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15.02.2005 14:10

Von der Ostsee an den Main

Ricarda Wessinghage Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

    Neuer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Frankfurter Uniklinikum wechselt von Kiel in die Mainmetropole

    Mit Professor Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, MPH, gewinnt das Frankfurter Universitätsklinikum einen namhaften Mediziner und renommierten Forscher als neuen Direktor für das Institut für Allgemeinmedizin. Gerlach (44), der zuvor Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Campus Kiel) war, hat sich durch langjährige praktische und wissenschaftliche Tätigkeiten weit über die Allgemeinmedizin hinaus einen Namen gemacht.

    Seine persönlichen Arbeitsschwerpunkte, denen er auch in Frankfurt vorrangig nachgehen wird, liegen in den Bereichen Qualitätsförderung, Versorgungsforschung sowie der Entwicklung und Umsetzung von neuen Lehr- und Prüfungsformen. Besonders hervorgetan hat sich Gerlach, der sich an der Medizinischen Hochschule Hannover habilitierte, mit einer Reihe von innovativen Forschungsprojekten. Seine Arbeiten wurden mit wichtigen wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet - darunter dem Preis für Gesundheitswissenschaften (1994), dem Deutschen Gesundheitspreis (1999) und dem Berliner Gesundheitspreis (2002). Gerlach ist Sprecher der Sektion Qualitätsförderung im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sowie als Experte und Gutachter in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien aktiv.

    Qualitätsförderung und Versorgungsforschung ausbauen und stärken

    Als neuer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Frankfurter Uniklinikum will Gerlach unter anderem den Arbeitsbereich der Qualitätsförderung und Versorgungsforschung ausbauen und stärken. Dafür bringt er beste Voraussetzungen mit. Denn sein Team, das ihm von Kiel nach Frankfurt folgt, ist hier deutschlandweit führend. Zu seinen aktuellen wissenschaftlichen Projekten gehören eine Reihe großer Studien, die Pioniercharakter in der hausärztlichen Fehlerprävention haben. "Anders als in der Luftfahrt oder der Nuklearwirtschaft steckt das Risk-Management in der Allgemeinmedizin noch in den Kinderschuhen", erläutert Gerlach. Vor der ersten deutschlandweiten Studie zur Identifikation und Prävention von Medikationsfehlern in allgemeinmedizinischen Praxen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt und in Frankfurt durchgeführt wird, hat sein Team bereits die weltweit erste internationale Fehlerstudie in Hausarztpraxen von 7 Ländern durchgeführt.

    "Unser Ziel ist es, medizinische Fehler zu erkennen, ihre Quellen zu identifizieren und ein systematisches Risk-Management zu entwickeln, das dazu beiträgt, die Fehler von heute in Zukunft zu vermeiden", erklärt Gerlach. Um Ideen und konkrete Maßnahmen zur Fehlerminimierung entwickeln zu können, sei es zunächst notwendig, die Fehler und ihre Quellen systematisch zu erfassen und auszuwerten. Ein weiteres Forschungsprojekt Gerlachs ist das so genannte "Frankfurter Fehlerberichts- und Lernsystem für Hausarztpraxen". Dabei handelt es sich um eine Internetplattform, die Hausärzten Gelegenheit bietet, über ihre medizinischen Fehler schnell, einfach und anonym zu berichten. Sämtliche Einträge auf der Seite www.jeder-fehler-zaehlt.de werden von Mitarbeitern des Instituts geprüft, klassifiziert und schließlich in eine Datenbank übertragen. "Mit der Seite haben wir eine sichere, jederzeit zugängliche Plattform geschaffen, die ein gemeinsames Lernen aus Fehlern ermöglicht", erklärt Gerlach.

    Der zweite Schwerpunkt, den Gerlach zusammen mit seinem Team nach vorne bringen will, ist die Versorgungsforschung in der hausärztlichen Praxis. Zu seinen aktuellen Forschungsprojekten gehören unter anderem verschiedene vom BMBF geförderte Studien, in deren Mittelpunkt die strukturierte Versorgung chronisch Kranker steht. Darüber hinaus bereitet Gerlach gerade einen Fachkongress mit hochrangig internationaler Beteiligung zum Thema chronische Erkrankungen vor, der im Herbst 2005 in Frankfurt stattfinden wird.

    Neue Wege in der Lehre

    Abgesehen von den zahlreichen Forschungsprojekten will sich Gerlach besonders stark für die Verbesserung der Lehre einsetzen, das Studieren attraktiver machen und den Praxisanteil innerhalb des Studiums erhöhen. "Unsere Studenten sollen noch bessere Möglichkeiten bekommen, Allgemeinmedizin live zu erleben und zu erlernen", so Gerlach. Um das zu ermöglichen, soll in Hessen ein Netzwerk von etwa 70 bis 90 engagierten allgemeinmedizinischen Lehr- und Forschungspraxen aufgebaut werden, die eng mit dem Frankfurter Institut für Allgemeinmedizin zusammen arbeiten. Parallel dazu hat Gerlach mit seinem Team begonnen, ein mindestens einwöchiges Blockpraktikum in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen zu etablieren.

    Wie Gerlach betont, sei es insbesondere vor dem Hintergrund eines absehbaren Mangels an Hausärzten auch in Hessen besonders wichtig, die Attraktivität der allgemeinmedizinischen Aus- und Weiterbildung zu erhöhen und ihre Qualität zu verbessern. "Die Blockpraktika bieten den Studierenden die Gelegenheit, notwendige Erfahrungen unter realen Praxisbedingungen zu sammeln und den Umgang mit Patienten und deren Beschwerden, Erkrankungen und Problemen hautnah zu erleben", so Gerlach. Auch wichtige Themen wie die ärztliche Gesprächsführung, Hausbesuche oder die Zusammenarbeit mit anderen Fach- und Berufsgruppen bei der Langzeitversorgung chronisch Kranker sollen hier vermittelt werden.

    Um selbst nicht den Kontakt zur Alltagspraxis zu verlieren und seine eigenen, in langjähriger Praxistätigkeit erworbenen Kompetenzen als Facharzt für Allgemeinmedizin zu erhalten, wird Gerlach darüber hinaus gemeinsam mit seinen ärztlichen Mitarbeitern auch wieder in einer hausärztlichen Praxis mitarbeiten.

    Für weitere Informationen:

    Ricarda Wessinghage
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Universitätsklinikum Frankfurt
    Fon (0 69) 63 01 - 77 64
    Fax (0 69) 63 01 - 8 32 22
    E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de
    Internet http://www.kgu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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