 am Campus SoWi der Universität Innsbruck abgehalten wird. In diesem Sinne steht das Thema It’s you, it’s me, it’s us als gemeinsamer Nenner im Zentrum aller Vorträge der Veranstaltung, zu der sich bisher bereits rund 1.200 TeilnehmerInnen aus 55 Ländern angemeldet haben.
Die elfte, auch als „Glückstagung“ bekannte Konferenz ist damit die bisher größte. Höfer, Gesundheitspsychologe an der Univ.-Klinik für Psychiatrie II der Medizinischen Universität Innsbruck, erklärt sich das erstarkte Interesse an Wohlbefinden und Glück mit den anstrengenden vergangenen Jahren und den aktuellen geopolitischen Krisen, die es erfordern, den Umgang der Menschen miteinander zu überdenken. „Der Trend, das Ich voranzustellen – die Glücksbestrebung durch Selbstoptimierung – mag legitim sein. Das Wichtigste für unser Sein und damit auch für unser Glücklichsein ist aber die andere Person und das ist gleichzeitig die Herausforderung“, streicht er die Bedeutung der Gemeinschaft für das Individuum hervor. Darum geht es auch dem US-Soziologen Corey Keyes, der als Mitbegründer der Positiven Psychologie gilt. Er wird in seinem Vortrag über Selbstwirksamkeit sprechen, die entsteht, wenn Menschen ihre eigenen, bereits vorhandenen Talente, Stärken und Fähigkeiten erkennen, weiterentwickeln und für sich und die Gesellschaft nutzen. „In dem Bewusstsein, dass man andere Menschen immer brauchen wird, eröffnet diese Selbstwirksamkeit gleichzeitig einen Handlungsspielraum, in dem man das eigene Glücksempfinden nicht mehr von ihnen abhängig machen muss“, erläutert Höfer.
Mit KI zu Glück und Wohlbefinden?
Diese Idee steckt auch hinter einem auf Künstlicher Intelligenz basierenden Stärken-Trainingsprogramm, das vom US-Institut VIA character strength bei der Tagung präsentiert wird. Der US-Psychologe Robert McGrath, der als Berater bei der Entwicklung des Stärken-Algorithmus mitgewirkt hat, wird sich mit Huma Shah, Expertin für AI, Robotics und Ethik in London, bei der Eröffnungsrunde der Diskussion stellen, ob Technologie das Wohlbefinden der Menschen verbessern kann. Moderiert wird die Debatte von Claudia Prettner. Die aus Seefeld stammende Juristin hat an den „AI Watch“-Richtlinien für Künstliche Intelligenz der EU-Kommission mitgewirkt.
Viele KI-Tools zielen mittlerweile darauf ab, eine zwischenmenschliche Beziehung herzustellen bzw. eine reale menschliche Beziehung mit virtuellen Chatbots zu ersetzen –
seien es virtuelle FreundInnen oder PartnerInnen gegen die Einsamkeit oder auch AI Coaches, die ein stückweit die psychologische Beratung übernehmen sollen. Während die einen die Technologie feiern und darin eine Chance sehen, dem Mangel an PsychotherapeutInnen beizukommen, beobachten andere die Entwicklung kritisch. Viele Fragen seien noch nicht ausreichend geklärt, etwa die der Verantwortung, wenn ein Chatbot auf Menschen in Krisensituationen nicht adäquat reagiert, sagt Höfer. Mehr als Antworten erwartet er von der Tagung aber, dass Denkprozesse angestoßen werden und dass die KonferenzteilnehmerInnen ihre unterschiedlichen kulturellen Perspektiven in die Debatte einbringen. Denn auch über die Gefahr einer digitalen Kolonialisierungswelle ausgehend von einer westlich zentrierten Glücksvorstellung müsse gesprochen werden. Eine „amerikanisierte kommerzielle Happiness-Ideologie“ könnte Menschen aus anderen Kulturkreisen übergestülpt werden.
Kulturwandel in der Arbeitswelt und Hoffnung in unsicheren Zeiten
Im Vortrag der Forscherin Suzy Green (Australien) wird es darum gehen, wie eine neue Wertekultur an Arbeitsplätzen, Schulen und anderen Institutionen geschaffen werden kann, die das Wohlbefinden aller dort tätigen Personen stärkt. Andreas Krafft (Schweiz) stellt die Hoffnung ins Zentrum. Er sucht nach Antworten auf Ängste in Kriegs- und Krisenzeiten. „Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können durchaus versuchen die Zukunft zu gestalten“, gibt Höfer einen hoffnungsvollen Ausblick auf den Vortrag. Michael Ungar
Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme an der Konferenz steht allen Interessierten – insbesondere PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, MedizinerInnen und Coaches – offen.
Information zu Programm, Registrierung und Gebühren: https://www.ecpp2024.com/
Für akkreditierte JournalistInnen ist der Besuch der Tagung frei. Es besteht die Möglichkeit, vorab Interviews mit ExpertInnen zu vermitteln. Kontakt: info@ecpp2024.com oder Tel. 0512 504 26227
Termin:
10.07.2024 - 13.07.2024
Veranstaltungsort:
SoWi (Universität Innsbruck), Universitätsstr. 15,
6020 Innsbruck
Tirol
Österreich
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
04.07.2024
Absender:
Theresa Mair
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event77293
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).