DGS-Konferenz am Institut Arbeit und Technik diskutierte Perspektiven und Probleme
Das Altern der Gesellschaft keine Last, sondern Chance für Wirtschaft, Beschäftigung und Lebensqualität? Den Paradigmenwechsel von der Altenhilfe zur Seniorenwirtschaft, vom Gesundheitswesen zur Gesundheitswirtschaft hatten sich am Mittwoch und Donnerstag (9./10. März 2005) die Organisatoren einer Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) am Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen vorgenommen. Dass es vom Wandel in den Köpfen bis zum Gelingen in der Praxis Zeit braucht und etliche Probleme zu bewältigen sind, zeigten die Vorträge und regen Diskussionen. Wie hält man die Balance zwischen Sozialpolitik und Wirtschaft? Wo bleibt die Gerechtigkeit im Gesundheitswesen, wenn es auch Markt und Wettbewerb gibt? Wie kann man die Pflege für eine wachsende Zahl von Hochaltrigen sicherstellen, die Beschäftigten entsprechend qualifizieren und letztlich bleibt natürlich die Frage: wer soll das bezahlen?
"Die "Gesellschaft des langen Lebens" ist nicht der programmierte Untergang, sondern gestaltbar", machte Dr. Josef Hilbert, Leiter des IAT-Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität deutlich. "Allerdings", so Hilbert weiter, "wir werden uns in Zukunft mehr um unsere Gesundheit und Lebensqualität kümmern müssen und auch mehr Geld dafür ausgeben". Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft wie auch die Seniorenwirtschaft sind Motoren im wirtschaftlichen Strukturwandel mit innovativen Produkten, Diensten und Investitionen. Diese Entwicklung ist aber kein Selbstläufer, sondern muss gesteuert und gestaltet werden, so Hilbert. Nordrhein-Westfalen hat das Thema Seniorenwirtschaft früh aufgegriffen und ist damit zum Vorreiter der Bundesländer geworden, so Prof. Dr. Rolf Heinze (Ruhr-Universität Bochum).
NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer bestätigte, dass das Aktionsfeld auf Landes- und regionaler Ebene einen guten Ausgangspunkt hat. Die Entwicklung ist nicht von der Bundespolitik, sondern "von unten" begonnen worden und profitiert vom Zusammenwirken der Akteure vor Ort. So verfolge auch der Masterplan Gesundheitswirtschaft NRW eine andere als die herkömmliche Politik: nicht neue und mehr Gesetze und Geld, sondern die Akteure aus Gesundheitssektor und Wirtschaft werden zusammengebracht um gemeinsam Innovationen voranzubringen. Die kontinuierliche und systematische Diskussion des Masterplans und seiner Leitprojekte in und mit den Regionen ermöglicht, dass auf dem Weg zur Bürgergesellschaft immer neue Entwicklungen aufgegriffen und einbezogen werden können.
Die Zeit-Redakteurin Elisabeth Niejahr hob hervor, dass in der deutschen Demografiedebatte die Verzahnung von Bildung, Familie und Gesundheit noch kaum berücksichtigt wird. Die "Gerechtigkeit" im Gesundheitswesen habe eine neue Dimension erreicht. Ging es anfangs in der Kostendiskussion um die Ausgaben für Brillengestelle und Zahnersatz, später dann um die Einnahmenseite und die "Bürgerversicherung", ist das eigentliche Thema heute die Bildung. Denn Wissensvorsprünge wirken sich auf Lebensstil und Ernährungsverhalten aus, wer informiert ist, lebt gesünder und länger. Da Bildung und Wissen in Deutschland ungleich verteilt sind, droht hier neue Ungleichheit auch in der ergrauten Gesellschaft. Bildung, Eigentum und familiärer Rückhalt werden künftig wichtigste Faktoren der gesundheitlichen Zukunftssicherung, so Niejahr. Wer heute meint "Alt sind nur die anderen", täuscht sich sehr. Die Reform der Sozial- und Rentensysteme trifft mit ihren Auswirkungen die heutige Generation "in den besten Jahren".
Die Mitveranstalter und Organisatoren der DGS-Tagung sind das Institut Arbeit und Technik (Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität; PD Dr. Josef Hilbert), die Technische Universität Kaiserslautern (Fachgebiet Soziologie; Prof. Dr. Hajo Weber) sowie die Ruhr-Universität Bochum (Lehrstuhl für Arbeits- und Wirtschaftssoziologie; Prof. Dr. Rolf G. Heinze).
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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