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21.04.1999 10:52

Hormon aus dem Fettgewebe als Wegbereiter der Zuckerkrankheit?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Warum neigen übergewichtige Menschen vermehrt dazu, zuckerkrank zu werden? Zu dieser Frage hat Dr. Jochen Seufert von der Medizinischen Poliklinik der Universität Würzburg neue molekularbiologische Erkenntnisse erarbeitet.

    Die Häufigkeit der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen und stellt ein bedeutendes gesundheitsökonomisches Problem dar. Über 90 Prozent der Patienten erkranken erst im fortgeschrittenen Alter und entwickeln einen sogenannten Typ 2-Diabetes. Ein wesentlicher Faktor, der das Auftreten dieser Erkrankung fördert, ist ein überhöhtes Körpergewicht. Dr. Seufert hat einen Mechanismus dafür gefunden, wie das bei Übergewicht vermehrte Fettgewebe zur Entwicklung der Zuckerkrankheit führen kann.

    Dafür erhielt der Würzburger Mediziner nun den Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Diese mit 30.000 Mark dotierte Auszeichnung gilt als der wichtigste Preis unter deutschen Internisten. Benannt ist sie nach dem Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Theodor Frerichs. Dr. Seufert bekam die Auszeichnung auf der Jahrestagung der Gesellschaft am 11. April in Wiesbaden überreicht.

    In der Laudatio heißt es: "Die vorgelegte Arbeit hat außerordentliche Bedeutung für das Verständnis der Entstehung des Diabetes mellitus und insbesondere der Rolle des Übergewichtes als Wegbereiter der Zuckerkrankheit. Das besondere Verdienst von Dr. Seufert ist hierbei die Übertragung der in Zellkultur und Tiermodellen gewonnenen Erkenntnisse auf die Verhältnisse beim Menschen. Diese Aufgabe wurde mit modernsten molekularbiologischen und zellbiologischen Methoden erreicht."

    Dr. Seufert fand heraus, dass beim gesunden Menschen das erst vor wenigen Jahren entdeckte Fettgewebshormon Leptin nicht nur durch Wirkung im Gehirn die Nahrungsaufnahme hemmt, sondern auch direkt an der Bauchspeicheldrüse die übermäßige Produktion von Insulin senkt. Er hat gezeigt, dass Leptin sowohl die Insulinausschüttung als auch direkt die Expression des Insulingens hemmt.

    Bei übergewichtigen Menschen aber scheine diese Regulation trotz hoher Leptinspiegel im Blut nicht zu funktionieren, so Dr. Seufert. Hieraus resultiere zunächst eine erhöhte Insulinausschüttung, wie sie bei vielen Typ 2-Diabetikern am Anfang der Erkrankung gefunden werden kann. Dies wiederum fördert das Ansetzen von Körperfett und erhöht die Leptinspiegel noch mehr, so dass ein "Teufelskreis" entsteht. Dieser führt schließlich zur Fehlfunktion der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und letzten Endes zur Zuckerkrankheit.

    Durch die Aufklärung dieses Mechanismus eröffnen sich neue Ansätze zur Entwicklung von Medikamenten, welche die Entwicklung einer Zuckerkrankheit bei Übergewichtigen verhindern sollen. Auf diesen Forschungsbereich konzentriert sich Dr. Seufert nun mit seiner Arbeitsgruppe. Zusätzlich wollen die Wissenschaftler weitere Erkenntnisse über den Zuckerstoffwechsel bei übergewichtigen Patienten gewinnen, die im Rahmen eines neuen Schwerpunktes an der Würzburger Universitätsklinik internistisch, chirurgisch und psychologisch betreut werden.

    Für frühere Arbeiten wurde Dr. Seufert bereits 1998 mit dem "Schoeller-Junkmann Forschungspreis" der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ausgezeichnet (wir berichteten in UNI-INTERN 13/1998). Zudem erhielt er in diesen Tagen aus Mitteln der Firmenspende der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt über den Universitätsbund rund 20.000 Mark für die Anschaffung von Laborgeräten.

    Weitere Informationen: Dr. Jochen Seufert, T (0931) 201-7063 oder -7085, Fax (0931) 201-7068, E-Mail:
    j.seufert@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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