Jena. (11.04.99) Eine Studie über die psychischen Folgen von Verkehrsunfällen bei Kindern haben Psychologen und Kinderärzte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena begonnen. Das interdisziplinäre Team, das der Pädiater Prof. Dr. Felix Schier und die Psychologin Dr. Regina Steil leiten, will auf der Basis einer Umfrage Strategien entwickeln, um Kinder nach einem Unfall psychologisch besser zu betreuen. Für die Studie werden Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren, die einen Verkehrsunfall miterlebt haben, und ihre Eltern zu den Folgen des Unfalls befragt.
Allein im Jahr 1997 wurden in Deutschland insgesamt 50.000 Kinder oder Jugendliche unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt. "Eine optimale medizinische Versorgung der Unfallverletzungen ist gewährleistet", erläutert Dr. Steil, "mindestens genauso wichtig ist es jedoch, auch die möglichen seelischen Wunden nach Unfällen zu erkennen und zu behandeln."
Wie bei Erwachsenen haben auch bei Kindern Verkehrsunfälle oft langfristige psychische Folgen. Ein Störungsbild, das sich einstellen kann, ist die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung. Sie äußert sich darin, daß das betroffene Kind den Unfall immer wieder auf belastende Weise wiedererlebt oder ihn im Spiel immer wieder wiederholt. Alpträume können auftreten.
"Das Kind vermeidet möglicherweise, über den Unfall zu sprechen oder daran zu denken und ist übermäßig schreckhaft", erklärt Dr. Steil. Manche Kinder zeigen Probleme beim Ein- oder Durchschlafen oder Konzentrationsschwierigkeiten, die sich auch in einem Leistungsabfall in der Schule niederschlagen können. Ängstlichkeit äußert sich meist in anklammerndem oder auffällig aggressivem Verhalten, in Angst vor der Dunkelheit oder dem Alleinsein oder in körperlichen Symptomen wie Bauch- oder Kopfschmerzen.
Die Jenaer Psychologen vermuten, daß bei unterschiedlichen Altersgruppen auch unterschiedliche Symptombilder auftreten und daß sogar Kinder im Vorschulalter von Posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen sein können. "Kinder im Vorschul- und Grundschulalter sind nicht in der Lage, über Veränderungen des eigenen emotionalen Erlebens Auskunft zu geben", so Dr. Steil, "daher sollten Eltern und andere Bezugspersonen nach einem Verkehrsunfall sorgfältig Veränderungen des Verhaltens beim Kind beobachten und gegebenenfalls professionelle Hilfe bei ärztlichen oder psychologischen Kinderpsychotherapeuten suchen."
Ansprechpartnerin:
Dr. Regina Steil
Institut für Psychologie der FSU-Jena, Steiger 3 Haus 1, 07743 Jena
Tel.: 03641/945183
Fax: 03641/945182
e-mail: s6stre@uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
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Tel.: 03641/931031
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e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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