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07.04.1999 09:47

Leiden ist kein Schicksal

Prof.Dr. Mathias Freund Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO)

    Curriculares Symposium der DGHO an der Uniklinik Essen (16./17.4.) vermittelt erstmals umfassend den Kenntnisstand in der schmerz- und symptomorientierten Therapie von Krebserkrankungen

    Leiden ist kein Schicksal

    Am 16./17. April veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) das erste curricular aufgebaute deutsche Symposium über Palliativmedizin für onkologisch tätige Mediziner. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der palliativmedizinischen Ausbildung und damit der schmerz- und symptomorientierten Versorgung von Krebspatienten.

    Tumorpatienten leiden unter einer Vielzahl unterschiedlicher Beschwerden. Zu den häufigsten gehören Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, psychoneurologische Symptome, Ernährungsprobleme und starke Erschöpfung. Auch in Situationen, in denen eine Heilung nicht mehr möglich ist, können Mediziner zumindest die Symptome lindern und damit den Patienten eine sehr viel höhere Lebensqualität ermöglichen. Palliative Therapie erfordert besondere Kenntnisse der behandelnden Ärzte. In den meisten Bundesländern können Mediziner mittlerweile die Zusatzqualifikation "spezielle Schmerztherapie" erwerben. Eine alle Symptome einschließende palliativmedizinische Aus- oder Weiterbildung, wie sie zum Beispiel in USA, England und Skandinavien angeboten wird, fehlt jedoch bislang. Darüberhinaus mangelt es auch international an einheitlichen Standards für die symptomorientierte Therapie. Solche Standards liegen bislang nur für die Schmerzbehandlung vor.

    Die DGHO hat sich das Ziel gesetzt, diese Lücken zu schließen. Im Rahmen ihres "10-Punkte-Programm für die Internistische Onkologie" werden Methoden zur schmerz- und symptomorientierten onkologischen Therapie weiterentwickelt, validiert und in Ausbildungsrichtlinien eingearbeitet. Die Gesellschaft hat bei der Bundesärztekammer den Antrag eingebracht, palliativmedizinische Kenntnisse prüfungsrelevant in die Weiterbildungsordnung zum Hämatologen und Onkologen zu integrieren. In Hinblick darauf wurde das Symposium am Universitätsklinikum Essen als "Modellcurriculum" konzipiert, das später einmal fester Bestandteil der hämato- und onkologischen Ausbildung werden soll. Die Veranstaltung ist für die Weiterbildung in Schmerztherapie anerkannt. Führende Experten vermitteln den aktuellen Kenntnisstand in allen wichtigen Bereichen der schmerz- und symptomorientierten onkologischen Therapie.

    Das verbreitete Urteil, die beste - da schonendste - Therapie bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen sei die medikamentöse Schmerztherapie, muß inzwischen stark differenziert werden. In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe onkologischer Eingriffe so weiterentwickelt, daß sie Schmerz und andere Symptome nachhaltig auf sanfte Weise lindern können. Zum Beispiel leiden Patienten mit Knochenmetastasen unter starken Bewegungsschmerzen. Häufig kommen Knochenbrüche hinzu, da der Tumor das Gewebe zunehmend schädigt. Durch neue strahlentherapeutische Methoden, wie die sogenannte "Einzeitbestrahlung", kann man den Tumor praktisch ohne Nebenwirkungen zurückdrängen. Die Patienten haben oft schon nach einem Tag deutlich weniger Schmerzen, wobei eine Wirkung auch bis zu 2 Wochen später auftreten kann. Die Gefahr von Knochenbrüchen nimmt rapide ab. In anderen Fällen kann eine niedrigdosierte, spezielle Chemotherapie Schmerzen und andere Symptome effektiv lindern. Erste kontrollierte Schmerzstudien zu diesem Thema werden auf dem Symposium vorgestellt.

    Auch viele chirurgische Eingriffe wurden mittlerweile so verfeinert, daß sie den Patienten nur kurzzeitig hospitalisieren, aber großen Erfolg bringen. Man entfernt oder überbrückt zum Beispiel tumoröse Darmteile und bekämpft damit nachhaltig Übelkeit, Erbrechen und kolikartige Schmerzen. Bronchoskopische Eingriffe bei Lungentumoren, die den Patienten durch implantierte Röhrchen (Stents) wieder Atemfreiheit verschaffen, können heute mit einer lokalen Betäubung durchgeführt werden. Ähnliche Eingriffe sind oft auch bei anderen Hohlorganen sinnvoll, wie Gallengängen, Bauchspeicheldrüse oder Speiseröhre. Alle Maßnahmen dienen sowohl der Behandlung bestehender Beschwerden und Funktionsstörungen als auch ihrer Prophylaxe.

    Bei der medikamentösen Schmerztherapie widmet sich das Symposium besonders dem Umgang mit Problemsituationen. Fortgeschrittene Tumorerkrankungen sind meist mit Funktionseinbußen lebenswichtiger Organe wie Nieren, Leber oder Herz und schlechtem Allgemein- und Ernährungszustand verbunden. Die pharmakologische Behandlung der Schwersterkrankten ist komplex und erfordert individuell angepaßte Therapiekonzepte. Eine große Risikogruppe sind auch alkohol- oder medikamentenabhängige Patienten. Suchtkranke Patienten brauchen in der Regel höhere Dosierungen, leiden öfter unter Nebenwirkungen und benötigen eine intensive psychosoziale Betreuung. Infolge der Sorge, man könne eine weitere Sucht auslösen, wird ihnen häufig eine notwendige Behandlung mit Morphinabkömmlingen vorenthalten. Durch redardiert wirkende Präparate kann diese Gefahr jedoch vermieden werden.

    Die breite Pallette der Symptome und palliativen Therapiemöglichkeiten erfordert eine enge
    Zusammenarbeit zwischen Onkologen, Medizinern anderer Fachrichtungen und psychologisch ausgebildeten Fachkräften. Der abschließende Themenblock des Symposiums widmet sich beispielgebenden Kooperationsstrukturen und stellt Möglichkeiten psychosozialer und spiritueller Betreuung vor.

    Journalisten sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

    Symposium "Schmerz- und symptomorientierte onkologische Therapie"
    Termin: 16./17.4.1999
    Veranstaltungsort: Universitätsklinikum GHS Essen, Auditorium Maximum, Hufelandstr. 55, 45122 Essen

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Norbert Niederle
    Leiter der AG Palliativmedizin der DGHO
    Mediz. Klinik III, Klinikum Leverkusen
    Dhünnberg 60
    51375 Leverkusen
    Tel.: 0214/13-2672, Fax: -2198

    Dr. Marianne Kloke
    Innere Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum GHS Essen Hufelandstr. 55
    45122 Essen
    Tel.: 0201/723-2010, Fax: -5703


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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