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17.03.2005 15:42

Hilfe für traumatisierte Kinder: Bewegung macht Jungs wieder stark

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Hilflosigkeit, Ohnmacht und Schwäche sind Gefühle, die durch Gewaltanwendung bei Kindern ausgelöst werden. Eine solche Selbstwahrnehmung stimmt natürlich überhaupt nicht mit den traditionellen Anforderungen der männlichen Geschlechterrolle überein; daher kompensieren gerade misshandelte und missbrauchte Jungen das Erlebte oft durch eigene Gewaltanwendung - werden also vom Opfer zum Täter. Genau diesen Teufelskreis will das Projekt "Starke Jungs?!" am Bewegungsambulatorium der Universität Dortmund durchbrechen: Durch Sport und Bewegung sollen die Jungen zu neuem Selbstbewusstsein finden.

    Die Zahlen sind alarmierend: Allein in den Industrieländern sterben jedes Jahr 3.500 Kinder durch Gewaltanwendung von Erwachsenen. Natürlich enden nicht alle Gewaltanwendungen mit dem Tod - doch Misshandlungen sind oft traumatische Erlebnisse, die neben körperlichen Verletzungen vor allem psychische Erkrankungen zur Folge haben können. Der Ansatz von "Starke Jungs?!", gerade traumatisierten Jungen zu helfen, ist aufgrund konkreter Nachfragen aus dem Bereich der Psychiatrie und Heimbetreuung entstanden. Denn bisher gibt es weder ein ähnliches Projekt in der Praxis, noch ist das Thema in der Forschung ausreichend behandelt worden. Dieser Mangel verwundert auch Projektleiter Jan Volmer: "Konzepte speziell für traumatisierte Mädchen gibt es viele, aber für Jungen leider kaum. Dabei ist hinreichend bekannt, dass gerade misshandelte Jungen häufig in eine Täterrolle abgleiten."

    Ziel von "Starke Jungs?!", das von der "Aktion Mensch" gefördert wird, ist es, ein Gefühl von Stärke aus eigenem Selbstbewusstsein zu ziehen - und nicht aus der Erniedrigung anderer. "Misshandelte Kinder haben außerdem häufig eine gestörte Sensibilität, die soll durch körper- und bewegungsorientierte Übungen und Spiele wieder entdeckt werden. Die Jungen können so ein Gefühl für ihren Körper und ein neues Selbstbewusstsein entwickeln", erklärt Volmer, der als Geschäftsführer des Bewegungsambulatoriums an der Universität Dortmund ein Experte auf dem Gebiet der Förderung durch Bewegung ist.
    Neben dem Aspekt der Körpererfahrung ist auch das Erleben in der Gruppe und die Achtung gegenüber anderen eine wichtige Säule von "Starke Jungs?!". Weiterhin sieht das Konzept auch Erfahrungen in und mit der Natur - zum Beispiel auf einem Ponyhof - vor. Insgesamt spricht Volmer hier von "korrigierenden Erfahrungen ", die ihren Teil dazu beitragen sollen, dass die Traumata ihren prägenden Schatten verlieren.

    Momentan befindet sich das Projekt noch in der Vorbereitungsphase; die ersten Gruppentherapien von "Starke Jungs?!" starten dann im Mai. Insgesamt machen 40 Jungen im Alter zwischen sechs und 12 Jahren mit, die im Laufe ihrer Entwicklung Opfer von Gewaltanwendungen waren. Da "Starke Jungs?!" auch ein Forschungsprojekt ist, werden die Therapien laufend evaluiert. Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse ist Ende 2007 zu rechnen.

    Kontakt:
    Jan Volmer, Geschäftsführer Bewegungsambulatorium
    Ruf: (02 31) 7 55 - 41 58
    email: j.volmer@bwa-dortmund.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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