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16.09.1997 00:00

Augenbewegungen

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    16.9.1997

    Augenbewegungen betont interdisziplinaer 9th European Conference on Eye Movements

    Vom 23.-26. September 1997 findet an der Universitaet Ulm die 9. Europaeische Konferenz ueber Augenbewegungen (ECEM 9) statt. ECEM-Konferenzen werden in zweijaehrigem Turnus an einem jeweils anderen europaeischen Universitaetsort durchgefuehrt. ECEM 9 ist - wie auch die vorangegangenen Konferenzen dieser Reihe - eine betont interdisziplinaer ausgerichtete Veranstaltung, bei der Neurobiologen, Physiologen, Mediziner, Ingenieure, Informatiker und experimentelle Psychologen von ihren wissenschaftlichen Untersuchungen ueber den Bewegungsapparat der Augen berichten - ein Arbeitsgebiet, das in der Fachsprache mit dem Begriff Okulomotorik umrissen wird.

    Dass sich ein ganzer Wissenschaftszweig und mehrere Disziplinen mit einem scheinbar so einfachen Vorgang wie Augenbewegungen beschaeftigen, beruht darauf, dass die Umsetzung von visuellen Wahrnehmungen in rasche und sehr praezise, gezielte Augenbewegungen einen ausserordentlich komplexen Vorgang darstellt. Nahezu alle Areale unseres Gehirns sind in der einen oder anderen Form an der Erzeugung und Steuerung von Augenbewegungen beteiligt. Die Erforschung der zugrunde liegenden Gehirnfunktionen hat in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem dank einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Physiologen, Psychologen und Ingenieuren bedeutende Fortschritte gemacht. Dabei wurden zahlreiche Prinzipien der Informationsverarbeitung im Gehirn entdeckt, die sich auch fuer das Verstaendnis anderer Vorgaenge als wichtig erwiesen haben.

    Bestimmte Formen von Augenbewegungen lassen nahezu maschinenhafte Regelmaessigkeit erkennen. Dies erklaert das Engagement von Physikern und Ingenieuren auf dem ihnen eigentlich fremden Fachgebiet der Okulomotorik. Schon in den 50er Jahren wurde die Vermutung geaeussert, dass das Gehirn fuer die Augenbewegungen Methoden benutzt, die den in der Regelungstechnik verwendeten aehneln - eine Vermutung, von der man heute weiss, dass sie im Kern zutrifft.

    Neben Themen der Grundlagenforschung behandelt ECEM angewandte Aspekte. Da an der Generierung von Augenbewegungen viele Gehirnareale beteiligt sind, fuehren zahlreiche neurologische Erkrankungen zu Augenbewegungsstoerungen, die fuer den Kliniker von grossem diagnostischem Interesse sein koennen. ECEM 9 widmet daher eine eigene Sitzung den klinischen Aspekten.

    In besonders schweren Faellen voelliger Laehmung koennen Augenbewegungen die einzige einem Patienten verbliebene Form willkuerlicher Bewegungen sein und dazu benutzt werden, einen Computer zu bedienen, um so die Kommunikation mit der Umwelt zu ermoeglichen. Auf der diesjaehrigen ECEM sind allein zu diesem Thema drei Beitraege angemeldet.

    Neuerdings beschaeftigt sich auch die Robotik mit der Steuerung von Augenbewegungen bzw. deren technischer Nachbildung, da die Aufgabe, eine Kamera praezise auf bestimmte Objekte auszurichten und sie ihnen im Bewegungsfall auch nachzufuehren, ganz aehnliche Probleme aufwirft, wie sie von der Natur fuer die Augenbewegungen geloest wurden.

    Traditionellerweise interessiert sich die Psychologie fuer Augenbewegungen, die einen einfach ablesbaren Indikator dafuer darstellen, worauf die augenblickliche Aufmerksamkeit eines Menschen gerichtet ist. Psychologen untersuchen insbesondere die Rolle der Augenbewegungen bei der visuellen Wahrnehmung, beim Absuchen von Bildern nach bestimmten Merkmalen und beim Lesen von Text. Auch hierbei spannt sich der Bogen bis zu ganz praktischen Aspekten wie etwa der Frage, welche Details eines Werbeplakats die Aufmerksamkeit eines Betrachters besonders anziehen oder wie die Anzeigeinstrumente eines Bedienungspultes angeordnet sein muessen, damit sie moeglichst schnell ablesbar sind.

    Organisator der ECEM 9 ist Prof. Dr. Wolfgang Becker, Leiter der Sektion Neurophysiologie der Universitaet Ulm. Die Sektion hat eine lange Forschungstradition auf dem Gebiet der Okulomotorik und fruehzeitig die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Physiologen und Ingenieuren erkannt. Rund 200 Teilnehmer aus Europa, Nordamerika, Japan und Neuseeland/Australien werden zur ECEM in Ulm erwartet, darunter auch die Vertreter von neun Firmen, die Geraete zur Registrierung und Auswertung von Augenbewegungen ausstellen. Das Programm sieht sechs UEbersichtsreferate sowie ca. 60 Vortraege und 100 Posterpraesentationen vor.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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