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20.02.1998 00:00

12 Jahre nach Tschernobyl

Heike Jordan Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V.

    12 Jahre nach Tschernobyl - humanitäre Erfolge und wissenschaftliche Ergebnisse

    Die Jahrestagung des Gemeinschaftsausschusses Strahlenforschung (GAST) vom 16. bis 18. März 1998 in München zeichnet sich gleich durch zwei aktuelle Anlässe aus. Zum einen besteht der GAST seit zehn Jahren. Zum anderen endet am 31. März 1998 offiziell das von der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) geförderte GAST-Projekt "Wissenschaftler helfen Tschernobyl-Kindern". Der Abschlußbericht wird auf der Jahrestagung präsentiert.

    "1991 errreichten uns an der nuklearmedizinischen Klinik der Universität Essen erstmals inoffizielle Meldungen, daß im Strahlengebiet rund um den zerstörten Reaktor von Tschernobyl eine erhöhte Schilddrüsenkrebsrate bei Kindern festzustellen sei", so Prof. Dr. Christoph Reiners, einer der Mitinitiatoren des Projektes. Das habe zunächst für Verwunderung gesorgt, denn nach dem bisherigen Kenntnisstand sei man davon ausgegangen, daß eher die Leukämierate in den verseuchten Gebieten ansteigen würde. Doch nach ersten Kontakten mit Betroffenen und Reisen ins Krisengebiet im Auftrag der WHO begannen die Essener Wissenschaftler gemeinsam mit der Vereinigung der Deutschen Elektrizitätswerke ein Hilfsprojekt vorzubereiten.

    Bereits am 1. April 1993 wurden die Arbeiten aufgenommen, wissenschaftlich betreut vom Gemeinschaftsausschuß Strahlenforschung. Innerhalb von fünf Jahren wurden 145 betroffene Kinder aus Weißrußland zum Teil mehrfach in der Bundesrepublik mit einer speziellen Radioiod-Therapie behandelt. Bei rund 75 Prozent dieser Kinder (bei denen der Schilddrüsenkrebs bereits sehr weit fortgeschritten war) konnte eine komplette Beseitigung des Schilddrüsenkrebses erreicht werden.

    Das zweite Anliegen, das mit dem von der VDEW zur Verfügung gestellten Geld finanziert wurde, war die Weiterbildung von Ärzten, Physikern und technischem Personal aus Weißrußland und der Ukraine. Einige kamen eigens zur Fortbildung in die Bundesrepublik, andere eigneten sich als Begleitpersonal für die zu behandelnden Kinder das notwendige Wissen an. Auf diese Weise konnten bereits bis Ende 1997 rund 150 Ausbildungswochen absolviert werden. Schließlich wurden - diesmal mit EU-Mitteln - zwei Behandlungszentren in Minsk und Kiew ausgestattet und ihre Versorgung mit hochwertigen Radiopharmaka sichergestellt. In Minsk ist darüber hinaus auch die "Koordinations- und Untersuchungsstelle" untergebracht, die dafür sorgte, daß die Aktivitäten des GAST-Projektes vor Ort umgesetzt werden konnten. In beiden Zentren wurden bereits 1996 jeweils rund 600 Behandlungen durchgeführt. Dank dieser erfolgreichen Hilfe zur Selbsthilfe kann das GAST/VDEW-Projekt am 31. März 1998 offiziell abgeschlossen werden, auch wenn nach Möglichkeit weiterhin besonders schwer erkrankte Kinder zur Behandlung in die Bundesrepublik geholt werden sollen.

    Parallel zu diesem humanitären Engagement wurde das wissenschaftlich orientierte Teilprojekt "Biologische Dosimetrie" durchgeführt, daß sich mit der Frage beschäftigt, anhand welcher biologischer Parameter eine Ausage über die Strahlenexposition und über den Therapieverlauf möglich ist. Im Teilprojekt "Retrospektive Dosimetrie und Risikoanalyse" wurde versucht, mit wissenschaftlichen Methoden möglichst wirklichkeitsnah nachzuvollziehen, in welchem Zusammenhang die Freisetzung von Iod-131 und die erhöhte Zahl von Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Kindern steht. Gefragt wurde beispielsweise nach der Strahlendosis, der die betroffenen Kinder ausgesetzt waren.

    Auch über die Ergebnisse dieser Studien werden deutsche und europäische Wissenschaftler - insbesondere auch aus den GUS-Staaten - auf der GAST-Tagung berichten.

    Beginn: 16. März 1998, 14 Uhr

    Ende:18. März 1998, 13 Uhr

    Veranstaltungsort: TU München

    Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Web-Site der DGN (http://www.nuklearmedizin.de) in den Rubriken "Publikationen" und "Termine"

    Weitere Informationen: Heike Jordan, PR-Referentin Deut. Ges. f. Nuklearmedizin, Im Hassel 40, 37077 Göttingen, Tel. 0551/376447, Fax 0551/376453, e-mail: heike.jordan@t-online.de, http://www.nuklearmedizin.de

    Für die Zusendung eines Belegexemplars oder einen Veröffentlichungshinweis wären wir sehr dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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