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14.02.2005 13:50

Relativ gute Ausstattung, aber viel zu wenig Zeit: Repräsentative Untersuchung des Augsburger Instituts für Sportwissenschaft vermittelt ein differenziertes Bild vom Sportunterricht an Bayerns Schulen

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Bayerns Sportlehrer beklagen den geringen Stellenwert des Schulsports innerhalb des Lehrerkollegiums ebenso wie beim Dienstherrn, dem Kultusministerium. Das ergab eine Studie der Universität Augsburg zur aktuellen Situation des Schulsports im Freistaat, die heute von Projektleiter Prof. Dr. Helmut Altenberger vom sportwissenschaftlichen Institut und seinem Team vorgestellt wurde. In der repräsentativen Befragung bescheinigen sich die Sportlehrer dennoch eine hohe Berufszufriedenheit (78 Prozent). Bei den Schülern gehören sie zu den beliebtesten Lehrergruppen. Defizite im Sportunterricht ergaben sich besonders beim Angebot spezieller Sportarten und wegen unmotivierter Schüler. Aufgrund der gegebenen Bedingungen ist es für Sportlehrkräfte zunehmend schwieriger, die Schüler auf lebenslanges Sporttreiben vorzubereiten.

    Die Studie basiert auf einer persönlichen Befragung von 212 Lehrern von 42 Gymnasien, Real- und Hauptschulen und von 1593 Schülern der Klassenstufen 5 bis 12. Die Lehrer wurden nach Qualitätsstandards und Zielen des Sportunterrichts, seinen äußeren Bedingungen und seinem Stellenwert befragt. Die Schüler wurden an Hand ihrer Aussagen in Typengruppen eingeteilt.

    ZU WENIG MÖGLICHKEITEN FÜR DIFFERENZIERTEN SPORTUNTERRICHT

    Laut der Studie findet an den Schulen kaum noch differenzierter Sportunterricht statt. Bestimmte Sportarten, in denen sich die Schüler auch außerhalb der Schule engagieren könnten, werden nur unzureichend als Wahl- oder Neigungsfächer angeboten. Unter den Sportarten, die Schüler und Lehrer vermissen, sticht vor allem Schwimmen hervor. Auch das Angebot an Trendsportarten wie Klettern oder Inline-Skating bleibt hinter den Wünschen beider Seiten zurück. Nach Aussage der Lehrer fehlt es dafür an geeigneten Einrichtungen, an Geld und auch an Zeit. Zudem scheitert das Angebot häufig auch an zu großen Klassen. Generell wird die Ausstattung der Schulen für den Sportunterricht überwiegend als günstig eingestuft. Die Medienausstattung ist allerdings mangelhaft.

    SPORTLEHRER: ZWISCHEN HOHER BELIEBTHEIT UND MOTIVATIONSDEFIZITEN BEI DEN SCHÜLERN

    Sportlehrer gelten, wie die Studie belegt, allgemein als engagiert, selbstbewusst, sportlich, fair und verständnisvoll. Dennoch gibt es größere Schülergruppen, die nur schwer motiviert werden können. Vor allem in den achten und neunten Klassen klagen die Lehrer zudem über Disziplinlosigkeit und leiden unter den großen Klassenstärken. Beliebt sind bei den Schülern Veranstaltungen, die über den reinen Sportunterricht hinausgehen wie sportbezogene Klassenfahrten, Sportwettkämpfe und Sportfeste. Sie zählen für die Schüler zu den wichtigsten Ereignissen im Schuljahr. Die Übertragung von Schulsport auf Freizeit-Sportaktivitäten gelingt bei den Schülern dennoch kaum.

    SPORTLICHE ELTERN - SPORTLICHE KINDER

    Sport ist für viele Schüler eine wichtige Freizeitaktivität. Mehr als ein Drittel der Eltern ist Mitglied in Sportvereinen. 83 Prozent der Kinder dieser Eltern sind ebenfalls im Sportverein. Auf der Grundlage eines statistischen Verfahrens konnten anhand von Schülermerkmalen Typisierungen erstellt werden, die die Schüler plakativ in die wie folgt bezeichneten Gruppen einteilt: a) Nicht-reflektierende, wohlbehütete Kinder, b) kosmopolitische (Musik-)engagierte Sport-Phlegmatiker, c) unmotivierte Party-orientierte Schulsportverweigerer, d) sich selbst bewusste gesellschaftskritische Spaßsportler, e) leichtgläubige, erfolgsorientierte Vereinssportler, f) extrovertierte, materialistische Sportler, g) angepasste Sport-averse und Shoppinggirlies. Eine Auseinandersetzung mit dieser Typisierung, so die Autoren der Studie, könne mit Blick auf die Unterrichtsgestaltung für die Lehrkräfte aufschlussreich sein.

    IMPULSE EHER AUS DER PRAXIS ALS AUS DER THEORIE

    Mehr als 60 Prozent der Sportlehrer gehören einem Sportverein an. Neben Anregungen durch die Schüler ist die private sportliche Aktivität für sie wichtigster Impulsgeber für den Unterricht. Fachkongresse und Informationen aus dem Internet spielen dagegen eine untergeordnete Rolle.
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    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Institut für Sportwissenschaft der Universität Augsburg
    Universitätsstraße 3
    86159 Augsburg
    Tel.: 0821/598-2801
    Telefax 0821/598-2828
    helmut.altenberger@sport.uni-augsburg.de
    http://www.sport.uni-augsburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung, Sportwissenschaft
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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