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23.03.2005 08:53

Ausschreibung: Neuro-Enhancement - Verbesserung des Menschen und seines Gehirns. Ethische, soziale und rechtliche Aspekte

Uwe Opolka Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hanse-Wissenschaftskolleg

    Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
    Hanse-Wissenschaftskolleg, Uwe Opolka, 23.03.2005

    Ausschreibung: Neuro-Enhancement - Verbesserung des Menschen und seines Gehirns. Ethische, soziale und rechtliche Aspekte

    Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, werden acht bis zehn Kurzstipendien für eine Klausurwoche ausgeschrieben, die vom 20. bis 27. September 2005 im Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst stattfinden wird.
    Worum geht es dabei im Kern? Während in den USA die Diskussion um Neuro-Enhancement schon etabliert ist, steht sie in Deutschland erst in den Anfängen. Die Klausurtagung soll dazu dienen, diese Debatte auch bei uns in Gang zu bringen, indem sich Nachwuchswissenschaftler qualifizieren, auf diesem Feld intensive interdisziplinäre Auseinandersetzungen zu führen.
    Was ist Neuro-Enhancement? Darunter versteht man Maßnahmen zur gezielten Verbesserung geistiger Fähigkeiten oder psychischer Befindlichkeiten bei Gesunden. Dank des großen neurowissenschaftlichen Erkenntniszuwachses der letzten Jahre sind zahlreiche Ansätze zum Verständnis und zur Behandlung solcher krankhafter Befunde wie Gedächtnisschwund, Aufmerksamkeitsstörungen oder Depressionen entwickelt worden. Die pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen, die hier wirksam Abhilfe schaffen können, eignen sich zumindest zum Teil zugleich auch als Enhancement-Methoden, zur Veränderung der Gehirnszustände bei Gesunden.
    So werden bereits heute Medikamente, die zur Behandlung der Alzheimer-Demenz, des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms, von Depressionen oder des pathologischen Schlafdrangs (Narkolepsie) entwickelt und zugelassen sind, außerhalb ihres Indikationsbereichs (off-label) verschrieben - weil beispielsweise Studenten sich mit diesen Mitteln durch Examina, Manager durch Stress-Zeiten oder melancholische Mitmenschen durch Phasen der Verstimmtheit hindurch helfen lassen wollen. Genaue Daten über Ausmaß und Zielgruppe dieses bereits praktizierten Enhancements liegen nicht vor. US-amerikanische Experten gehen jedoch von Hunderttausenden von Klienten/ Patienten aus. Dies ist aber erst der Anfang einer möglichen künftigen Enhancement-Praxis, die von den zahlreichen zu erwartenden neuen und wirksamen Neuro-Therapeutika - etwa Medikamente gegen Gedächtnisverlust - Gebrauch machen könnte. Pharmakonzerne hoffen hier auf einen gigantischen und außerordentlich lukrativen Marktsektor. Und nicht nur Pharmaka, sondern auch magnetische oder elektrische Stimulationsverfahren (TMS, Tiefenstimulation) scheinen ein beachtliches Enhancement-Potential zu besitzen.
    Welche sozialen, anthropologischen, rechtlichen, medizinischen und vor allem ethischen Schwierigkeiten wirft das Neuro-Enhancements auf? Zu nennen sind hier unter anderem Fragen
    · nach der Grenze zwischen Therapie und Enhancement und nach deren normativer Bedeutung;
    · nach der Bewertung unterschiedlicher Mittel für identische Enhancement-Ziele;
    · nach der Medikalisierung von Fragen, die eigentlich sozialer Natur sind;
    · nach den sozialen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungspotentialen, die sich durch selektive Zugangsmöglichkeiten oder Inanspruchnahme ergeben könnten (beispielsweise durch die hohen Kosten der Enhancement-Mittel);
    · nach den erwartbaren Spiralen kontinuierlicher Standardverschiebung und Kompetition durch kollektiven Enhancement-Gebrauch;
    · nach der Veränderung unseres tradierten Menschenbildes durch das Enhancement.
    Wie wird die Klausurwoche ablaufen? Im Zentrum stehen die Debatten zwischen den Teilnehmern über von ihnen im Vorfeld abgefasste und verschickte zehn- bis fünfzehnseitige Papiere zu einzelnen Aspekten des Neuro-Enhancement. Flankiert werden diese Debatten durch eine Serie von Vorträgen international ausgewiesener Experten, die ihre eigenen Positionen darlegen und zur Diskussion stellen werden. Enden wird die Klausurwoche mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion.
    Was wird von den Bewerbern erwartet? Eine ganz oder weitgehend abgeschlossene Promotion sowie Kenntnisse auf einem oder mehreren der folgenden Gebiete: Medizin, Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Philosophie, Neurowissenschaften, Psychologie; ein einschlägiges Interesse für Fragen des Neuro-Enhancement; die Teilnahme an der gesamten Veranstaltung; die Abfassung eines zehn- bis fünfzehnseitigen Papers zur genannten Thematik im Vorfeld der Tagung als Diskussionsgrundlage; die Überarbeitung der Papiers im Anschluss an die Tagung zur Publikation. Als Bewerbungsunterlagen dienen der Lebenslauf und eine Publikationsliste sowie eine circa einseitige Skizze des geplanten Papiers.
    Was wird den Teilnehmern geboten? Freie Unterkunft und Verpflegung während der Klausurwoche, Übernahme der Reisekosten nach dem Bundesreisekostengesetz und ein Honorar von 300 Euro für das abzufassende Papier.
    Termine: Die Einsendefrist der Bewerbungsunterlagen endet am 11. April 2005. Auswahl der Teilnehmer und ihre Benachrichtigung erfolgen bis Ende April durch ein dafür eingesetztes Fachgremium.

    Ihre Bewerbung richten Sie bitte an:
    Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster
    Lehrstuhl Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
    Zu Händen Frau Davinia Talbot
    von-Esmarch-Str. 62
    48129 Münster
    Tel.: 02 51-83-5 24 87
    Fax: 02 51-83-5 53 39
    E-Mail: talbot@uni-muenster.de

    Kontakt Hanse-Wissenschaftskolleg:
    Uwe Opolka
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: 0 42 21/91 60-109
    E-Mail: uopolka@h-w-k.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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