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09.03.2005 14:19

Uraltes Protein aus Knochen

Dr. Andreas Trepte Abteilung Kommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

    Max-Planck-Wissenschaftler entschlüsseln die Bausteinkette des bisher
    ältesten fossilen Proteins aus den Knochen eines Neandertalers

    Einem internationalen Team unter der Leitung von Wissenschaftlern des
    Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie ist es erstmals
    gelungen, aus den Knochen eines ca. 75.000 Jahre alten Neandertalers ein
    Protein heraus zu lösen und es anschließend zu sequenzieren, d.h. seine
    Aminosäuresequenz zu bestimmen. In ihrer Online-Publikation in PNAS
    (7. März 2005) sprechen die Wissenschaftler vom ältesten fossilen Protein,
    das jemals entschlüsselt wurde. Ähnlich wie DNA-Sequenzen können auch
    Aminosäuresequenzen Informationen über die genetische Verwandtschaft
    zwischen ausgestorbenen und lebenden Arten liefern. Diese neu
    entwickelte Methode eröffnet daher eine Möglichkeit, diese Beziehungen
    auch bei viel älteren Fossilien, die keine DNA mehr enthalten, zu
    bestimmen.

    Der Knochenfund des Neandertalers stammt aus der irakischen Shanidar Höhle. Die Wissenschaftler der
    Abteilung Humanevolution des Leipziger Max-Planck-Instituts haben die Sequenz des in den
    Neandertaler-Knochen enthaltenen Proteins Osteocalcin mit den Osteocalcin-Sequenzen lebender
    Primaten (Menschen, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans) verglichen. Das Forscherteam fand
    heraus, dass die Neandertalersequenz tatsächlich der des modernen Menschen entspricht. Allerdings
    unterscheiden sich die Sequenzen von Neandertalern, Menschen, Schimpansen und Orang-Utans markant
    von denen der Gorillas und der meisten anderen Säugetiere: Auf Abschnitt neun des Proteins ist die
    Aminosäure Hydroxyprolin nämlich durch Prolin ersetzt worden.
    "Möglicherweise ist dies eine Folge der Ernährung", vermutet Christina Nielsen-Marsh. "Das zur Bildung
    von Hydroxyprolin benötigte Vitamin C ist in der Nahrung von Pflanzenfressern wie den Gorillas
    reichlich vorhanden, während es bei den Allesfressern unter den Primaten, wie z.B. Menschen,
    Neandertalern, Orang-Utans und Schimpansen, fehlen kann." Daher könnte die Fähigkeit, Proteine ohne
    das Vorhandensein von Vitamin C zu bilden, einen Vorteil für die Primaten dargestellt haben, die diesen
    Nährstoff entweder selten oder gar nicht auf ihrem Speiseplan hatten.
    Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Forscher erstmals eine Methode etabliert, um Proteine aus
    Fossilien (z.B. frühere Menschen) extrahieren und sequenzieren zu können - bisher wurde nur "alte"
    DNA untersucht. Das eröffnet die neue und faszinierende Möglichkeit, die verwandtschaftlichen
    Beziehungen zwischen ausgestorbenen und lebenden Arten zu bestimmen und auch phylogenetische, also
    stammesgeschichtliche, Zusammenhänge besser zu verstehen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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