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16.02.2005 11:53

Von Hoffnungen, Träumen - und der Angst vor AIDS

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Internationales Symposium "AIDS and the Moral Order" vom 3. bis 6. März 2005 bei Berlin. - Einladung zur Pressekonferenz am 28. Februar, 11 Uhr. - Auftaktveranstaltung am 2. März 2005, 16.30 Uhr, im Roten Rathaus -

    Im Jahr 2004 starben in Afrika 2,3 Millionen Menschen an den Folgen der HIV-Infektion beziehungsweise an AIDS. 25,4 Millionen Erwachsene und Kinder leben mit dem HI-Virus; 3,1 Millionen von ihnen haben sich 2004 neu mit HIV infiziert. Zahlen über das Ausmaß der HIV/AIDS-Epidemie werden in regelmäßigen Abständen von internationalen Organisationen wie UNAIDS veröffentlicht. Schreckensszenarien ökonomischer und sozialer Zusammenbrüche geben Aufschluss darüber, welch tiefe Risse die Epidemie in die Gesellschaften des sub-saharischen Afrikas gerissen hat und was diese in Zukunft zu erwarten haben. Doch wie leben die Menschen in Afrika mit den Folgen von AIDS? Welchen Sinn geben sie dem täglich erlebten Leid? Wer versorgt die Kranken, und wer kümmert sich um die Angehörigen von Verstorbenen, um Waisenkinder und Witwen? Welche Formen der Trauer haben Familien und Individuen im Umgang mit dem massenhaften Sterben gefunden?

    In einem von der VolkswagenStiftung geförderten Symposium gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Afrika und Europa diesen Fragen erstmals auf den Grund. Vom 3. bis 6. März 2005 tagen renommierte Vertreter der Sozialwissenschaften ebenso wie Nachwuchsforscher in Schloss Wulkow bei Berlin, wo sie unter dem Titel "AIDS and the Moral Order" den sozialen und kulturellen Umgang mit AIDS von der gesamtgesellschaftlichen bis hin zur individuellen Ebene diskutieren. Organisatoren der Veranstaltung sind Professorin Dr. Ute Luig und Dr. des. Hansjoerg Dilger vom Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin.

    Im Vorfeld der Tagung findet am Montag, den 28. Februar 2005 um 11 Uhr eine Pressekonferenz zum Thema statt, zu der wir interessierte Journalistinnen und Journalisten herzlich einladen. Ort der Pressekonferenz: Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin, Drosselweg 1-3, 14195 Berlin-Dahlem. Besonders aufmerksam machen möchten wir zudem auf den Eröffnungsvortrag am Mittwoch, den 2. März von 16.30 bis 18.30 Uhr von Professor Dr. Jean Comaroff von der Universität Chicago zum Thema "Beyond the Politics of Life: AIDS in the Age of Neoliberalism"; Ort: Rotes Rathaus in Berlin-Mitte, Wappensaal (Eingang Rathausstraße 15).

    Kontakt Tagung und Pressekonferenz am 28. Februar:
    Professorin Dr. Ute Luig, Dr. des. Hansjoerg Dilger
    Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie
    Drosselweg 1-3, 14195 Berlin
    Telefon: 0 30/83 8 - 56505, Fax: 0 30/83 8 - 52382
    E-Mail: luig@zedat.fu-berlin.de; hansjoerg.dilger@berlin.de

    Bitte melden Sie Ihre Teilnahme an der Pressekonferenz beziehungsweise am Eröffnungsvortrag an bei hansjoerg.dilger@berlin.de. Über diesen Kontakt können Sie im Vorfeld auch Interviewwünsche mit einzelnen Tagungsteilnehmern koordinieren. Referenten und Details der Veranstaltung entnehmen Sie bitte dem nachfolgenden Programm dieser Pressemitteilung - sowie der folgenden Kurzübersicht der drei Hauptthemenfelder, die dort diskutiert werden.

    1. Moralities at Stake: Die AIDS-Epidemie greift in alle sozialen und kulturellen Bereiche der Gesellschaften Afrikas ein und transformiert diese grundlegend. Von Bedeutung für ein besseres Verständnis ist daher die lokale Interpretation dieser grundlegenden Krisenerfahrung: Inwieweit werden die durch das immense Leid ausgelösten Traumata individuell und kollektiv bearbeitet - etwa in Form neuer Heilungsrituale oder durch Bildung von Selbsthilfegruppen? Wie gehen "traditionelle" Autoritäten (Heiler, Kirchenführer, Chiefs) mit diesen Fragen um, und welche Lösungsangebote bieten diese Instanzen? Wie unterscheiden jene sich von den Angeboten des Staates?

    2. Networks of Healing, Treatment and Care: In dieser Sektion sollen der Zusammenhalt und die Solidarleistungen von Familien bei konkreten Erkrankungen und nach dem Tod eines Angehörigen untersucht werden. Dies umfasst auch Konflikte, die durch die Krankheit ausgelöst werden und die sich in geschlechtsspezifischen Stigmatisierungsprozessen niederschlagen. Des Weiteren diskutiert wird die Rolle "lokaler Medizin", die oft eine Heilung von AIDS verspricht und in der Behandlung der Krankheit um eine Lösung sozialer und familiärer Konflikte bemüht ist. Wie greifen diese Mechanismen schließlich mit Blick auf die Einführung antiretroviraler Medikamente, die heute zumindest wohlhabenderen Gesellschaftsschichten zugänglich sind?

    3. Experiences of Emotions and Pain: In welcher Weise der Umgang mit HIV und AIDS auf der körperlichen und emotionalen Ebene erfolgt, steht im Zentrum der dritten Tagungssektion. Wie wird der Kontakt zwischen "gesunden" und "kranken" Körpern in der Sexualität und im Alltag wahrgenommen? Wie werden Ausgrenzungsprozesse, die mit einer HIV/AIDS-Erkrankung verbunden sind, von den Betroffenen und deren Angehörigen beschrieben? Emotionale Aspekte des Umgangs mit HIV/AIDS artikulieren sich des Weiteren in Praktiken des Trauerns und Abschiednehmens: Wie verändern sich unter dem Druck der Epidemie soziale und kulturelle Muster des Trauerns, die bislang in aufwändigen Begräbnissen und elaborierten rituellen Abläufen zum Ausdruck kamen? Ist ein individuelles und "aufrichtiges" Trauern überhaupt noch möglich angesichts der Tatsache, dass das Sterben in Familien und Gemeinden derart massiv Einzug gehalten hat?

    Letztlich soll das Symposium helfen zu verstehen, wie individuelles und kollektives Verhalten sich in Bezug auf eine Bedrohung wie AIDS ausdrückt und manifestiert. Denn nur über ein besseres Verständnis lassen sich lokal angepasste Programme entwickeln, die mittelfristig Verhaltensänderungen bewirken und damit zu einem Rückgang der Infektionsraten führen könnten.

    Internationales Symposium "AIDS and the Moral Order"
    2. bis 6. März 2005 (Berlin / Schloss Wulkow bei Berlin)
    *********************************
    PROGRAMM
    Mittwoch, 2. März, 16.30 bis 18.30 Uhr, Rotes Rathaus (Berlin Mitte)
    Opening Lecture: Prof. Jean Comaroff (University of Chicago): Beyond the Politics of Life: AIDS in the Age of Neoliberalism

    3. bis 6. März:
    Schloss Wulkow,
    Hauptstraße 24, 15320 Wulkow
    (ca. 55 km östlich von
    Berlin-Zentrum, nahe Neuhardenberg)
    Telefon Schloss Wulkow: 03 34 76/58 - 0

    Donnerstag, 3. März (Schloss Wulkow); Beginn: 9.30 Uhr
    Opening Address: Prof. Ute Luig (FU Berlin, Institut für Ethnologie)
    Greeting by: Heidemarie Wieczorek-Zeul
    German Federal Minister for Economic Cooperation and Development

    Session 1: MORALITIES AT STAKE

    Panel 1: Shifting Boundaries: Controlling Public and Private Spheres in the AIDS epidemic
    Chair: Prof. Paula Treichler (University of Illinois, Institute of Communications Research)

    Prof. Aud Talle (University of Oslo, Department for Anthropology): Living beyond AIDS in Maasailand, Tanzania
    Prof. Peter Probst (Tufts University, Boston / Medford, Department of Art and Art History): Confronting the Gaze. Seeing Sex in Times of AIDS
    Prof. Ivo Quaranta (Università di Bologna, Lettere e Filosofia): Politics of blame: clashing moralities and the AIDS epidemics in Nso' (North-West Province, Cameroon)
    Discussant Prof. Peter Geschiere (Amsterdam School for Social Science Research)

    Panel 2: Testimonies, Rumours and Processes of Stigmatisation
    Chair: Prof. Ute Luig (Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie)

    Prof. Vinh-Kim Nguyen (Mc Gill University, Department of Social Studies of Medicine): Re-thinking Sexual Citizenship: Activism, Antiretrovirals and Self-Fashioning
    Grame Reid (University of the Witwatersrand, Institute for Social and Economic Research): 'I came into this life with my eyes wide open'. Coping narratives and life strategies in the face of the epidemic
    Dr. Aldin Mutembei (University of Dar es Salaam, Department of Kiswahili): Swahili Literature and the Process of Stigmatisation: The Case of AIDS messages on the Billboards
    Dr. Georgia Rakelmann (Universität Gießen, Institut für Soziologie): From an Acronym to an Autochthonous Disease: Facettes of the "Tswanisation" of Aids in Botswana
    Discussant Prof. Jamie Monson (Wissenschaftskolleg zu Berlin / Carleton College, Minnesota)

    Freitag, 4. März (Schloss Wulkow) / nur vormittags / Beginn: 9.30 Uhr

    Session 2: NETWORKS OF HEALING AND CARE

    Panel 1: Giving Hope? Formal and Informal Strategies of Treatment and Healing
    Chair: Prof. Aud Talle (University of Oslo, Department for Anthropology)

    Prof. Adam Ashforth (School of Social Science, Institute for Advanced Study, Princeton): Spiritual Insecurity and the Cultural Dimensions of the HIV / AIDS epidemic in South Africa
    Prof. Elizabeth Colson (University of California at Berkeley, International and Area Studies): The Search for Healing: The Aids Epidemic in Gwembe Valley
    Prof. Susan Reynolds Whyte (University of Copenhagen, Department for Anthropology): Strategies of treatment: health worker perspectives
    Prof. Hanne Mogensen (University of Copenhagen, Department for Anthropology): New Hopes and New Dilemmas: Conflicting Narratives from the Uganda Epidemic
    Discussant Prof. Christine Obbo (CODESRIA Research Initiative on HIV / AIDS, France)

    Samstag, 5. März (Schloss Wulkow); Beginn: 9.30 Uhr

    Panel 2: Solidarity in Times of Crisis
    Chair: Prof. Benedicte Ingstad (University of Oslo, Department for Medical Anthropology and International Health)

    Prof. Felician Tungaraza (University of Dar es Salaam, Department of Sociology): Informal social support for people living with AIDS in Tanzania
    Dr. Hansjörg Dilger (Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie): "My relatives are running away from me!" Care and Kinship among the Luo in rural Tanzania
    Erick O. Nyambedha (University of Copenhagen, Department for Anthropology / University of Nairobi): Practices of relatedness and the re-invention of duol as a network of care for orphans and widows among the Luo in western Kenya
    Angelika Wolf (Universität Bayreuth, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften): Orphans' Ties. Child Headed Households in Malawi
    Discussant Prof. Bawa Yamba (Diakonhjemmet University College Oslo, Department of Research and Development)

    Session 3: EXPERIENCES OF EMOTIONS AND PAIN

    Panel 1: The Diseased Body
    Chair: Prof. Veena Das (Johns Hopkins University, Anthropology Department)

    Prof. Kopano Ratele (University of the Western Cape, Psychology Department / Women and Gender Studies): A body to die for
    Claire Decoteau (University of Michigan, Department of Sociology, Ann Arbor): Clamorous Bodies, Silenced Discourse: Revisiting the Repressive Hypothesis in South Africa
    Dr. Wenzel Geissler (London School of Hygiene and Tropical Medicine): Purity is danger: the ambiguity of touch around sickness and death in western Kenya
    Johanna Offe (Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie): Dangerous/Endangered Bodies: Discourses on Widows in the Context of AIDS in Zambia
    Discussant Dr. Stacy Leigh Pigg (Department of Sociology and Anthropology, Simon Fraser University)

    Sonntag, 6. März (Schloss Wulkow); Beginn: 9.30 Uhr

    Panel 2: Death, Grief and Ritual Practice
    Chair: Dr. Hansjörg Dilger (Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie):

    Dr. Liv Haram (Uppsala, The Nordic Africa Institute): "We are tired of mourning!" Grief and the political economy of suffering in the times of AIDS
    Prof. Frederick Klaits (The University of North Carolina at Chapel Hill, Department of Anthropology): The Widow in Blue: Blood and the Morality of Remembering in Botswana's Time of AIDS
    Prof. Ute Luig (Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie): Divided Interests: Lineage Conflicts in the Course of Burials
    Prof. Philippe Denis (University of KwaZulu-Natal, Sinomlando Centre for Oral History and Memory Work in Africa): Does memory work increase resilience in children affected by HIV-AIDS? A critical assessment of the methodology used by the Memory Box Programme in KwaZulu-Natal, South Africa
    Discussant Prof. Suzette Heald (Brunel University, Dptm. of Human Sciences)

    Final Discussion (until about 2 p.m.)

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/16052005.pdf

    Kontakt

    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Eröffnung am 2. März
    16.30 Uhr
    Rotes Rathaus, Berlin-Mitte, Wappensaal (Eingang Rathausstraße 15)

    Tagung 3. bis 6. März:
    Schloss Wulkow
    Hauptstraße 24, 15320 Wulkow
    (ca. 55 km östlich von Berlin-Zentrum, nahe Neuhardenberg)
    Telefon Schloss Wulkow: 03 34 76/58 - 0


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/16052005.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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