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10.02.2005 09:34

AIDS ist nicht heilbar, Tuberkulose ist weltweit auf dem Vormarsch

Dr. Frank Stäudner Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Die Bedrohung durch alte und neue Infektionskrankheiten steht im Mittelpunkt des ersten Leibniz-Forums - Leibniz-Gemeinschaft bringt Bürger und Experten zusammen

    HAMBURG. Die Bedrohung durch Infektionskrankheiten kennt keine Grenzen. Das hat die rasante Ausbreitung des SARS-Erregers im vergangenen Jahr dramatisch gezeigt: Vor wenigen Wochen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Warnung vor der gefürchteten Vogelgrippe erneuert. Wie groß ist die Gefahr? Wie sieht wirksamer Schutz vor Infektionskrankheiten aus? Vor welchen Herausforderungen stehen Weltgemeinschaft und nationale Gesundheitssysteme? Das erste Leibniz-Forum gibt am Montag, 14. Februar, um 19:00 Uhr in der Handelskammer Hamburg einige Antworten. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, mit namhaften Experten zu diskutieren und von neuesten Forschungsergebnissen zu erfahren.

    Nicht alle Erreger sind so harmlos wie die Verursacher eines Schnupfens, der viele in diesen Wochen heimsucht. In den letzten 40 Jahren wurde die Weltgemeinschaft immer wieder mit neuen Erregern und durch sie verursachten lebensbedrohlichen Krankheiten konfrontiert. Das reicht von AIDS über Ebola bis hin zu SARS. Bernhard Fleischer, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg, erklärt: "Es gibt leider keinen Grund anzunehmen, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Neue Erreger werden immer wieder auftauchen." Deshalb müsse die Welt auch weiterhin auf den Ausbruch neuer Seuchen vorbereitet sein. "Wir brauchen Isoliermöglichkeiten in speziellen Kliniken und eine ausreichende Zahl von Ärzten, die in der Infektiologie ausgebildet sind", so Fleischer. Dieses medizinische Fachgebiet sei jedoch lange vernachlässigt worden. Die Forschung müsse nach vielseitig einsetzbaren Diagnoseverfahren suchen, mit denen auch neuartige Erreger identifiziert werden könnten. "Wir wissen schon jetzt, dass es viele Viren gibt, die nur deshalb keinen Namen haben, weil sie noch nicht zu schwerwiegenden Erkrankungen geführt haben", gibt der BNI-Direktor zu bedenken.

    Doch auch "alte Bekannte" bereiten den Medizinern Sorge. So feiert die auf allen Kontinenten verbreitete Tuberkulose derzeit ein "leises" Comeback. Jedes Jahr werden mehr als acht Millionen Neuinfektionen gezählt, weltweit sterben jährlich zwei Millionen Menschen an der Infektionskrankheit. Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien und Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Borstel (FZB), ist als Fachfrau für Tuberkulose weltweit gefragt. Sie weiß, wie der Kampf gegen die Seuche gewonnen werden kann: "Das beste Mittel gegen die Ausbreitung der Tuberkulose ist die Unterbrechung von Infektionsketten, um das Entstehen neuer Stämme zu verhindern." Doch Armut, Korruption, Geldmangel und fehlende medizinische Infrastruktur behindern in vielen Regionen der Welt den Kampf gegen Tuberkulose. Dabei sind die Kosten für die Therapie tragbar. Rüsch-Gerdes: "Die Gesundheitssysteme in stark betroffenen Ländern müssen stabilisiert werden. Dort zu helfen, ist die beste Prävention für Deutschland."

    Auch AIDS ist eine Infektionskrankheit, die weiter auf dem Vormarsch ist. Der HI-Virus hat nichts von seiner Bedrohung verloren. Die Zahl der Neuinfektionen steigt. Fatal ist die bei Jugendlichen verbreitete Meinung, es gebe wirksame Medikamente gegen die Krankheit. Joachim Hauber, Direktor des Heinrich-Pette-Instituts für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) an der Universität Hamburg, räumt mit diesem Irrtum auf: "AIDS ist nicht heilbar. Therapien bei HIV-Infektionen müssen lebenslang durchgeführt werden. Und die derzeitig verfügbaren Medikamente zeigen teilweise starke giftige Nebenwirkungen." Eine besondere Gefahr gehe von der steigenden Zahl resistenter Viren aus. Bei ihnen versagen die bekannten Wirkstoffe. Joachim Hauber sieht Forschung, Politik und Pharmaindustrie in einer gemeinsamen Verantwortung: "Es werden dringend neue und verbesserte Wirkstoffe benötigt. Nur durch eine verstärkte HIV-Grundlagenforschung ist dies möglich."

    Infektionskrankheiten, die vor geographischen und politischen Grenzen nicht Halt machen, erfordern zu ihrer Eindämmung Maßnahmen, die global ansetzen. Wolfgang Hein koordiniert am Deutschen Übersee-Institut (DÜI) in Hamburg die Forschungsgruppe "Globalisierung, soziale Entwicklung und der Gesundheitssektor". Er verweist auf den Zusammenhang von Ökonomie und Gesundheitsvorsorge: "Globalisierung hat zahlreiche positive Aspekte, doch wird auch die Kehrseite globaler Ungleichheit sichtbarer, wie zum Beispiel Armut und neue Gefahren durch Infektionskrankheiten. Da in einigen Regionen eine Art Teufelskreis zwischen Armut und Krankheit besteht, sieht sich die internationale Gemeinschaft herausgefordert, globale Anstrengungen zur Lösung dieses Problems zu unternehmen." Hein untersucht mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Forschungsprojekt "Global Health Governance" Fragen der Kooperation und mögliche Konflikte zwischen internationalen Organisationen, Staaten sowie zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren im Kampf gegen AIDS. Denn wirksame Strategien können nur gemeinschaftlich entwickelt und umgesetzt werden.

    Das Leibniz-Forum ist eine neue Veranstaltungsreihe der Leibniz-Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Financial Times Deutschland. Zweimal im Jahr bietet es Bürgerinnen und Bürgern kostenlose Informationen zu aktuellen wissenschaftlichen Fragen. Hochrangige Experten aus den Instituten der Gemeinschaft stehen Rede und Antwort. Leibniz-Präsident Hans-Olaf Henkel ermutigt die Wissenschaftler, sich für den Dialog zwischen Experten und Laien einzusetzen. "Gegen globale Seuchen hilft nur globales Wissen. Die Experten müssen raus aus dem Elfenbeinturm", so Henkel.

    Das erste Leibniz-Forum trägt den Titel "Tuberkulose, AIDS, SARS - die neuen Plagen".

    Termin: Montag, 14. Februar, 19.00 Uhr
    Ort: Handelskammer Hamburg, 20457 Hamburg, Adolphsplatz 1
    Eintritt frei

    Auf dem Podium:
    · Prof. Dr. Bernhard Fleischer, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin
    · Prof. Dr. Joachim Hauber, Direktor des Heinrich-Pette-Instituts für Experimentelle Virologie und Immunologie
    · Dr. Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien, Forschungszentrum Borstel
    · Prof. Dr. Wolfgang Hein, Koordinator der Forschungsgruppe "Globalisierung, soziale Entwicklung und der Gesundheitssektor", Deutsches Übersee-Institut

    Grußworte:
    · Jörg Dräger, Präses der Behörde für Wissenschaft und Gesundheit, Hamburg
    · Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft

    Moderation:
    · Christian Herbst, Financial Times Deutschland

    Weitere Informationen unter: www.leibniz-gemeinschaft.de. Das Leibniz-Forum ist eine Diskussionsreihe der Leibniz-Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Financial Times Deutschland.

    Rückfragen:
    Dr. Frank Stäudner
    Tel.: 030/20 60 49 42
    Fax: 030/20 60 49 55
    E-Mail: staudner@leibniz-gemeinschaft.de

    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 950 Millionen Euro.


    Weitere Informationen:

    http://www.leibniz-gemeinschaft.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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