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26.04.1999 08:50

Ursprung der Erinnerungen - Forschungsprojekt mit Toronto

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Was sind die Determinanten des Gedächtnisses? Folgen alle Hirnvorgänge, die Erinnerungen vermitteln, einem einzigen neuralen Schema, oder existieren mehrere unterschiedliche Prozesse, die eine flexible Gedächtnisleistung ermöglichen? Konkret: Hat der jeweilige Kontext des Erlebens einen Einfluß darauf, wie Ereignisse im Gehirn gespeichert und abgerufen werden, oder ist die neurale Repräsentation dieser Vorgänge unabhängig von den jeweiligen Bedingungen, unter denen ein Mensch lernt und das Gelernte wiedergibt?

    Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität und des Leibniz-Instituts in Magdeburg (Dr. Emrah Düzel, Professor Hans-Jochen Heinze, Professor Henning Scheich) haben zusammen mit Kollegen vom Rothman Institut in Toronto (Professor Terence W. Picton, Professor Endel Tulving) einige dieser Fragen untersucht. Die Ergebnisse sind in der renommierten Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Science (PNAS, Vol. 96, 1794-99) veröffentlicht worden.

    Ausgangspunkt der Studie war die jedermann geläufige Unterscheidung zwischen persönlich erlebten Ereignissen und allgemeinen Tatsachen ohne persönlichen Bezug. Gesunden Probanden wurde zunächst eine Liste von Worten präsentiert mit der Aufforderung zu entscheiden, ob die Worte einen konkreten oder abstrakten Gegenstand bezeichneten. Nach einer Pause wurden ihnen ein Teil dieser Worte gemischt mit neuen Worten erneut gezeigt. Dabei wurden zwei unterschiedliche Aufgaben gestellt: Entweder sollten sie entscheiden, ob sie das Wort in der ersten Liste schon einmal gesehen hatten, oder sie sollten entscheiden, ob das Wort einen lebenden oder toten Gegenstand nannte. Im ersten Fall wurde die Erinnerung an ein persönlich erlebtes Ereignis, im zweiten Fall an Allgemeinwissen hervorgerufen. Die dadurch aktivierten Hirnstrukturen und der zeitliche Verlauf der Aktivierung wurden mittels Positron-Emissions-Tomographie (PET) und EEG gemessen. Als Ergebnis fand sich, daß diese beiden Erinnerungsbedingungen unterschiedliche Hirnstrukturen aktivieren: Während die persönliche Erinnerung den Pol des rechten Vorderhirns aktivierte, ging der Abruf von Allgemeinwissen mit einer Aktivierung des linken Vorderhirns einher. Die Aktivität des rechten Vorderhirns ging einher mit einer Aktivierung des linken Schläfenlappens, wenn die Erinnerung erfolgreich war.

    Welche Mechanismen wiederum steuern diese Unterschiede? Die Studie demonstrierte, daß umschriebene Strukturen im Vorderhirn offenbar festlegen, welche neurale Erinnerungsroutine aktiviert wird. Mit anderen Worten, wie ein Ereignis in Strukturen des Schläfenlappens repräsentiert wird, hängt u.a. ab von Signalen aus dem Frontalhirn, die wiederum sensibel bezüglich bestimmter Aufgaben sind. Mit dieser Untersuchung wurde erstmals ein räumlich-zeitliches neurales Muster identifiziert, das Erkenntnisse darüber liefert, wie bewußte Erinnerung abhängig ist von der jeweiligen Situation, in der sie erfolgt.

    Autor:
    Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Klinik für Neurologie II der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel. 0391/ 67 13426, Fax 0391/67 15233.

    Den in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science" (PNAS) veröffentlichten Beitrag "Task-related and item-related brain processes of memory retrieval" der o.a. Wissenschaftler aus Toronto und Magdeburg schicken wir Ihnen gern zu. Anforderungen bitten wir zu richten an die Pressestelle des Universitätsklinikums Magdeburg über e-mail: kornelia.suske@medizin.uni-magdeburg.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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