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12.04.1999 08:39

Das niederländische Poldermodell - Ein Vorbild für Deutschland?

Ingrid Goertz Öffentlichkeitsarbeit/Transfer
Sozialforschungsstelle Dortmund

    Deutschland schaut neidisch auf seinen kleinen Nachbarn Holland. Denn er produziert konstant über drei Prozent Wachstum, schließt die Löcher im Staatshaushalt und trägt seine Schulden ab. Vor allem aber schafft der Nachbar jede Menge neue Jobs: die Arbeitslosenquote liegt in den Niederlanden unter 5%. Gerhard Schröder will das Beschäftigungswunder kopieren, aber kann sein Bündnis für Arbeit das leisten, was holländischen Sozialpartner und Politiker im Dialog bewerkstelligten? Am 15. April 1999 werden in der Sozialforschungsstelle Dortmund Experten deutscher und niederländischer Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände sowie Vertreter aus Politik und Wissenschaft diskutieren, inwieweit das holländische Poldermodell auf Deutschland übertragbar ist.

    Ausgangspunkt des niederländischen Konsensmodells war die wirtschaftliche Depression 1982. In Wassenaar berieten Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände über Wege aus der Krise. Die Gewerkschaften versprachen Bescheidenheit bei Lohnzuwächsen und die Arbeitgeber neue Arbeitsplätze. Bald trat auch die Regierung diesem Pakt bei, und sorgte für die notwendigen politischen Rahmenbedingungen: die strikte Sanierung des Staatshaushaltes, eine Reform des Steuerrechts und die Senkung der Sozialausgaben. "Die Unternehmer profitierten von niedrigeren Reallöhnen und gesunkenen Lohnnebenkosten. Der Staat spart - und läßt den Arbeitnehmern zum Ausgleich per Steuersenkung mehr Geld in der Tasche," so Dr. Gerd Busse von der Sozialforschungsstelle Dortmund. Es dauerte aber einige Jahre, ehe sich dieser Umbau in mehr Wachstum und mehr Beschäftigung fürs ganze Land auszahlte.

    Neuerdings mehren sich die Kritiker, die auf die Schattenseite des Modells verweisen: die hohe, hinter Invalidenrenten und Frühverrentung "versteckte Arbeitslosigkeit" von weit über 20 Prozent. Manche warnen auch vor dem gesellschaftlichem Sprengstoff. Dieser sei nur deshalb noch nicht zur Explosion gekommen, weil sich die Niederlande in einem beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung befinden.

    Inwiefern die kulturellen, sozialen und ökonomischen Ausgangsbedingungen das niederländische Poldermodell beeinflußt haben, und ob dieser "Exportschlager" auch ein Modell für Deutschland sein könnte, um die Probleme auf dem deutschen Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu lösen, wird auf dieser in Kooperation mit dem ITS (aus Nimwegen) durchgeführten Tagung diskutiert.

    Programm
    (Moderation: Dr. Paul Stoop, Der Tagesspiegel, Berlin)

    10.00 Begrüßung
    (Dr. Gerd Peter, Geschäftsführer sfs; Dr. Gerd Busse sfs/ITS)
    10.15 Das niederländische Poldermodell - ein Exportschlager?
    (Drs. Sjaak van den Berg, ITS Nimwegen)
    11.30 Employability - ein Konzept mit Zukunft oder eine gesellschaftspolitische Sackgasse?
    (Drs. Gerben Bruinsma, GBIO, Utrecht)
    12.30 Mittagessen
    13.30 Berufsbildung und Arbeitsmarkt - zur Reform der beruflichen Bildung in den Niederlanden
    (Dr. Ben Hövels, Prof. für Berufspädagogik an der Universität Nimwegen)
    14.30 Von der Wiege bis zur Bahre. Gibt es ihn noch, den niederländischen Wohlfahrtsstaat?
    (Drs. A. Feeringa, Ministerie van Sociale Zaken, Den Haag)
    15.30 Podiumsdiskussion
    Das niederländische "Poldermodell" - ein Modell für Deutschland?
    Diskussionsteilnehmer:
    Jens Vojta, DAG-Bundesvorstand, Ressort Bildungspolitik
    Karl-Ernst Schmitz-Simonis, stellv. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie NRW
    Roland Matzdorf, Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW
    Wim Sprenger, FNV, Ressort Arbeitsorganisation
    Drs. G.M.P.J. Keulen, Vorsitzender der Kamer van Koophandel, Arnheim
    Drs. A. Feeringa, Ministerie van Sociale Zaken, Den Haag
    ca. 17.00 Resümee
    (Dr. Wilfried Kruse, Stabsstelle Europa, sfs)

    Ansprechpartner:
    Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs)
    Dr. Gerd Busse
    Evinger Platz 17
    44339 Dortmund
    Tel: ++49 (0)231 8596 254, Fax: ++49 (0)231 8596100
    e-mail: busse@sfs-dortmund.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Sprache / Literatur, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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