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17.02.1998 00:00

Notfall-Training am künstlichen Patienten

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    UEbungspuppe reagiert auf Behandlung wie ein echter Mensch

    Immer haeufiger erscheinen Berichte ueber Notaerzte, die bei einem Einsatz ueberfordert sind. Bei kritischen Narkosezwischenfaellen etwa werden verschiedenen Untersuchungen zufolge 60 Prozent der Fehler durch menschliches Versagen verursacht. Auch 20 Prozent der Geraetefehler sind letzten Endes bedienungsbedingt. Als Begruendung fuer diesen Sachverhalt wird immer wieder die ungenuegende Qualitaet der Aus- und Fortbildung angefuehrt.

    Piloten koennen regelmaessig im Flugsimulator ueben und ihre Faehigkeiten bei Notfaellen trainieren - Narkose- und Notaerzten dagegen fehlte bis jetzt eine Moeglichkeit, die Beherrschung von Notfaellen und Narkosekomplikationen realistisch zu ueben. Die Klinik fuer Anaesthesiologie der Universitaet Wuerzburg beschreitet deshalb in der Aus- und Fortbildung neue Wege. Analog zu einem Flugsimulator, wie ihn grosse Fluggesellschaften verwenden, wird an der Klinik der "Wuerzburger Anaesthesie- und Notfallsimulator" eingesetzt.

    Neben Erlangen ist die Universitaetsklinik in Wuerzburg das einzige Zentrum in Deutschland, das solche neuen medizinischen Ausbildungskonzepte in Kursen fuer AErzte realisiert. Dabei wird in den Wuerzburger Kursen der Notfallmedizin ein hoher Stellenwert beigemessen.

    Der Simulator wurde am Dienstag, 17. Februar, bei einem Pressetermin der OEffentlichkeit vorgestellt. Nach der Begruessung und Einfuehrung durch den Direktor der Klinik fuer Anaesthesiologie, Prof. Dr. Norbert Roewer, und den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Notaerzte, Prof. Dr. Peter Sefrin, demonstrierten Projektleiter Dr. Herbert Kuhnigk, Oberarzt der Klinik fuer Anaesthesiologie, und Dr. Ruth Groeger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik, die Funktionsweise des Simulators.

    Kernstueck des Simulators ist ein "kuenstlicher Patient", der einem Menschen nachgebildet ist. Dieser "Patient" kann sprechen, atmen und sich bewegen. Er gibt Herztoene und Atemgeraeusche von sich. Sogar in all seinen Reaktionen auf verabreichte Medikamente verhaelt er sich wie ein richtiger Mensch. Gesteuert wird er von einem Arzt mit Hilfe von zwei Computern. Diese ermoeglichen es nicht nur, die Reaktionen des "Patienten" einem alten oder jungen, einem kranken oder gesunden Menschen zuzuschreiben, sondern auch vorbestehende Krankheitsbilder und akut auftretende Notfallsituationen zu simulieren.

    Das Wuerzburger Simulationszentrum wurde unlaengst durch die Fertigstellung der speziell fuer die Simulation ausgeruesteten Raeumlichkeiten komplettiert. Die bereits im Juni 1997 in Betrieb genommene Simulationseinheit befindet sich nun in einem voll funktionsfaehigen Operationssaal, der auch zur Simulation von praeklinischen Notfaellen der Situation entsprechend veraendert werden kann.

    Damit besteht die Moeglichkeit, weit ueber bisherige Ausbildungsphantome hinaus kritische medizinische Situationen sowohl im klinischen als auch praeklinischen Bereich - zum Beispiel an einem Unfallort oder im Krankenwagen - zu simulieren und zu behandeln. Waehrend der Simulation mit einer Ausbildungsgruppe werden zwei AErzte und eine Schwester fuer die Systemsteuerung und als medizinische Instruktoren eingesetzt.

    Der komplette Ablauf der Simulation wird automatisch dokumentiert. Eine Videoaufzeichnung macht es moeglich, das Training mit der Ausbildungsgruppe spaeter aufzuarbeiten, und ergibt zudem neue Ansaetze fuer Forschung und Systementwicklung in der Medizin.

    Ziel dieser Einrichtung ist es, eine systematische Ausbildung und kontinuierliches Training fuer AErzte, Medizinstudenten, Schwestern und Rettungsassistenten anzubieten. Daneben werden Forschungsvorhaben in den Bereichen Anaesthesie und Notfallmedizin durchgefuehrt.

    Die Technik des Simulators ist aufwendig und repraesentiert einen Wert von 450.000 Mark. Angesichts von 3,4 Millionen Notfalleinsaetzen jaehrlich in Deutschland und 24.000 Narkosen, die allein an der Universitaetsklinik Wuerzburg pro Jahr durchgefuehrt werden, erscheinen die Anschaffungs- und Unterhaltskosten im Vergleich zum Nutzen fuer die Ausbildung von AErzten jedoch gering.

    Der innovative Charakter des "Wuerzburger Anaesthesie- und Notfallsimulators" ermoeglicht es, Diagnostik, komplexe Behandlungsablaeufe sowie den Einsatz von medizinischem und technischem Geraet in der Anaesthesie und Notfallmedizin in einem bisher nicht moeglichen Umfang unter Realbedingungen einzuueben. Dies leistet nicht nur einen Beitrag zur Sicherheit der Versorgung, sondern auch zur optimalen Beherrschung von medizinischen Notfaellen jeglicher Art.

    Kontakt: Prof. Dr. Norbert Roewer, Telefon (0931) 201-5120 oder 201-5122, Fax (0931) 201-5129, E-Mail: nroewer@anaesthesie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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