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04.03.2005 11:06

Im Gedenken an Terroropfer - Verleihung des Annette-Barthelt-Preises

Uta Deinet Kommunikation und Medien
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    Zum sechzehnten Mal wird in diesem Jahr der "Annette-Barthelt-Preis für Meeresforschung" vergeben. Er dient dem Gedenken an den Terroranschlag von Dschibuti am 18. März 1987. Dabei kamen insgesamt 13 Menschen durch einen Bombenanschlag ums Leben, darunter vier junge Wissenschaftler des damaligen Kieler Instituts für Meereskunde: Annette Barthelt, Marco Buchalla, Hans-Wilhelm Halbeisen und Daniel Reinschmidt. Vier weitere Wissenschaftler des Kieler Instituts erlitten bei dem Anschlag schwere Verletzungen. Die jungen Wissenschaftler waren nach Dschibuti gereist, um an einer meereskundlichen Expedition des Forschungsschiffes Meteor im Indischen Ozean teilzunehmen.

    Der Vorstand der Annette-Barthelt-Stiftung lädt gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften Vertreter der Medien ganz herzlich zur Preisverleihung ein.
    Wann: Samstag, 12. März 2005, 15:30 Uhr
    Wo: Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Düsternbrooker Weg 20, 24103 Kiel
    Nach der Vorstellung der ausgezeichneten Forschungsarbeiten durch die Preisträger wird Prof. Peter Herzig, Direktor des IFM-GEOMAR, einen Festvortrag halten zum Thema: "Heiße Quellen am Meeresboden: Erzfabriken der Tiefsee".

    Einmal im Jahr vergibt die Annette-Barthelt-Stiftung einen Preis an junge Meereskundler für herausragende wissenschaftliche Arbeit. Der Preis ist mit einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsstipendium in Höhe von 5100 EURO verbunden. In diesem Jahr fiel die Wahl der Stiftung auf die Geophysikerin Dr. Andrea Hampel aus Bern (Schweiz) und den Paläo-Ozeanographen Dr. Frank Kösters aus Kiel.
    Andrea Hampel erhält den Preis für ihre Doktorarbeit "Subduction of the Nazca Ridge at the Peruvian margin: Insights from geophysical data, analogue and numerical modelling". Im Südostpazifik führte sie geowissenschaftliche Untersuchungen zur tektonischen "Wanderung" des untermeerischen Nazca-Rückens durch, der vor der peruanischen Küste mit der dortigen Kontinentalplatte zusammentrifft. Die Kollisionszone zeichnet sich durch häufig auftretende Erdbeben aus und bedeutet somit ein großes Gefahrenpotenzial für die dort lebende Bevölkerung. Mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE war Hampel mehrmals vor Ort. Sie konnte mit Hilfe von Computersimulationen nachweisen, dass die Geschwindigkeit, mit der der Nazca - Rücken unter das südperuanische Festland taucht, sehr viel langsamer ist als bisher angenommen. Hampel hat ihre Arbeit am Geoforschungszentrum Potsdam angefertigt, mittlerweile arbeitet sie an der Universität Bern, Schweiz.

    Frank Kösters hat seine Doktorarbeit "Modelling the Denmark Strait Overflow during the last interglacial cycle" im Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR), im Bereich Paläo-Ozeanographie geschrieben. Er beschäftigte sich mit dem Nordostatlantik, genauer gesagt mit der Dänemarkstraße, die zwischen Island und Grönland liegt. Hier ist das Gebiet des größten südwärts gerichteten Tiefenwassertransportes aus der Grönlandsee, der den Ursprung der Ventilation des Weltozeans bedeutet. Die Untersuchungen von Kösters konzentrierten sich auf die Überströmung der Dänemarkstraße unter heutigen Bedingungen und denen der letzten Eiszeit, denn die Menge des südwärts fließenden Tiefenwassers hängt stark von den jeweiligen klimatischen Verhältnissen ab. Die Ergebnisse von Kösters haben das Verständnis der ozeanischen Rolle in langfristigen Klimaschwankungen deutlich verbessert.

    Der Abdruck der Pressemitteilung ist kostenfrei unter Nennung der Quelle. Um die Zusendung eines Belegexemplars wird gebeten.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Karin Lochte, Tel: 0431-600-4250, klochte@ifm-geomar.de
    Dr. Uwe Piatkowski, Tel: 0431-600-4571, upiatkowski@ifm-geomar.de

    Hintergrundinformationen:
    Der Terroranschlag
    Am frühen Morgen des 18. März 1987 traf eine Gruppe junger deutscher Meeresbiologen der Universität Kiel in Dschibuti, der Hauptstadt des gleichnamigen Landes am Golf von Aden ein. Sie wollten an einer dreimonatigen Expedition des deutschen Forschungsschiffs METEOR im Indischen Ozean teilnehmen. Nachdem sie sich an Bord schon etwas eingerichtet und ihre Kammern bezogen hatten, blieb noch etwas Zeit für einen Landgang. Weder der Kapitän der METEOR noch die jungen Wissenschaftler wussten, dass an jenem Tag in Dschibuti hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden waren, weil Anlass zur Sorge bestand, dass wegen der in der Stadt abgehaltenen ersten internationalen Konferenz der IGADD-Staaten Terroranschläge zu befürchten waren. Während sich acht deutsche Meeresbiologen im Terassencafe "Historil" aufhielten, detonierte dort um 19.13 Uhr eine Sprengladung mit grauenvoller Wirkung. Sie war unmittelbar vorher von einem palästinensischen Terroristen in der Nähe des Tisches der jungen Deutschen in einem unauffälligen Koffer deponiert worden.
    Drei Studenten: Annette Barthelt, Marco Buchalla und Daniel Reinschmidt wurden auf der Stelle Opfer des Anschlags. Der Diplombiologe Hans-Wilhelm Halbeisen erlag wenige Wochen später seinen schweren Verletzungen in der Universitätsklinik in Bonn. Der heimtückische Terroranschlag forderte insgesamt 13 Menschenleben und 41 Verletzte. Der 27-jährige Täter wurde gefasst und verbüßt seitdem eine lebenslange Haftstrafe in Dschibuti. Vier junge Kieler Meeresforscher überlebten schwerverletzt mit Verbrennungen, Amputationen, Knochenzertrümmerungen, beschädigten Trommelfellen und inneren Verletzungen. In gemeinsamer Initiative des damaligen Bundesministeriums für Forschung und Technologie, des Landes Schleswig-Holstein und des Instituts für Meereskunde an der Universität Kiel erhielten sie einen gesicherten Arbeitsplatz im IFM-GEOMAR. Sie sind heute, über 15 Jahre nach dem Unglück, wieder voll in den wissenschaftlichen Arbeitsprozess integriert.

    Die Annette-Barthelt-Stiftung
    Der Tod der Wissenschaftler in Dschibuti war Anlass für die Gründung der Annette Barthelt-Stiftung am 10. Mai 1988. Die Stiftung widmet sich zwei ständigen Aufgaben:
    1. Sie bemüht sich darum, die Problematik des Terrorismus sowie seine Folgen für die Betroffenen und für die Gesellschaft öffentlich darzustellen, indem sie bedeutende Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus zum Gegenstand haben, durch Zuwendungen auszeichnet. Gemeinsam mit dem "Weißen Ring" soll Opfern und Hinterbliebenen von Terroranschlägen Beistand geleistet, auf Lücken im geltenden Recht bei der Versorgung von Opfern aufmerksam gemacht und auf Verbesserungen hingewirkt werden. Herausragendes Engagement zu dieser Thematik wird mit dem Annette-Barthelt-Preis für die Auseinandersetzung mit Terror und Gewalt ausgezeichnet. Über die Preisvergabe befindet der Vorstand der Stiftung gemeinsam mit einem Staatsbürgerlichen Beirat.
    II. Sie zeichnet herausragende wissenschaftliche Arbeiten junger Meereskundler, die im Anschluss an eine in der Regel seegehende Forschungstätigkeit vorgelegt werden, jährlich mit dem "Annette Barthelt-Preis für Meeresforschung" aus. Über die Preiswürdigkeit der auf Grund einer Ausschreibung eingereichten Arbeiten entscheidet ein Wissenschaftlicher Beirat der Stiftung.


    Weitere Informationen:

    http://www.annette-barthelt-stiftung.de
    http://www.ifm-geomar.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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