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07.03.2005 12:06

Pro Geisteswissenschaften - jenseits des Mainstreams

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    "Pro Geisteswissenschaften": Mit einer gemeinsamen Förderinitiative öffnen Fritz Thyssen Stiftung und VolkswagenStiftung der geisteswissenschaftlichen Forschung neue Wege

    Ein Kulturstaat ohne Geisteswissenschaften? Schwer vorstellbar, liefe er doch bald Gefahr, mit der wissenschaftlichen Selbstreflexion auch seine kulturelle Substanz zu verlieren. Gerade für den entstehenden europäischen Hochschul- und Wirtschaftsraum sind die Geisteswissenschaften in vieler Hinsicht Vorreiter - und sollten es künftig noch stärker sein. Denn mindestens ebenso groß wie die naturwissenschaftlich-technischen und ökonomischen Aufgaben sind für das Zusammenwachsen des erweiterten Europas die geisteswissenschaftlich-kulturellen Herausforderungen - und deren Bearbeitung wird derzeit vor allem von privaten Stiftungen gefördert. So starten jetzt die Fritz Thyssen Stiftung und die VolkswagenStiftung - in Zusammenarbeit mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft - die neue Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften". Unterstützung soll Forschung insbesondere dort erhalten, wo sie sich in den Grenz- und Überschneidungsbereichen der Fächer bewegt und wo sie sich neue, schwierige Felder erschließt. Dabei geht es sowohl darum, hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs in den Geisteswissenschaften zu halten als auch jenen ein attraktives Angebot zu machen, die durch hervorragende Arbeiten bereits Renommee und einen festen Platz in der Wissenschaft gewonnen haben.

    Mit der neuen Initiative "Pro Geisteswissenschaften" rufen die Stiftungen ein in Deutschland bislang einzigartiges Förderangebot ins Leben. "Es setzt nicht nur ein deutliches Signal für die Geisteswissenschaften im engeren Sinne, sondern ist explizit auf die spezifischen Rahmenbedingungen, Bedürfnisse und Möglichkeiten der geisteswissenschaftlichen Forschung hier zu Lande zugeschnitten", erklärt Jürgen Chr. Regge, Vorstand der Fritz Thyssen Stiftung. "Wir wollen damit die Wissenschaftler nachdrücklich ermutigen, sich anspruchsvollen, neuen und besonders risikoreichen Forschungsfeldern jenseits des Mainstreams zuzuwenden", sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

    Die Initiative "Pro Geisteswissenschaften" umfasst drei Komponenten:

    1. die "Dilthey-Fellowships" für den hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs in den Geisteswissenschaften;
    2. "opus magnum": Freistellungen für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ein größeres wissenschaftliches Werk verfassen möchten - bei gleichzeitiger Lehrvertretung;
    3. ein Veranstaltungsprogramm "Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit".

    Weitere Informationen zu den drei Komponenten im Folgenden.

    Zu 1:
    Mit den "Dilthey-Fellowships" - benannt nach dem deutschen Philosophen Wilhelm Dilthey (1833 bis 1911) - schließen die beteiligten Stiftungen eine wesentliche Lücke in der Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Das Angebot wagt sich bewusst an die Fachgrenzen der Geisteswissenschaften heran und reicht zum anderen wesentlich über bisher übliche Projekt- und Stipendienfristen hinaus. Hier sollen exzellente junge Forscherinnen und Forscher nach ihrer Promotion Themen bearbeiten können, die den Geisteswissenschaften neue Gebiete erschließen und die auf Grund ihrer Komplexität oder ihres höheren Risikos von vornherein längere Planungs- und Zeithorizonte benötigen. Junge, quer denkende Wissenschaftler erhalten so die Chance, sich zu führenden Vertretern ihres Wissensgebietes zu entwickeln. Bis zu zehn solcher Fellowships vergeben die Stiftungen pro Jahr.

    Voraussetzung für eine Förderung ist die Einbindung in eine deutsche Hochschule oder außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Eine Altersgrenze besteht nicht, allerdings sollte die Promotion nicht länger als fünf Jahre zurückliegen. Die Wissenschaftler werden zunächst fünf Jahre lang gefördert, wobei nach einer positiven Evaluation eine Verlängerung um drei - plus gegebenenfalls weitere zwei - Jahre möglich ist. Neben der reinen Forschungstätigkeit sollten sich die Fellows an der Lehre beteiligen und nach Möglichkeit über weitere Drittmittel Doktoranden in ihre Arbeit einbinden.

    Bewerbungsschluss für die erste Ausschreibung ist der 31. August 2005. Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren sind ab etwa Mitte März nachzulesen in einem "Merkblatt für Antragsteller", zu finden unter http://www.volkswagenstiftung.de im Hauptmenü "Förderung/Förderangebot".

    Zu 2:
    Lehre vor Hunderten von Studierenden, Engagement in der universitären Selbstverwaltung, bei Begutachtungs- und Evaluationsverfahren ? - die Liste der Aufgaben, die Wissenschaftler an den Universitäten neben ihrer Forschungstätigkeit noch zu bewältigen haben, ließe sich verlängern. Allenfalls wenig Zeit bleibt, um aus der eigenen wissenschaftlichen Arbeit heraus "das große Werk" zu verfassen. Auch Geisteswissenschaftler veröffentlichen ihre Ergebnisse deshalb zunehmend in Aufsätzen für Fachzeitschriften. Was sich einerseits positiv auf den wissenschaftlichen Diskurs auswirkt, hat auch seine Schattenseiten. Denn in den Geisteswissenschaften ist die Monografie noch immer diejenige Publikationsform, die - zumeist - die wissenschaftliche Entwicklung am nachhaltigsten voranbringt. Vielen Disziplinen mangelt es daher an richtungweisenden Synthesen, die nicht nur Bekanntes zusammenfassen, sondern darüber hinaus neue Perspektiven und Forschungsfelder eröffnen und jenseits herkömmlicher Disziplinengrenzen Orientierung bieten.

    An dieser Stelle greift die Förderkomponente "opus magnum", zweiter Baustein der Initiative. Forscherinnen und Forscher, die sich durch herausragende Arbeiten ausgewiesen haben, können sich für einen Zeitraum von sechs Monaten bis zu zwei Jahren von ihren sonstigen Aufgaben freistellen lassen, um sich auf die Abfassung eines größeren wissenschaftlichen Werks zu konzentrieren. Die Kosten für eine Lehrvertretung werden dabei von den beteiligten Stiftungen getragen. Darüber hinaus unterstützen diese anteilig die Entstehung der Publikation. Voraussetzung für eine Förderung ist, dass die Wissenschaftler unter Fortzahlung ihrer Dienstbezüge freigestellt oder beurlaubt werden - und dass eine Lehrvertretung aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs bereit steht. Die Freistellung muss zusätzlich erfolgen und darf bei der Bemessung regulärer Freisemester nicht angerechnet werden. Als Lehrvertretung sollten nur Wissenschaftler zum Einsatz kommen, die noch nicht über eine feste Stelle verfügen. Insofern trägt "opus magnum" gleichzeitig zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei. Die Stiftungen fördern in diesem Segment bis zu zehn Wissenschaftler pro Jahr.

    Bewerbungsschluss für die erste Ausschreibung ist der 30. September 2005. Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren sind ab Mitte März nachzulesen in einem "Merkblatt für Antragsteller", zu finden unter http://www.volkswagenstiftung.de im Hauptmenü "Förderung/Förderangebot".

    zu 3:
    Die dritte Komponente der Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften" - ein Veranstaltungsprogramm "Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit" - umfasst die Förderung themenorientierter Veranstaltungen. Sie sollen dazu dienen, Rang und Stellenwert der Geisteswissenschaften einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Gemeinsam mit renommierten deutschen Medienpartnern möchten die Stiftungen damit ihre Mittlerrolle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wahrnehmen und gegenüber der Politik wirksamer als bisher gerade auch auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Gefördert werden größere Konferenzen sowie kleinere Workshops und Veranstaltungen.

    VolkswagenStiftung und Fritz Thyssen Stiftung stehen gemeinsam für alle drei Komponenten der Initiative "Pro Geisteswissenschaften"; bei der dritten Komponente engagieren sich darüber hinaus auch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

    Detaillierte Informationen zur Förderinitiative gibt ab etwa Mitte März ein "Merkblatt für Antragsteller", zu finden unter http://www.volkswagenstiftung.de

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    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/07032005.pdf

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    Kontakt VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

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    Kontakt VolkswagenStiftung Förderinitiative "Pro Geisteswissenschaften"
    Professor Dr. Axel Horstmann
    Telefon: 05 11/83 81 - 214, E-Mail: horstmann@volkswagenstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/07032005.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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