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18.02.2005 12:26

Je schwerer der Gorilla, desto besser der Zoo?

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Stellungnahme der Universität Rostock zum CHE-Ranking

    In der Presse wurde am 17.02.2005 über das Forschungsranking des CHE berichtet, wobei folgende Aussagen getroffen wurden:

    An den Universitäten des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird kaum geforscht. Die beiden Universitäten bilden die Schlusslichter beim Forschungsranking und tragen die rote Laterne. Die Universität Rostock belegt einen letzten Platz. Es wird von einem "letzten Schuss vor dem Bug der Hochschulen" gesprochen. Diese Aussagen können so nicht hingenommen werden; sie entsprechen nicht den tatsächlichen Aussagen des Forschungsrankings des CHE und bedeuten eine Herabwürdigung der Forschungsleistungen, die an den beiden Universitäten des Landes erbracht werden.

    Das Forschungsranking des CHE basiert auf einem sehr ausführlichen Datenmaterial und enthält viele detaillierte Angaben, die ein differenziertes Einschätzen von speziellen Indikatoren (Drittmittel, Publikationen und Patente, Promotionen) gestatten. Es werden die absoluten sowie die relativen, auf die Zahl der Wissenschaftler bezogenen Indikatorgrößen aufgelistet, wobei der Zeitraum 1999 bis 2002 zugrunde gelegt wird. Unstimmigkeiten, die unvermeidlich bei solchen Datenerfassungen auftreten, sollen hier nicht kommentiert werden.

    Es werden Spitzengruppen in der Forschung der einzelnen Fächer definiert, gewissermaßen Medaillenplätzen vergeben, wie etwa bei sportlichen Wettkämpfen. Leider konnte keine der beiden Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern einen solchen Medaillenplatz erringen. Damit zählen sie bei diesem Medaillenspiegel zur Schlussgruppe zusammen mit 15 anderen Universitäten in Deutschland. Dieser Medaillenspiegel wird dem ausführlichen Datenmaterial vorangestellt. Anscheinend ist beim ersten Lesen nicht aufgefallen, dass die Schlussgruppe aus 17 Universitäten alphabetisch geordnet sein soll, entsprechend der Methodik des Rankings, beginnend mit Augsburg und endend mit Wuppertal. Die Spitzengruppe wird durchweg von den großen Universitäten (TU München, LMU München, Heidelberg, Bonn usw.) gebildet. Dies folgt zwangsläufig aus der Methodik des Rankings, da die kleineren Einrichtungen nicht die großen Absolutwerte bei den erfassten Zahlen bringen können.

    Es bringt nichts, einen Gorilla mit fleißigen Ameisen zu vergleichen und den Gorilla zum Sieger zu erklären, nur weil er schwerer ist.

    Ein weiterer Nachteil des "Medaillenspiegels" besteht darin, dass "undankbare vierte Plätze" nicht berücksichtigt werden. Erst eine sorgfältige Analyse des gesamten Datenmaterials gestattet eine faire und fundierte Einschätzung der Forschungsleistungen der Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern. Hierbei ergibt sich ein anderes Bild. In einzelnen Fächern werden durchaus gute bis sehr gute Forschungsleistungen erreicht. Als Beispiel seien genannt die guten Ergebnisse der Betriebswirtschaftslehre, der Biologie und Geschichtswissenschaften an der Universität Greifswald. An der Universität Rostock zählen u. a. die Elektro- und Informationstechnik, die Geschichtswissenschaften und die Physik zu den Fächern, die gute bis sehr gute Leistungen aufweisen.
    Angemerkt werden soll, dass neben der Forschung die Leistungsfähigkeit unserer Universitäten sich auch in der Lehre widerspiegelt, wo durchaus hervorragende Plätze auch bei CHE-Rankings eingenommen werden.

    Natürlich soll hier nicht schöngefärbt werden. Die Ergebnisse des Forschungsrankings werden ernst genommen, kritisch ausgewertet und werden zu Konsequenzen führen. Schwachstellen müssen beseitigt und eine leistungsbezogene Bewertung der Universitätsangehörigen muss stärker entwickelt werden. Aber auch das Land trägt an der derzeitigen Situation einen gehörigen Anteil an Mitverantwortung, da die Ausstattung beider Universitäten deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt, was in zahlreichen Begutachtungsverfahren immer wieder festgestellt wird - selbst ein Michael Schumacher kann mit der halben Spritmenge im Tank kein Autorennen gewinnen.

    Der "Schuss vor dem Bug" gilt daher nicht nur den Universitäten, sondern auch dem Land. Es bedarf generell einer stärkeren Förderung der Bildungseinrichtungen, um die richtigen Signale für die Zukunft unseres Landes zu setzen. Eine pauschale Abwertung der tatsächlichen Forschungsleistungen an unseren Universitäten kann nicht hingenommen werden und demotiviert die aktiven Wissenschaftler und exzellenten Studenten (auf die das Land dringend angewiesen ist). Vor voreiligen Stellungnahmen sollte eine gründliche Analyse der vorhandenen Daten erfolgen, die es gestatten die richtigen Konsequenzen für eine erfolgreiche Zukunft unserer Universitäten zu ziehen.

    Prof. Dr. Gerd Röpke Prof. Dr. Heinrich Stolz, MNF
    Prorektor für Forschung Prof. Dr. Dirk Timmermann, IEF

    Prof. Dr. Hans Jürgen Wendel
    Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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