E. Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister aus Rheinland-Pfalz äußert sich beim ZEIT Forum der Wissenschaft zum Thema Lehrerbildung in Deutschland: "Wir müssen etwas tun und nicht über Modelle reden"
Über das Thema "Neue Lehrer braucht das Land" diskutierten Experten aus Politik, Schule und Wissenschaft am vergangenen Freitag, 8.4.2005 auf dem ZEIT Forum der Wissenschaft in Berlin. "Wir brauchen den professionelleren Lehrer und nicht den Fachwissenschaftler"; kritisierte der SPD-Politiker Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister in Rheinland-Pfalz, die Ausrichtung der universitären Ausbildung auf die Unterrichtsfächer. "Wir brauchen verbindliche Vorgaben und einen Praxisbezug," so Zöllner weiter, "und wir brauchen einen verpflichtenden, relevanten Anteil an Erziehungswissenschaft, wenn man zum Lehrer ausgebildet wird, statt 90 oder 95 Prozent Fachwissenschaft."
Positiv hervorgehoben wurde das Modell der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. In der PISA-Studie schnitt die Schule hervorragend ab und besticht durch zahllose innerschulische Reformen. Die Schule ist jedoch deutschlandweit eine Ausnahme. Enja Riegel, ehemalige Direktorin der Schule, sieht einen Teil des Problems bei den Schulleitern. "Das Prinzip funktioniert an den meisten Schulen nicht. Wenn da ein Schulleiter ist, der sein Handwerk nicht versteht, der Bürokrat ist, der ängstlich ist und alles ab-blockt, dann funktioniert gar nichts. Darum müssen wir auch bei den Schulleitern was ganz Grundsätzliches ändern", so Enja Riegel.
Neue Ausbildungswege, wie die Studienabschlüsse Bachelor und Master, bieten Möglichkeiten einer praxisrelevanten Lehrerausbildung. Die bereits im Schuldienst arbeitenden Lehrer werden von diesen Maßnahmen allerdings nicht mehr erreicht. Modelle über die Einbindung aller Lehrer gibt es viele, die Umsetzung ist das Problem. "Wir müssen endlich etwas tun, und nicht nur über Modelle reden", fasst Jürgen Zöllner die Diskussion zusammen.
In den vielen konkurrierenden Modellen, die die Bundesländer zur Reform der Lehrerausbildung vorlegen, sieht Zöllner kein Argument gegen die föderale Organisation der Bildung. Aber er stellte auch klare Forderungen an seine Kollegen: "Wenn wir nicht in der Lage sind, die gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse und die Durchlässig-keit in der Lehrerausbildung sicher zu stellen, dann haben wir es nicht verdient, dass wir dafür zuständig sind."
Andreas Sentker, Leiter Ressort Wissen, DIE ZEIT und Uli Blumenthal, Deutschlandfunk diskutierten mit folgenden Bildungsexperten:
Prof. Reiner Lehberger, Institut für Schulpädagogik an der Universität Hamburg
Prof. Manfred Prenzel, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel und Leiter der deutschen PISA-Studie 2003
Enja Riegel, ehem. Direktorin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden und Autorin ("Schule kann gelingen")
Andreas Schleicher, Leiter der Abt. für Bildungsstatistiken und Analysen bei der OECD
Prof. E. Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister in Rheinland-Pfalz
PROGRAMMHINWEIS
PHOENIX - Der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF strahlt eine Aufzeichnung des ZEIT Forum der Wissenschaft am Mittwoch, 13. April 2005 ab 10.00 Uhr in der Sendung "Vor Ort" aus.
Der Deutschlandfunk sendet am 13. April 2005 ab 19.15 Uhr in der Sendung "Zur
Diskussion" eine Zusammenfassung der Veranstaltung
R. Lehberger, A. Sentker, M. Prenzel, E. Riegel, E.J. Zöllner, U. Blumenthal, A. Schleicher
© Elke Jung-Wolff, Berlin
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).