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06.04.2005 12:51

FH Aalen: Konsolidierungswelle auf dem europäischen Energiemarkt wird weitergehen

Dr. Marc Dressler Presse, Kommunikation und Marketing
Fachhochschule Aalen

    Im Jahr 2000 übernahm der deutsche Energiekonzern RWE seinen nationalen Konkurrenten VEW für 4,5 Mrd. Euro. Zwei Jahre später erstand dasselbe Unternehmen den britischen Energiekonzern Innogy für sage und schreibe 8,5 Mrd. Euro. Übernahmen dieser Art häufen sich. Sie sind eine Folge der Liberalisierung des Energiemarktes in Europa. Die bedeutendsten Akteure auf diesem Energiemarkt kommen aus Deutschland und Großbritannien. Deren Marktorganisation des Groß- und Einzelhandels für Strom und Gas unterscheiden sich ebenso erheblich wie die nationalen ordnungspolitischen Rahmenbedingungen. Um in den beiden Ländern die Triebkräfte und erkennbare Muster der Übernahme- und Fusions-Aktivitäten auf dem Energiemarkt herauszuarbeiten, war eine grundlegende empirische Untersuchung der Übernahmeaktivitäten über einen längeren Zeitraum hinweg erforderlich.

    Diese hat nun Marc Petz vom Studiengang Internationale Betriebswirtschaft geleistet. Zusammen mit seinem Betreuer Prof. Dr. Klaus-Dieter Maier präsentierte er die Ergebnisse seiner Diplomarbeit auf der Internationalen Energiewirtschaftstagung an der Technischen Universität Wien. Beide waren von der TU Wien aufgrund der besonderen Ergebnisse ihrer Arbeiten eingeladen worden und konnten so vor einem internationalen Expertenpublikum die an der Hochschule Aalen erarbeiteten Erkenntnisse vorstellen.

    "Trotz der beachtlichen strukturellen Unterschiede sind die Übernahme- und Fusionsaktivitäten in der Bundesrepublik und in Großbritannien sehr ähnlich", stellte Marc Petz fest. Drei Phasen machte der Diplombetriebswirt auf dem Energiemarkt aus: die Phase der Privatisierung, gefolgt von der Phase der Marktöffnung, an die sich die Phase der Konzentration anschließt. "Die Konzentrationstendenzen treten besonders deutlich auf der Erzeugungsstufe und im Vertrieb hervor", so Petz. Über die Hälfte der Energieunternehmen in Deutschland war bisher Ziel einer Übernahme oder einer Beteiligung durch ein anderes Unternehmen. Damit ist aus Sicht des Internationalen Betriebswirts die Industriekonsolidierung in Deutschland überraschenderweise ähnlich weit fortgeschritten wie in Großbritannien. Und sie ist viel weiter fortgeschritten als allgemein in Deutschland in der Politik und in den Regulierungs- und Kartellbehörden bisher angenommen wurde. Dennoch hält Petz die Konsolidierungswelle in beiden Ländern für noch nicht abgeschlossen: "Der Konzentrationsprozess ist in vollem Gange und wird sich in den Jahren 2005 bis 2008 wieder beschleunigen." Dann haben die meisten der Schlüsselspieler im internationalen Monopoly der Energieunternehmen die große Fusionswelle der Jahre 1999 bis 2001 verdaut und die ersten Synergien geerntet. Zumal bedacht werden müsse, dass die Energiewirtschaft gemessen im internationales Maßstab erst am Anfang richtig großer, weltweiter Konsolidierungen stehe. Und diese großen, weltweiten Firmenzusammenschlüsse werden erst mit einer gewissen Zeitverzögerung einsetzen. Ein Ende der Konzentrationsprozesse sei daher vorläufig nicht abzusehen stellen die beiden Experten Petz und Maier fest.

    Für den Standort Deutschland ist ein weiteres Ergebnis wichtig: mit der in Düsseldorf und München ansässigen EON AG hat sich so etwas wie ein europäischer Champion der Strom- und Gasindustrie herausgebildet. EON ist nach Anzahl und aufgewandten Finanzmittel mit Abstand der führende Spieler in der europäischen Liga geworden und hat seit 1991 mehr als 200 Übernahme- und Fusionstransaktionen durchgeführt. In den untersuchten Märkten Deutschland und Großbritannien sind dies mehr als die auf den drei nachfolgenden Plätzen folgenden Unternehmen zusammen. Im Gegensatz zu den deutschen Banken kann man also hier nicht den Vorwurf erheben, die Expansion in attraktive Auslandsmärkte verschlafen und nur Kostensenkungsprogramme im Kopf gehabt zu haben.

    Petz und Maier wollen die begonnen Arbeiten zu diesem Thema in diesem Jahr fortsetzen und weitere Erkenntnisse im Herbst 2005 veröffentlichen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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