Stuttgarter Sozialwissenschaftler an European Social Survey beteiligt
Europa wächst zusammen, nicht erst seit der Einführung des Euros. Auch mehr als 15 Jahre nach der Wiedervereinigung müssen die Deutschen jedoch neben dem europäischen Einigungsprozess auch ihre "innere Einheit" bewältigen. Ist Deutschland als "Republik zweier politischer Kulturen" ein Sonderfall in Europa? Innerhalb des internationalen Forschungsprojektes "European Social Survey" haben Sozialwissenschaftler der Universität Stuttgart gemeinsam mit Kollegen aus Mannheim, Mainz und Köln erstmals und umfassend einen doppelten Vergleich angestellt: Zum einen werden in dieser bisher größten Studie dieser Art soziale und politische Einstellungen der West- und Ostdeutschen einander gegenüberstellt, zum anderen wird Deutschland mit west- und osteuropäischen Ländern verglichen. Damit werden zwei wichtige Fragen beantwortet: Wie einheitlich ist die politische Kultur Deutschlands heute? Und: Wie fallen die Einstellungen der Deutschen im Vergleich mit den übrigen Europäern aus?
Klare Trennlinien zwischen Ost und West
Zum umfangreichen Fragenprogramm des European Social Survey gehört die allgemeine Lebenszufriedenheit. Es zeigt sich eine klare Trennlinie zwischen den ost- und westeuropäischen Demokratien, aber auch zwischen Ost- und Westdeutschland: Die subjektive Lebensqualität in den postkommunistischen Gesellschaften ist deutlich niedriger. Auch für das Vertrauen in politische Institutionen, die Politiker, das Rechtssystem oder die Polizei finden sich sowohl ost-westeuropäische als auch innerdeutsche Differenzen: Osteuropäer und Ostdeutsche haben weniger Vertrauen.
Deutsche am wenigsten zufrieden
Im Hinblick auf die Bewertung von Demokratie, Regierung, Wirtschaft, Gesundheits- und Bildungssystem finden sich die Deutschen dagegen "in Unzufriedenheit vereint": Gemeinsam mit Polen, Portugal und Italien bilden sie das Schlusslicht des europäischen Zufriedenheitsrankings. Dagegen gehören die Deutschen beim politischen Interesse, der Nutzung politischer Informationen in den Medien und der politischen Beteiligung zur Spitzengruppe.
Ergebnisse werden am 10. März vorgestellt
Finanziert wurde die Teilnahme Deutschlands an der mehr als zwanzig Länder umfassenden Studie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die beteiligten Forscher, darunter auch der Stuttgarter Sozialwissenschaftler Professor Oscar W. Gabriel, werden am 10. März 2005 ausgewählte Resultate des European Social Survey gemeinsam mit der DFG in Berlin vorgestellen. Einen Überblick über die Projektergebnisse bietet auch der von Jan van Deth herausgegebene, Anfang 2005 beim VS Verlag für Sozialwissenschaften erschienene Sammelband "Deutschland in Europa".
Größte sozialwissenschaftliche Studie in Europa
Die repräsentativen Befragungen des Projektes, die erstmals 2002/2003 stattfanden, sollen künftig in möglichst vielen Ländern im Zweijahresrhythmus wiederholt werden. Langfristiges Ziel ist es, die Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmuster der Bevölkerungen der jeweiligen Länder zu beschreiben und zu erklären.
Der European Social Survey ist das bislang größte sozialwissenschaftliche Umfrageprojekt in Europa. Die Koordination liegt bei einem international besetzten Gremium. Für die Durchführung der Studien in den einzelnen Ländern sorgen nationale Wissenschaftlerteams. In Deutschland sind dies die Professoren Oscar W. Gabriel (Universität Stuttgart), Jan van Deth (Universität Mannheim), Heiner Meulemann (Universität Köln) und Edeltraud Roller (Universität Mainz). Die Geschäftsführung liegt bei Katja Neller (Universität Stuttgart).
Weitere Informationen zur nationalen Studie Deutschland:
Prof. Dr. Oscar W. Gabriel und Katja Neller, Universität Stuttgart, Institut für Sozialwissenschaften, Politische Systeme und Politische Soziologie, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3430, -3427, Fax 0711/121-2333, e-mail: oscar.gabriel@po.pol.uni-stuttgart.de, katja.neller@po.pol.uni-stuttgart.de
http://www.europeansocialsurvey.org
http://www.europeansocialsurvey.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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