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27.03.1998 00:00

Berliner Medizinhistorisches Museum

Dipl. Wirt. Marlis Gebuhr GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Zur Einweihung des ersten Bauabschnitts des Berliner Medizinhistorischen Museums am 25. Maerz 1998

    Schon seit Urzeiten beschaeftigt sich die Menschheit mit dem Komplex "Leben, Tod, Gesundheit, Krankheit, Heilung". Auch heute gilt diesem Komplex ein großer Teil des Interesses und der oeffentlichen Aufmerksamkeit. Diesem Informationsbeduerfnis des Menschen ueber den Bau, normale oder krankhafte Funktion des eigenen Koerpers entsprechen die alljaehrlich großen Besucherzahlen im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt und gleichartigen Einrichtungen im Ausland.

    Berlin ist in der gluecklichen Lage, an der Entwicklung nahezu aller medizinischen Disziplinen historischen Anteil zu haben und dazu noch zahlreiche Belege aus der Vergangenheit zu besitzen. Damit wird es Aufgabe des Berliner Medizinhistorischen Museums sein, moeglichst viele gegenstaendliche Zeugen der 400jaehrigen Medizingeschichte der Stadt zusammenzufuehren und in dem attraktiv und informativ gestalteten Ausstellungsbereich die Entstehung und die historische Entwicklung verschiedenster medizinischer Faecher zu dokumentieren. Darueber hinaus ist es Aufgabe des Berliner Medizinhistorischen Museums ueber den aktuellen Stand der Medizin zu informieren und zukuenftige Entwicklungstendenzen aufzuzeigen. Dies wird in Form von Dauer- und Wechselausstellungen geschehen. So sollen u.a. die Beziehungen zwischen Medizin und Kunst, Pathologie und antiker Mythologie dargestellt, aber auch ueber die unabdingbaren Verbindungen der Medizin mit der Industrie informiert werden.

    Das Spektrum der Exponate des Berliner Medizinhistorischen Museums wird von der wohl aeltesten medizinischen Disziplin ueberhaupt, der Anatomie, bis zur Herzchirurgie reichen und wird dem Besucher auch modernste Entwicklungen, wie Gentechnologie und Molekularpathologie, vorstellen und ihm "Medizin zum Anfassen" bieten. Berlin verfuegt ueber eine große Medizingeschichte mit ihren historischen Zeugnissen, die in dem zukuenftigen Museum praesentiert werden. Das Museumsgebaeude des Pathologischen Instituts ist geradezu praedestiniert fuer die Darstellung der Medizingeschichte Berlins. Das Gebaeude ist das ehemals von Rudolf Virchow (1821-1902) errichtete Pathologische Museum der Charité. In diesem bis heute in seiner Architektur zu bewundernden und grundsaetzlich noch heute allen musealen Anforderungen entsprechenden Sammlungsgebaeude, das von 1896-1899 errichtet wurde, fand die beruehmte pathologisch-anatomische Sammlung ihre endgueltige Heimstatt. Das Zustandekommen dieses Zweckbaus im Rahmen der baulichen Generalerneuerung der Charité um die Jahrhundertwende war wohl ein Dank der Preußischen Regierung an Rudolf Virchow, dem vielleicht letzten Universalgenie der Wissenschaft, dem Pathologen, den praktizierenden Arzt, den Anthropologen, den Ethnologen, den Praehistoriker, den Kommunalhygieniker, den Politiker, dem Medizinhistoriker. Gerade Berlin, wo Virchow 55 Jahre lebte, hatte ihm besonders viele und bedeutende kommunale Neuerungen zu verdanken. Das Museum war der einzige Bauteil des heute aus drei miteinander verbundenen Gebaeuden bestehenden Instituts fuer Pathologie, dessen bauliche Vollendung er noch erlebte. Im Hoersaal seines Museums eroeffnete er am 27. Juni 1899 den in der Welt einmaligen Museumsbau mit einem Praeparatebestand von 23.600 Exponaten. Ebenfalls im Hoersaal fuehrte er am 12. Oktober 1901 den wissenschaftlichen Teil der Feierlichkeiten anlaeßlich seines 80. Geburtstages in Anwesenheit hoher wissenschaftlicher und politischer Persoenlichkeiten durch.

    Seine Nachfolger bewahrten und ergaenzten die Sammlung, nutzten das Museum in seinem Sinne weiter. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebaeude bei Bombenangriffen schwerst beschaedigt, die beruehmte Sammlung ging bis auf Restbestaende verloren, der Hoersaal wurde zur Ruine. 1990 wurde die Idee geboren, das Gebaeude wieder das werden zu lassen, wofuer es bestimmt ist: Museum. Trotz scheinbar aussichtsloser Startposition fand die Idee zunehmend Freunde. Im Herbst 1994 gaben die Verhuellungskuenstler Christo und Jeanne-Claude mit ihrer Ausstellung "Verhuellter Reichstag und eine Werkschau" den Startschuß zur kuenstlerischen Nutzung der Hoersaal-Ruine.

    Mit Hilfe von Sponsoren gelang es, die ersten Ausstellungsraeume fertigzustellen. Hier sind in erster Linie die "Stiftung Deutsche Klassenlotterie", der Verein der "Freunde und Foerderer der Berliner Charité e.V.", und eine Vielzahl von Firmen und privaten Spendern zu nennen. Das Architekturbuero "Schreiber/Egger" begann 1996 mit den ersten Planungen fuer den heute fertiggestellten Bauabschnitt. Die eigentliche Bauzeit war das Jahr 1997. Als bemerkenswert ist hervorzuheben, daß trotz schwerster finanzieller Restriktionen eine historische Rekonstruktion der Ausstellungsraeume gelungen ist. Fuer den ersten Bauabschnitt wurden bis zu 700.000 DM benoetigt.

    Das Berliner Medizinhistorische Museum im Institut für Pathologie der Charité, Schumannstr. 20/21, 10117 Berlin, ist zunächst von Montag bis Freitag in der Zeit von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.

    Gruppenführungen sind werktags ab 9.00 Uhr, nach telefonischer Vereinbarung: Tel: 030/ 2802 3151, möglich.

    Dr. Peter Krietsch Marlis Gebuhr


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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