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05.12.1997 00:00

Zu Gast im Körper des Patienten - Operationssystem für den OP 2015

Dipl.-Theol. Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Seit ueber 25 Jahren sind Industrieroboter als flexible Handhabungs- und Automatisierungsmaschinen aus der Produktion nicht mehr wegzudenken. Aber auch ueber die Produktion hinaus gibt es ein weites Spektrum von Anwendungen, bei denen Robotertechnik erhebliche Einsparungspotentiale und neue Moeglichkeiten eroeffnen kann. Weltweit werden derzeit Roboter fuer den Einsatz in der Medizintechnik entwickelt, auch am Fraunhofer-Instiut für Produktonstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart. Hier wurde im November der Prototyp eines intraoperativen, gefuehrten Robotersystems vorgestellt.

    Mit Unterstuetzung des Bereichs Medizinische Technik der Siemens AG wurde in sechs Monaten eine von Neurochirurg Dr. Volker Urban, Dr. Horst-Schmidt-Klinik, Wiesbaden, skizzierte Zukunfts-Vision eines kuenftigen Operationssaals in ein prototypisches Szenario umgesetzt. Hinter dem Namen "OP 2015" verbirgt sich die innovative Gestaltung eines OP, der bewaehrte medizinische Geraetetechnik mit den Potentialen moderner Serviceroboter verbindet. Die zentralen Elemente von "OP 2015" sind ein "Endoskop- und Navigationsroboter", der die eigentliche Operation durchfuehrt sowie ein ergonomisch gestaltetes "Operationscockpit".

    Mit Hilfe von Joy-Stick und Bildschirm steuert der Chirurg den Roboter und ueberwacht dessen Aktionen. Die Zuverlaessigkeit der Technik im Operationssaal sichert ein OP-Ingenieur, der alle Geraete konfiguriert und ueberwacht. Der Arzt kann seine volle Aufmerksamkeit auf das operative Geschehen richten. Mit dem Einsatz des Roboters werden die Grenzen der menschlichen Motorik des Operateurs ueberwunden. Wie ein Uebersetzer uebertraegt die Maschine die Handbewegungen des Chirurgen in den Submilimeterbereich und ermoeglicht Eingriffe, die freihaendig nicht moeglich sind.

    "Die Zeit, in der bei Operationen 'aus Versehen' etwas kaputt gemacht wurde, ist mit diesem Aufbau endgueltig vorbei", weist Urban auf den Gewinn des Patienten mit dem neuen OP-System hin. Fuer den Neurochirurgen Urban rueckt mit der Realisierung des Szenarios ein alter Traum der Chirurgie in greifbare Naehe: "Eine Operation ist eine Koerperverletzung unter Einwilligung des Patienten. Wunsch des Chirurgen ist es jedoch, im Koerper des Patienten Gast zu sein und die koerperlichen Belastungen so gering wie moeglich zu halten".

    Die Wirtschaftlichkeit des Systems war bei der Entwicklung von "OP 2015" ein wichtiger Punkt. Es sei nicht Sinn der Sache, unbezahlbare Hochtechnologie zu entwickeln, die nur wenigen Patienten zugute komme, betont Urban. Seine Idee ist es, das Geraet modular im Sinne einer Grundeinheit zu entwickeln, die fuer verschiedene medizinische Disziplinen spezifisch konfiguriert werden kann. Der Einsatz des Systems ist neben der Neurochirurgie auch im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, der Augenheilkunde oder der Orthopaedie denkbar.

    Der Arzt kann sein operatives Ziel schneller und praeziser als bei herkoemmlichen Operationen erreichen. Daten aus Kernspin- und Computertomographie koennen direkt in das System eingelesen und fuer die Navigation waehrend der Operation herangezogen werden. Simulationen im Vorfeld koennen kritische Punkte des operierten Bereichs identifizieren und fuer die reale Operation "sperren". Die staendige Daten-Aktualisierung ermoeglicht es, den Koerper des Patienten bei der "Heimfahrt" auf dem gleichen Korridor zu verlassen und so weitere Verletzungen zu vermeiden.

    Der Akzeptanz des High-Tech-Szenarios in der Aerzteschaft sieht Visionaer Urban gelassen entgegen, "die heute Sechzigjaehrigen werden sich kaum mit der neuen Technik vertraut machen", raeumt er ein. Zukuenftige Medizinergenerationen seien dagegen mit dem Computer aufgewachsen und haetten keine Beruehrungsaengste mit komplexen Technologien. "Wenn der richtige Partner in der Industrie gefunden ist, koennen wir "OP 2015" im naechsten Jahr fuer Operationen einsetzen", erklaert Urban. Als Problem sieht man seitens der Entwickler eher die medizintechnische Zulassung der Geraete, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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