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05.04.2005 09:30

Stahlproduktion an der Kapazitätsgrenze

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die deutsche Stahlindustrie hat ein Rekordjahr hinter sich. Mit 46,4 Millionen Tonnen erreichte die Rohstahlproduktion den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Für 2005 erwartet das RWI Essen eine weitere Steigerung um 1%, für 2006 um weitere 0,5% auf dann 47 Millionen Tonnen. Die deutsche Stahlindustrie produziert damit weiter an ihrer Kapazitätsgrenze. Der Beschäftigungsabbau wird sich allerdings fortsetzen, wenn auch mit geringerem Tempo.

    Für die deutsche Stahlindustrie war 2004 ein ausgesprochen gutes Jahr. Laut dem aktuellen RWI-Konjunkturbericht wuchs die Rohstahlproduktion um 3,5% gegenüber dem Vorjahr und erreichte mit 46,4 Millionen Tonnen den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Kapazitäten waren somit ganzjährig nahezu vollständig ausgelastet.

    Der Anstieg der Rohstahlproduktion in Deutschland ist sowohl auf eine wachsende Inlands- als auch Auslandsnachfrage zurückzuführen. Der inländische Stahlverbrauch dürfte zwar nur um 4 % gestiegen sein, jedoch stockten Handel und Verbraucher nach zeitweisen Lieferengpässen ihre Lagerbestände außerordentlich kräftig auf. Zugleich konnte Deutschland seine Stahlexporte um fast 20% steigern.

    Chinas Nachfrage nach Stahl treibt weiterhin den Weltmarkt

    Insgesamt hat sich die 2001 begonnene Belebung an den internationalen Stahlmärkten 2004 weiter verstärkt. Die Weltrohstahlerzeugung wuchs um 8,8% und lag mit 1,05 Milliarden Tonnen erstmals über der Milliardengrenze. Treibende Kraft war wiederum China, das seine Stahlerzeugung um 23,3% erhöhte. Obwohl das Land mittlerweile rund ein Viertel der Weltproduktion an Stahl herstellt, importierte es weiter in beträchtlichem Umfang, da es derzeit knapp ein Drittel der weltweiten Produktion verbraucht. Auch die Stahlnachfrage aus Indien, Lateinamerika und Russland stieg weiter an.

    Die hohe Nachfrage hat dafür gesorgt, dass wichtige Rohstoffe der Stahlindustrie sich seit 2002 beträchtlich verteuert haben. So hat sich unter anderem der Preis für Kokskohle und Koks ungefähr verdreifacht, ebenso der Preis für Stahlschrott. Die Kosten der Stahlerzeugung erhöhten sich damit deutlich. Die steigenden Rohstoffkosten konnten jedoch dank der weltweit hohen Nachfrage - und der damit einhergehenden Erhöhung der Preise im Inlandsabsatz (Erzeugerpreise) um 22,5% und die Preise der Ausfuhr um 15,5% im Jahresdurchschnitt - fast vollständig an die Kunden weitergegeben werden. Die Erlössituation der Stahlindustrie hat sich daher spürbar verbessert, wozu auch Rationalisierungsprogramme vergangener Jahre und die hohe Kapazitätsauslastung beigetragen haben.

    Deutsche Rohstahlproduktion wird langsam weiter steigen

    Nach Einschätzung des RWI Essen wird die deutsche Stahlindustrie in diesem und im nächsten Jahr weiter an ihrer Kapazitätsgrenze produzieren, da die Inlandsnachfrage in den Jahren 2005 und 2006 um jeweils 2% zunehmen und gleichzeitig die deutschen Stahlexporte im gleichen Zeitraum um jeweils 4% steigen dürften. Begrenzt werden die Produktions- und damit auch Exportmöglichkeiten durch die hohe Kapazitätsauslastung. Da zudem ein Teil des Bedarfs aus den gut gefüllten Lagern befriedigt wird, dürfte die Rohstahlerzeugung nur um etwa 1% in diesem und 0,5% im kommenden Jahr gesteigert werden, auf dann 47 Millionen Tonnen.

    Dennoch sind nennenswerte Kapazitätserweiterungen wohl nicht geplant. Denn die unverändert stark wachsende Stahlnachfrage Chinas und Indiens dürften zwar die weltweite Nachfrage nach Stahl sowie die Preise auf den Stahl- und Rohstoffmärkten auch auf mittlere Sicht hoch halten. In Europa steigt der Stahlverbrauch jedoch kaum und weltweit, insbesondere in China, werden die Kapazitäten ausgebaut. Die deutsche Stahlindustrie dürfte daher vor allem in die weitere Modernisierung ihrer Anlagen investieren. Der Beschäftigungsabbau in der Stahlindustrie wird sich vor diesem Hintergrund voraussichtlich abgeschwächt fortsetzen, die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt von zuletzt 74.300 bis 2006 auf rund 73.000 sinken.

    Ihre Ansprechpartner dazu: Dr. Roland Döhrn, Tel.: (0201) 81 49-262
    Sabine Weiler (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-213


    Weitere Informationen:

    http://www.rwi-essen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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