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08.04.1999 17:26

Permanente Satellitenverbindung von Bremerhaven in die Antarktis

Dipl.-Ing. Margarete Pauls Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

    Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven hat am 8. April eine permanente Satellitenverbindung für den Datenaustausch mit der Neumayer-Station in der Antarktis in Betrieb genommen. Damit kann das AWI die Bearbeitung von Daten der drei wissenschaftlichen Observatorien der Station und ihre Bereitstellung für internationale Datenbanken verbessern und beschleunigen.

    Permanente Satellitenverbindung von Bremerhaven in die
    Antarktis
    Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven hat am 8. April eine permanente Satellitenverbindung für den Datenaustausch mit der Neumayer-Station in der Antarktis offiziell in Betrieb genommen. Damit kann das AWI die Bearbeitung von Daten der drei wissenschaftlichen Observatorien der Station und ihre Bereitstellung für internationale Datenbanken wesentlich verbessern und beschleunigen.
    Die deutsche Antarktisstation ist ganzjährig besetzt und dient als wissenschaftliches Observatorium für Geophysik, Meteorologie und Luftchemie. Sie spielt als Beobachtungsstation eine wichtige Rolle im internationalen Netz wissenschaftlicher Meßstationen, das auf der Südhalbkugel und speziell in der Antarktis sehr weitmaschig geknüpft ist.
    Die Leitung ist eine sogenannte SCPC-Verbindung (Single Channel Per Carrier) mit einer Kapazität von 64 kbit/s über den Satelliten Intelsat, der große Bereiche der Antarktis erreicht. Die Verbindung ermöglicht den Transfer von Sprache, Daten und Fax per Satellit und den interaktiven Austausch zwischen der Zentrale in Bremerhaven und der Neumayer-Station in der Antarktis. Eine Erweiterung der Bandbreite auf 384 kbit/s ist für die Durchführung von Videokonferenzen vorgesehen und kurzfristig umsetzbar.
    Die Anlage wurde Ende November/Anfang Dezember 1998 in Hameln getestet und ging am 16. Dezember an Bord des Forschungsschiffs "Polarstern" auf die Reise in den Süden. "Polarstern" hat sie am 20. Januar 1999 bei der Neumayer-Station entladen. Der Aufbau der Antenne gelang aufgrund guten Wetters reibungslos und war am 10. Februar abgeschlossen. Die Installation der Anlage, die ersten Probeläufe und die Abstimmung auf das AWI-Rechnernetz sind inzwischen abgeschlossen. In den nächsten Wochen wird die Leitung Schritt für Schritt für den simultanen Versand aller Daten von der Station nach Bremerhaven ausgebaut.
    Die Standleitung dient der Online-Abfrage von Meßdaten, der Fernsteuerung und -kontrolle der Meßgeräte, der Datenerfassung und der Überwachung des Rechnernetzes. Desweiteren können die Wissenschaftler auf "Neumayer" selbst mit wichtigen Daten versorgt werden. Derzeit sind an der Station acht SUN-Workstations und einige weitere Rechner in Betrieb. Da dem Stationsteam in der Vorbereitungszeit auf die Überwinterung nur das Basiswissen vermittelt werden kann, ist bei Rechnerproblemen die Hilfe des Rechenzentrums in Bremerhaven erforderlich. Die Standleitung ermöglicht es, die Betriebsfähigkeit des Rechnernetzes aus der Ferne zu überprüfen und bei Problemen einzugreifen ("remote system management").
    Die Direktübertragung der gesamten Meßdaten ist auch wegen der Qualitätskontrolle hilfreich. Bisher kam der wesentliche Teil der Daten mit einer bis zu einjährigen Verspätung in Bremerhaven an. Systematische Fehler wurden daher erst mit erheblicher Verzögerung erkannt. So wurden 1992 beim Stationsneubau Temperatursensoren eingesetzt, die eine versteckte Querempfindlichkeit zur Windgeschwindigkeit besaßen. Dieser Fehler konnte in Bremerhaven erst mit über einem Jahr Verzögerung ermittelt und korrigiert werden.
    Das geophysikalisches Observatorium der Antarktisstation registriert jährlich zwischen 500 und 700 Erdbeben. Um sowohl regionale als auch globale Erdbeben zu erfassen, verfügt das Observatorium neben den Seismometern innerhalb der Station über ein Netzwerk von sechs seismologischen Außenstationen, deren Daten kontinuierlich in einen zentralen Rechner eingespeist werden. Außerdem werden das Erdmagnetfeld und die gezeitenbedingten Vertikalbe-wegungen des Ekström-Schelfeises und das Abschmelzen an seiner Unterseite kontinuierlich aufgezeichnet.
    Die Messungen des meteorolo-gi-schen Obser-vatoriums umfassen Bodenwettermeldungen, Radiosondendaten einschließlich Ozonmessungen sowie Strahlungs- und Mastmessungen. Das Observatorium verfügt über eine hochauflösende Satellitenbildanlage und andere Wetterinformationssysteme, die auch eine Wettervorhersage vor Ort ermöglichen.
    Das luftchemische Observatorium liegt etwa anderthalb Kilometer südlich der Hauptsta-tion. Die meisten Meßgeräte dieses Observatoriums sind für einen weitgehend automatischen Betrieb aus-ge-legt. Es werden gasförmige und partikuläre Komponenten gemessen sowie Proben von Spurengasen und Aerosolen für spätere Analysen in den Heimatlabors genommen.
    Den zuverlässigen Betrieb der neuen Anlage über mehrere Jahre unter antarktischen Bedingungen bei Temperaturen bis minus 46 Grad, Schneestürmen mit Windgeschwindigkeiten bis 150 km/h und in einer Region ohne Infrastruktur zu gewährleisten, ist eine technische Herausforderung: Die Antenne steht auf einem sieben Meter hohen Stahlgestell, das drei Meter ins Eis eingelassen und vier Meter hoch ist. Ein sogenanntes "Radom" mit einem Durchmesser von 5,5 Metern verhindert die Schnee- und Eisbildung an der Antenne. Es werden nur witterungsbeständige Spezialkabel eingesetzt, die auch tiefsten Temperaturen standhalten können, ohne zu brechen. Die Elektronik ist schock- und vibrationsgedämpft gelagert und beheizt. Ein Reservesystem schaltet sich automatisch im Fall eines Defektes ein.

    Achtung: In Imternet sind Online-Bilder einer Webkamera auf der Seite:http://www.awi-bremerhaven.de/EDV/NeumayerOnline/NM_WebCam/

    Bremerhaven, den 8. April 1999
    Bei Veröffentlichung bitten wir um einen Beleg


    Weitere Informationen:

    http://www.awi-bremerhaven.de/EDV/NeumayerOnline/NM_WebCam/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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