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18.03.2005 09:35

Zum 90. Jahresgedächtnis des armenischen Völkermords am 24. April 2005 - neues Buch zum Völkermord an den Armeniern

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Soeben erschien - mit Unterstützung des Johannes-Lepsius-Archivs Halle-Potsdam -
    ein neues, grundlegendes und aktuelles Buch zum armenischen Völkermord und zu den deutsch-türkisch-armenischen Beziehungen.

    Rolf Hosfeld:
    Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2005, 351 S. (19,90 EURO), ISBN 3-462-03468-5

    Der Historiker, Literaturwissenschaftler und Filmemacher Dr. Rolf Hosfeld hat mit umfangreicher Unterstützung des Dr.Johannes-Lepsius-Archivs Halle-Potsdam - unter der Leitung von Prof. Dr. theol. Hermann Goltz, Institut für Historische Theologie der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Direktor des Zentrums für Armenische Studien (MESROP) an der Sektion Kultur- und Religionswissenschaften der LEUCOREA (Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität) - ein grundlegendes und facettenreiches Buch zum armenischen Völkermord publiziert.

    Hosfeld geht in seiner Darstellung aus von dem armenischen Attentat in der Berliner Hardenbergstraße im März 1921 auf den osmanisch-türkischen Spitzenpolitiker Talaat Pascha, einen der Hauptschuldigen des armenischen Völkermords, der in der Türkei bereits 1919 in absentia zum Tode verurteilt worden war, aber unter dem Schutz der deutsche Regierung inkognito in Berlin lebte. Der evangelische Theologe und Gründer des deutschen armenischen Hilfswerkes, Dr. Johannes Lepsius (1858-1926), war Sachverständiger in dem sich anschließenden Berliner Jahrhundertprozess im Juni 1921, in welchem der armenische Attentäter freigesprochen wurde und der Ermordete deutlich als schuldig am armenischen Völkermord erschien.

    Nach diesem dramatischen Auftakt untersucht Hosfeld sehr differenziert die Entstehung des türkischen Nationalismus als Wurzel für den armenischen Völkermord. In weiten Strecken auf Zeitschriften, Bücher und Dokumente des Johannes-Lepsius-Archivs gestützt, entwirft er das schreckliche Bild, die "Topographie des Terrors" des Völkermords an den Armeniern in der osmanischen Türkei. Hosfeld geht auch nicht an der Tatsache vorüber, dass die deutsche Regierung diesen ersten großen Völkermord des 20. Jahrhunderts zugelassen hat und ihrem türkischen Bundesgenossen nicht in den Arm gefallen ist.

    Besonders aktuell an Hosfelds Buch ist, dass er die Anerkennung und die Verurteilung des armenischen Völkermords durch das türkische Kriegsgericht und das türkische Parlament nach dem Ersten Weltkrieg in Istanbul im Jahre 1919 dokumentiert. Die heutige türkische Regierung bestreitet im Gegensatz dazu heftig das Faktum des armenischen Völkermords, dessen Anerkennung aber ein Teil ihrer 'Europäisierung', auch im Sinne der Annäherung an die Wertegemeinschaft der EU wäre. Allerdings schwiegen auch bis heute alle Regierungen der Bundesrepublik Deutschland zum Völkermord an den Armeniern im Gegensatz z. B. zu den offiziellen Statements des Europäischen Parlament oder der Französischen Nationalversammlung. Auch äußerten sich alle Regierungen der Bundesrepublik Deutschland nicht offiziell zur Rolle des Deutschen Reichs in diesem schwarzen Kapitel der Menschheitsgeschichte.

    Da seit Anfang 2005 eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten quer durch die deutschen Parteien, ebenfalls gestützt auf das Johannes-Lepsius-Archiv, dieses Schweigen der deutschen Bundesregierungen zu brechen versucht, ist das Buch von Rolf Hosfeld eine wichtige, solide, quellengestützte Information für alle deutschen Politiker wie aber auch für Kirche und Gesellschaft insgesamt in Deutschland und damit ein Sachbeitrag für den noch ausstehenden Prozess der Versöhnung zwischen Deutschland, Armenien und der Türkei angesichts des geleugneten und verschwiegenen Völkermords.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Hermann Goltz
    Tel.: 0345 55-23030
    Fax: 0345 55-27097
    E-Mail: goltz@theologie.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagen-stiftung.de/presse-news/presse05/15022005.pdf
    http://www.hist.net/kieser/pu/av.html
    http://www.innovations-report.de/html/berichte/preise_foerderungen/special-2930....
    http://www.mesrop.uni-halle.de/Deutsch/Wir%20uber%20uns/hauptteil_wir%20uber%20u...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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