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24.02.2005 14:46

MODELKEY - Neues EU-Großprojekt untersucht Flussökosysteme

Doris Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    MODELKEY - Ein Schlüssel für saubere Gewässer.
    Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert einen guten ökologischen Zustand der Oberflächengewässer in allen EU-Staaten bis 2015. Bis 2010 wird das Forschungsprojekt MODELKEY nach den Ursachen für biologische Probleme in den drei Modellflüssen Elbe (Tschechien/Deutschland), Schelde (Belgien/Niederlande), und Llobregat (Spanien) suchen. Die dort gewonnenen Ergebnisse sollen später auf ganz Europa angewendet werden.

    Leipzig. Chemische Belastungen analysieren und bewerten - das ist das Ziel des neuen europaweiten Großprojektes MODELKEY, das im Februar startet. Unter Leitung des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) werden Wissenschaftler in 13 Ländern bis zum Jahr 2010 Methoden entwickeln, mit denen so genannte Schlüsselchemikalien identifiziert und deren Einfluss auf Gewässersysteme bestimmt werden können. Untersucht werden dabei drei Modellflüsse von der Quelle bis zum Meer: die Elbe (Tschechien/Deutschland), die Schelde (Belgien/Niederlande), und der Llobregat (Spanien). Diese drei Flüsse befinden sich in verschiedenen Klimaregionen und sind alle industriell belastet. Die dort gewonnenen Erkenntnisse sollen später auf alle Mitgliedsstaaten der EU übertragen werden. Das Projekt, an dem insgesamt 25 verschiedene Forschungsinstitutionen beteiligt sind, wird von der EU mit 8,4 Millionen Euro gefördert. Der Name des Projektes MODELKEY steht für Modell zur Bewertung und Vorhersage der Wirkungen von Umweltschlüsselschadstoffen auf Süßwasser- und Meeresökosysteme sowie auf die Artenvielfalt. Das Auftaktreffen für MODELKEY findet vom 28. Februar bis 5. März in Spanien statt.

    Hintergrund: Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verpflichtet alle Staaten, bis 2015 dafür zu sorgen, dass sich deren Gewässer in einem guten chemischen und ökologischen Zustand befinden. Ziel der Richtlinie ist es, gemeinsame Standards für den Gewässer- und Grundwasserschutz zu schaffen. Dadurch sollen Verschmutzungen eingedämmt und der Zustand dieser Ökosysteme verbessert werden, um die Wasserressourcen langfristig zu schützen. Die Wasserrahmenrichtlinie sieht eine Abstufung der ökologischen Gewässerqualität in fünf Güteklassen von einem schlechten bis zu einem sehr guten Zustand vor. Bis 2015 sollen alle Gewässer mindestens die Güteklasse II (guter Status) erreichen. Besonders in vielen Industrieregionen Europas ist ein guter ökologischer Zustand noch nicht erreicht. Während die chemischen Parameter in Deutschland bereits weitgehend erfüllt werden, sieht das Umweltbundesamt bei den biologischen Parametern große Defizite. Das europäische Projekt MODELKEY soll jetzt die Ursachen für diese Probleme finden und Lösungen entwickeln.

    Die EU hat zwar eine Prioritätenliste von 30 chemischen Stoffen erstellt, die bereits jetzt überwacht werden. Doch die Wissenschaftler sehen noch großen Forschungsbedarf. ?Wenn wir bedenken, dass es hunderttausende verschiedener chemischer Verbindungen in der Umwelt gibt, dann wird klar: Das bisherige Raster ist einfach zu groß", erläutert Dr. Werner Brack vom UFZ. ?Wir versuchen deshalb biologische und chemische Verfahren sowie verschiedene Modellansätze so zu kombinieren, dass wir das Spektrum an möglichen Problemen Schritt für Schritt einengen, um dann schließlich jene Verbindungen zu identifizieren, die tatsächlich für schädliche Wirkungen verantwortlich sind." Dabei wird das komplette Ökosystem betrachtet. Haben Veränderungen im Organismus des einzelnen Individuums auch Auswirkungen auf die gesamte Lebensgemeinschaft? Was bedeutet es für das Ökosystem, wenn sich beispielsweise ein bestimmter Fisch nicht mehr vermehrt? Komplexe Fragestellungen, die bis 2010 geklärt werden sollen.

    Zwei Jahre hat allein die Vorbereitung des Großprojektes gebraucht. Partner mussten gefunden und eine Struktur entworfen werden. Sieben Teilprojekte und über 150 Wissenschaftler koordinieren Dr. Michaela Hein und Dr. Mechthild Schmitt unter der Leitung von Dr. Werner Brack. ?Wir müssen in allen Bereichen neue innovative Techniken entwickeln", umschreibt Brack die künftige Arbeit. ?Die Herausforderung besteht gerade darin, verschiedene wissenschaftliche Ansätze zu kombinieren".

    Das internationale Wissenschaftlerteam will aber nicht nur diese Schlüsselschadstoffe finden und ihre Wirkungen erklären. Auch die großen Datenmengen aus den Gewässerkontrollprogrammen der EU-Mitgliedsländer sollen nutzbar gemacht werden. ?Im Moment liegen die Daten in verschiedenen Datenbanken in verschiedenen Formaten vor und sind so nur ganz schwer anzuzapfen. Deshalb wollen wir eine zentrale Datenbank erstellen - in enger Zusammenarbeit mit den Behörden, die schon jetzt Daten erheben und die dann später auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie umsetzen müssen." Am Ende sollen Computermodelle stehen, die den Gewässerbehörden in der ganzen EU Unterstützung bieten, wenn Entscheidungen anstehen, welche Gebiete saniert werden sollen und wie das am effektivsten geschehen kann. Denn eines ist klar: Mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie kommt auf die einzelnen Mitgliedsländer viel Arbeit zu.
    Tilo Arnhold
    Leipzig, 24. Februar 2004

    http://www.ufz.de/index.php?de=5366
    Hier sind auch weitere Bilder verfügbar.

    Fachlicher Ansprechpartner:
    Dr. Werner Brack
    Telefon: +49 / (0)341 / 235 - 2656
    Email: werner.brack@ufz.de

    Weitere Informationen über:
    UFZ-Pressestelle, Doris Böhme
    Telefon: +49 / (0)341 / 235 - 2278
    e-mail: doris.boehme@ufz.de

    MODELKEY (Model for Assessing and Forecasting the Impact of Enviromental Key Pollutants on Freshwater and Marine Ecosystems and Biodiversity) - beteiligte Partner:

    UFZ - Centre for Environmental Research Leipzig-Halle, Germany
    UA - University of Antwerp, Belgium
    CEFAS - Centre for Environment, Fisheries, and Agriculture, Burnham on Crouch, UK
    DELFT - Delft Hydraulics, Delft, The Netherlands
    CVR - Consorzio Venezia Ricerche, Venice, Italy
    VUA - Vrije Universiteit Amsterdam, The Netherlands
    CNRS - Centre National de Recherche Scientifique, Toulouse, France
    CSIC - Instituto de Investigaciones Quimicas y Ambientales J.P. Vila Consejo Superior de Investigaciones Cientificas, Barcelona, Spain
    UdG - Universitat de Girona, Spain
    UB - University of Berne, Switzerland
    VRI - Veterinary Research Institute, Brno, Czech Republic
    IVB - Institute of Vertebrate Biology, Brno, Czech Republic
    UJOE - University of Joensuu, Finland
    EWQMA - Elbe Water Quality Monitoring Agency, Hamburg, Germany
    RIKZ - National Institute for Coastal and Marine Management, The Hague, The Netherlands
    RIVO - Netherlands Institute for Fisheries Research, Wageningen, The Netherlands
    SZU - National Research Centre for Dioxins and Related Compounds, Bratislava, Slovak Republic
    RIVM - Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu, Bilthoven, The Netherlands
    UoS - University of Stuttgart, Germany
    SPbU - St. Petersburg University, Russia
    CWA - Agencia Catalana de l'Aigua, Barcelona, Spain
    UdB - University of Barcelona, Barcelona, Spain
    ECT - ECT Ökotoxikologie GmbH, Floersheim am Main, Germany
    XEN - Xenometrics GmbH, Allschwil, Switzerland
    DW - Donabaum & Wolfram OEG Technisches Büro für Ökologie, Vienna, Austria

    Die Wissenschaftler des UFZ-Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) erforschen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften. Sie entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.
    Das UFZ ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2.2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.


    Weitere Informationen:

    http://www.ufz.de/index.php?de=5366 - Pressemitteilung & Fotos
    http://www.modelkey.org - Projektseite (ab 1. März 2005)


    Bilder

    Die Elbe - einer der drei Modellflüsse
    Die Elbe - einer der drei Modellflüsse
    André Künzelmann / UFZ
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    Dr. Angela Sperrreuter & Dr. Wolfgang Brack bei der Wasseranalyse
    Dr. Angela Sperrreuter & Dr. Wolfgang Brack bei der Wasseranalyse
    André Künzelmann / UFZ
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die Elbe - einer der drei Modellflüsse


    Zum Download

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    Dr. Angela Sperrreuter & Dr. Wolfgang Brack bei der Wasseranalyse


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