Der Spiegel hebt die Universität Greifswald auf Platz 2; die Regierung in Schwerin ist in Verhandlungen, das Klinikum der Universität zu zerstückeln. Privatisatoren hat sie stets zur Hand. Es geht (ihr) nicht um Beliebtheit (Forschung und Lehre), sondern um Geld.
Seit Jahren bemüht sich die Universität Greifswald, ihre für die Patientenversorgung lebensnotwendige Kardiologie im Zentrum für Innere Medizin zu »retten«.
Wir erinnern uns: unser Chefarzt hatte erfolgreich gebeten, aus dem Landesdienst auszuscheiden, als seine reichliche Nebentätigkeit als Chefarzt im Klinikum Karlsburg der Klinikgruppe Dr. Guth mit seiner beamtenrechtlichen Stellung als Universitätsprofessor nicht mehr vereinbar schien.
Die entstehende personelle Lücke wurde sofort und sehr erfolgreich durch Prof. Dr. Stefan Felix von der Charité in Berlin geschlossen, der inzwischen auch als Ordinarius für Kardiologie berufen ist und seinen Ruf annahm; allerdings verweigert ihm das Schweriner Bildungsministerium die Ernennung solange, wie nicht das Verhältnis Privatklinik Karlsburg zu Universität Greifswald geklärt sei.
Am 30. März 1999 wurde im Bildungsministerium vereinbart, daß es »ergebnisoffen« erneut Verhandlungen zwischen der Guth-Gruppe und der Universität geben solle. Am 31. März schrieb der Rektor, Prof. Dr. Jürgen Kohler, an den Geschäftsführer der Guth-Gruppe, Dr. Gerhard Guth des Inhalts, ein Vertragsvorschlag von Seiten der Universität liege Dr. Guth seit dem Herbst 1998 vor, weshalb er auf eine Stellungnahme seitens der Guth-Gruppe warte.
Darauf kam ein Brief, das Ehepaar Guth befinde sich im Urlaub auf Sylt; man werde hören.
Man hörte:
Am 21. April 1999 erreichte den Rektor folgendes Schreiben:
»Sehr geehrter Herr Prof. Kohler, wir möchten Sie darüber informieren, daß wir mit heutiger Post unsere Diskussionsentwürfe bezüglich eines neuen »Kooperationsvertrages zwischen dem Klinikum Karlsburg und der EMA-Universität Greifswald« und eines »Miet- und Stationsvertrages (Kardiologie)« sowohl dem Kultus- als auch dem Sozialministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung gestellt haben. Mit freundlichen Grüßen G. Guth (Dr. Guth)«.
Das läßt aufhorchen:
Das Bildungsministerium verweigert der Universität Greifswald bisher Einsicht in diesen Vertragsentwurf, doch soviel ist klar: unsere Universitätskardiologie-Klinik soll an die Guth-Gruppe vermietet werden. Da diese unsere Kardiologie-Klinik dank dem Können und dem Einsatz von Prof. Stefan Felix außerordentlich erfolgreich arbeitet, sieht die Universität Greifswald keinerlei Anlaß, auf solch ein Zerstückelungsangebot positiv einzugehen.
Vermietet = verkauft.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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