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30.03.2005 15:20

Internationale Studie zur Zukunft der Ökosysteme veröffentlicht

Anja Wirsing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

    Der Nutzen, den Ökosysteme für die Menschen erbringen, verringert sich oder findet in einer nicht nachhaltigen Weise statt. Hierzu zählen zum Beispiel die Bereitstellung von Süßwasser, Fischfang sowie Luft- und Wasserreinhaltung. Wissenschaftler warnen, dass sich die Folgen der Umweltveränderungen über die nächsten 50 Jahre weiter verstärken könnten, verweisen aber auch auf zahlreiche realistische Möglichkeiten, wie der Druck auf Ökosysteme reduziert werden kann. Dies ist das Ergebnis des heute veröffentlichten Syntheseberichts der internationalen Millennium Ökosystemstudie (MA). 1.300 Wissenschaftler aus 95 Ländern haben die Studie über vier Jahre erarbeitet. Auch zahlreiche deutsche Wissenschaftler, unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, waren beteiligt.

    "Dauerhafte Fortschritte in der Bekämpfung von Hunger und Armut, in der Verbesserung menschlicher Gesundheit und im Umweltschutz sind unwahrscheinlich, wenn sich die Leistungen der Ökosysteme, auf die unsere Gesellschaft angewiesen ist, weiter verringern", so die Studie. Die sinkende Leistungskraft von Ökosystemen wird vermutlich dazu führen, dass die internationalen Entwicklungsziele (Millennium Development Goals) nicht erreicht werden. Auf diese Ziele haben sich 189 Regierungschefs in der Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen (UN) im September 2000 geeinigt.

    Der Synthesebericht hebt hervor, dass die Nutzung von Ökosystemen die Lebensbedingungen der Menschen verbessert und die wirtschaftliche Entwicklung gesteigert hat - dies jedoch auf Kosten der Umwelt. In den letzten 50 Jahren wurden Ökosysteme stärker verändert als je zuvor. Zugleich haben sich nur vier Leistungen erhöht, die von Ökosystemen erbracht werden: die Produktion von Getreide, Vieh und Aquakultur sowie die Bindung von Kohlenstoff in Ökosystemen wie Wald und Ozean, die zur Minderung der globalen Erwärmung beiträgt. Trotz verbleibender Wissenslücken kommen die Experten zu dem Schluss, dass Hochseefischerei und die Bereitstellung von Süßwasser so intensiv betrieben werden, dass die Nachfrage nach Fisch und Wasser dauerhaft nicht befriedigt werden kann.

    Signifikante politische und institutionelle Maßnahmen können die Zerstörung der Ökosysteme bremsen, ohne die steigende Nachfrage, wie zum Beispiel nach Wasser, zu gefährden. In der Studie werden Optionen genannt, um Leistungen von Ökosystemen zu bewahren oder zu steigern. Wenn beispielsweise Naturwälder geschützt werden, sichert man hierdurch nicht nur den Wildbestand, sondern auch die Versorgung mit Süßwasser und die Speicherung von Kohlendioxid in Biomasse. Der Aufsichtsrat der MA-Studie macht in seiner abschließenden Stellungnahme deutlich, dass die Leistungskraft von Ökosystemen nur erhalten werden kann, wenn sich der Umgang mit der Natur auf den verschiedensten Ebenen der Entscheidungsfindung drastisch verändert und neue Kooperationen zwischen Regierungen, Industrie und Zivilgesellschaft forciert werden.

    "Nur wenn wir unsere Umwelt und ihre Funktionsweise verstehen, können wir die notwendigen Entscheidungen für ihren Schutz treffen. Nur wenn wir all die kostbaren natürlichen und menschlichen Ressourcen wertschätzen, können wir eine nachhaltige Zukunft schaffen", erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan anlässlich der heutigen Übergabe des Syntheseberichts der Millennium Ökosystemstudie.

    Der MA-Synthesebericht ist der erste Bericht in einer Reihe von insgesamt elf Bänden, die die Ergebnisse zum Zustand der weltweiten Ökosysteme und deren Bedeutung für das menschliche Wohlergehen zusammenfassen. Die Ergebnisse fließen direkt in vier internationale Umweltverträge ein: UN-Konvention zur biologischen Vielfalt, Ramsar-Konvention zu Feuchtgebieten, UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Konvention zur Erhaltung wandernder Tierarten.

    Verschiedene Agenturen der Vereinten Nationen, internationale wissenschaftliche Organisationen und Entwicklungsgesellschaften waren unter Beratung des privaten Sektors und zivilgesellschaftlicher Gruppen an der Studie beteiligt. Finanzielle Unterstützung erfuhr das Projekt aus der Globalen Umweltfazilität (GEF), der Stiftung der Vereinten Nationen, der David und Lucile Packard Stiftung und der Weltbank. Das Sekretariat der Studie wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) koordiniert.

    Die Zuarbeiten deutscher Experten zur MA-Studie wurden finanziell vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützt. In verschiedenen Funktionen waren insgesamt 26 deutsche Wissenschaftler - u. a. von der Universität Kassel und dem Max-Planck Institut für Biogeochemie - an der Studie beteiligt. Vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung arbeiteten vier Wissenschaftler aus vier verschiedenen Abteilungen an der Studie mit, drei davon in koordinierender Funktion.

    Kontakt Millennium Ökosystemstudie (MA):
    Adlai Amor, World Resources Institute, Tel. +1/202/729-7736, E-Mail aamor@wri.org

    Kontakt PIK:
    Dr. Gerhard Petschel-Held, Tel. 0331/288-2513, E-Mail gerhard.petschel@pik-potsdam.de

    PIK-Pressestelle:
    Anja Wirsing, Tel. 0331/288-2507, E-Mail info@pik-potsdam.de


    Weitere Informationen:

    http://www.MAweb.org - Website der Millennium Ökosystemstudie (Millennium Ecosystem Assessment)
    http://newsroom.wri.org - Hintergrundinformationen auf der Website des World Resources Institute


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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